EU verhängt Rekordstrafe gegen Lastwagen-Kartell

Daimler, Volvo & Co sollen 2,9 Mrd. Euro zahlen - Schadenersatzklagen drohen

EU verhängt Rekordstrafe gegen Lastwagen-Kartell

ahe/igo Brüssel/Stuttgart – Die Europäische Kommission hat Daimler und drei weitere Lkw-Bauer wegen illegaler Preisabsprachen zu einem Rekordbußgeld von 2,93 Mrd. Euro verdonnert. Allein auf den Stuttgarter Fahrzeughersteller entfallen gut 1 Mrd. Euro, die innerhalb von drei Monaten bezahlt werden müssen. “Unsere Botschaft ist klar: Kartelle haben in Europa keinen Platz”, betonte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager in Brüssel.Die Absprachen zwischen den Unternehmen, in die den Angaben zufolge auch leitende Führungskräfte involviert waren, liefen von 1997 bis 2011 im Geschäft mit mittelschweren und schweren Trucks und wurden erst mit einer Selbstanzeige von MAN beendet. Dem Münchener Konzern wurde als Kronzeuge in dem Kartellverfahren seine Strafe, die etwa 1,2 Mrd. Euro betragen hätte, so auch komplett erlassen. Bezahlen müssen ihre Geldbußen dagegen Volvo/Renault, Iveco und DAF, die aber ebenso wie Daimler einen Abzug von 10 % erhielten, weil sie sich an einem Vergleichsverfahren beteiligten. Hierzu war die ebenfalls zu VW gehörende schwedische Scania nicht bereit. Daher läuft dieses Verfahren jetzt noch weiter, und ein Bußgeldbescheid steht noch aus.Daimler bedauerte den Fall und hat nach Angaben einer Sprecherin schon vor längerer Zeit Konsequenzen daraus gezogen, indem interne Kontrollen gestärkt und Mitarbeiter nun umfassend geschult würden. Daimler hatte – wie auch die anderen Unternehmen – schon Rückstellungen gebildet, die nun angezapft werden. Details hierzu könnten am Donnerstag veröffentlicht werden, wenn die Stuttgarter ihren Halbjahresbericht vorlegen. Am Dienstag verlor die Aktie des Dax-Konzerns 1,1 %.Auf die Lkw-Hersteller dürften neben der Geldbuße aus Brüssel aber auch noch saftige Schadenersatzforderungen der Kunden zukommen. Von Seiten der Spediteure wurden bereits Klagen angekündigt. Nach Einschätzung des Kartellexperten Thomas Funke von der Kanzlei Osborne Clarke könnte der Schadenersatz die Gesamthöhe der Bußgelder noch deutlich übertreffen.—– Nebenstehender Kommentar- Bericht Seite 11