Wackelkandidat

EU baut unüberwindbare Hürden für Übernahme auf

Der Einstieg der Lufthansa bei ITA wackelt, die EU-Kommission verlangt wohl weitere Zugeständnisse.

EU baut unüberwindbare Hürden für Übernahme auf

EU baut Hürden für ITA-Übernahme auf

Weitere Zugeständnisse der Lufthansa verlangt − Entscheidung soll am 4. Juli fallen

Die Lufthansa will bei der ITA einsteigen, die EU-Kommission hat Bedenken. Weitere Zugeständnisse werden wohl verlangt, für die deutsche Airline gibt es aber eine rote Linie. Dabei geht es vor allem um die Nordatlantikverbindungen und ein Joint Venture dafür, das Lufthansa mit United Airlines und Air Canada unterhält.

bl/lis Mailand/Frankfurt

Der geplante Einstieg der Lufthansa bei ITA Airways steht auf der Kippe. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager verlangt dem Vernehmen nach weitere Zugeständnisse der deutschen Fluggesellschaft für den geplanten Erwerb von 40% für 325 Mill. Euro. Die bisherigen Vorschläge reichten nicht, ist aus italienischen Kreisen zu hören. In Rom heißt es, das ganze Vorhaben sei in Frage gestellt. Die Gefahr sei groß, dass es sich nicht mehr rechne für die Lufthansa.

Offiziell erklärte die EU-Kommission, es sei noch Zeit, die Offerte nachzubessern. Die Verschiebung der Entscheidung auf den 4. Juli ist ein klarer Hinweis, dass es Probleme gibt. Zuvor war eine Entscheidung für den 13.Juni avisiert worden. Auch ein erneutes Treffen von Italiens Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti und ITA-Airways-Präsident Antonino Turicchi mit Vestager brachte keine Klärung. „Wir haben unsere Position erläutert und warten auf die Entscheidung“, sagte der Minister. Ende April bei der Vorlage der Quartalszahlen hatte sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr noch zuversichtlich für eine Genehmigung aus Brüssel gezeigt, allerdings auch betont, die Lufthansa brauche die ITA nicht.

Streitpunkt Nordatlantik

Laut einer Sprecherin der EU ist über Einwände der Konkurrenten und Bedenken aus wettbewerbsrechtlicher Sicht gesprochen worden. Konkret sollen etwa Easyjet und Volotea mehr Slots vom Flughafen Mailand-Linate verlangt haben. Es geht aber auch um weitere Europa- und vor allem Nordamerika-Verbindungen und darum, wann die ITA Airways dem Star-Alliance-Bündnis um Lufthansa, United Airlines und Air Canada beitreten kann. Vor allem die Nordatlantikrouten von Italien nach Nordamerika sollen ein Streitpunkt sein. Nimmt man die Flüge mit hinein, die etwa die amerikanische United in diesem Segment anbietet, gibt es zahlreiche Überschneidungen mit dem Angebot der ITA.  Am Ende, so die Befürchtung der Lufthansa, könne die Forderung der Wettbewerbshüter im Raum stehen, dass sich der deutsche Carrier aus dem mit United und Air Canada unterhaltenen Joint Venture für dieses Geschäft verabschieden muss. Das, so ein Unternehmenskenner, sei für die Lufthansa aber eine rote Linie, da diese Strecken dann nicht wirtschaftlich zu betreiben wären.

ITA Airways fliegt erst seit dem Jahr 2022, gilt aber offiziell nicht als Nachfolgegesellschaft der Alitalia, die über die Jahrzehnte Verluste von geschätzten 16 Mrd. Euro eingeflogen hat, die der Steuerzahler tragen musste. Auch ITA erhielt mit Genehmigung der EU staatliche Hilfen von 1,3 Mrd. Euro und hat 2023, in einem für die Branche extrem erfolgreichen Jahr, fast die Gewinnschwelle erreicht. Zwar kann die Gesellschaft weiter fliegen, doch die Entwicklungsmöglichkeiten sind ohne eine enge Anbindung an eine große Fluglinie begrenzt. Die Regierung unterstützt deshalb einen Einstieg und eine spätere Übernahme durch die Lufthansa.

Zuletzt hatte ein Vorschlag der Regierung in italienischen Medien die Runde gemacht, Lufthansa könnte zunächst mit 19,9% statt der geplanten 41% bei Ita einsteigen, das mache den Einstieg hinsichtlich Auflagen einfacher. Allerdings könnte die italienische Airline dann auch weniger von den Synergien in der Lufthansa-Gruppe profitieren, die etwa durch Verträge mit Geschäftskunden generiert werden können.

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