EU deckt erneut Kartelle von Autozulieferern auf

Geldbußen von 155 Mill. Euro verhängt - Stuttgarter Mahle Behr muss allein 62 Mill. Euro zahlen - VW, Daimler und BMW geschädigt

EU deckt erneut Kartelle von Autozulieferern auf

ahe Brüssel – Die EU-Kommission hat erneut vier Kartelle von Automobilzulieferern aufgedeckt und Geldbußen von insgesamt 155 Mill. Euro verhängt. Beteiligt waren insgesamt sechs Unternehmen – vier aus Japan sowie je eines aus Frankreich und Deutschland -, die Klimatisierungs- und Motorkühlkomponenten herstellen und die sich zum Teil über fünf Jahre bei Preisen und Ausschreibungen abgesprochen haben. Dabei ging es um Lieferungen von Kompressoren sowie Komponenten aus dem Bereich Heizung, Lüftung und Klimatechnik (HLK) an Autobauer in Europa. Schadenersatz möglichDie Absprachen erfolgten nach Angaben der EU-Kommission bei persönlichen Treffen in Europa und Japan, aber auch per E-Mail und Telefon. Die Kartellabsprachen begannen zum Teil schon 2004 und wurden alle in der zweiten Jahreshälfte 2009 beendet. Zu den Geschädigten gehörten die VW-Gruppe, Daimler, BMW, die PAG-Gruppe (Jaguar, Land Rover, Volvo), Nissan/Renault sowie Suzuki. Diese Automobilkonzerne könnten nun auf Schadenersatz klagen.EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager machte in Brüssel deutlich, dass indirekt auch die Autokäufer über höhere Preise betroffen seien. Klimatisierungs- und Kühlkomponenten seien zwar als Produkte im Auto nicht zu sehen, dafür aber umso mehr zu spüren, sagte die Dänin. “In diesem Fall haben Sie sie möglicherweise auch in Ihrem Portemonnaie gespürt, obwohl die Temperaturregulierung in ihrem Auto funktioniert.”Zu den Kartellbeteiligten gehört auch die in Stuttgart ansässige Mahle Behr GmbH & Co. KG, die sich beim Verkauf von HLK-Teilen an VW, Mercedes und BMW mit Denso aus Japan und Valeo aus Frankreich abgesprochen hatte. Mahle Behr muss dafür nun ein Bußgeld von 62,1 Mill. Euro zahlen. Lediglich dem japanischen Konkurrenten Sanden wurde von Brüssel mit 64,6 Mill. Euro noch mehr aufgebrummt. Die Mahle-Gruppe ist ein weltweit agierender Zulieferer, der 2015 einen Umsatz von insgesamt 11,5 Mrd. Euro und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,1 Mrd. Euro verbucht hatte.Denso, ebenfalls aus Japan und an allen vier Kartellen beteiligt, profitierte dagegen von der Kronzeugenregelung: Eine eigentlich fällige Strafe von 287 Mill. Euro wurde vollständig erlassen. Lediglich in einem Fall werden für Denso jetzt 322 000 Euro fällig. In diesem Kartell trat Panasonic als Kronzeuge auf – was ebenfalls einen vollständigen Erlass der Geldbuße zur Folge hatte. Da alle sechs Unternehmen ihre Beteiligung an den Kartellen eingeräumt hatten und mit einem verkürzten und schnelleren Vergleichsverfahren einverstanden gewesen waren, wurden ihre Geldbußen noch einmal um 10 % gesenkt, wie EU-Kommissarin Vestager in Brüssel ausführte. Immer wieder die ZuliefererNach Angaben von Vestager war dies bereits die sechste Kartellentscheidung der EU gegen Automobilzulieferer seit 2012. Sie hoffe, dass die Betroffenen die Botschaft verstanden hätten, könne aber das Aufdecken weiterer Kartelle nicht ausschließen, bei denen dann andere Fahrzeugteile betroffen wären. “Man braucht viele Bauteile, um ein Auto zu bauen.”Der jetzige Beschluss mache deutlich, dass die EU Kartelle auf den europäischen Märkten nicht hinnehme, betonte Vestager weiter. Es gehe aber nicht nur um Europa. Auch die Kartellbehörden in den USA und Japan ermittelten in der Branche. Niemand dürfe sich daher sicher fühlen.