Europa Lichtblick für MAN und Scania

In Brasilien verschlechtert sich die Lage für die Nutzfahrzeughersteller

Europa Lichtblick für MAN und Scania

jh München – Verglichen mit dem Abgasskandal sind die Probleme des VW-Konzerns im Nutzfahrzeuggeschäft ziemlich klein. Die Tochterunternehmen MAN und Scania müssen allerdings im wichtigen brasilianischen Markt mit dem Kollaps der Nachfrage klarkommen. “Kurzfristig erwarten wir keine Besserung”, sagte Per Hallberg, der Vorstandsvorsitzende des schwedischen Lastwagen- und Busherstellers, in einer Telefonkonferenz. Daimler hatte schon in der vergangenen Woche von düsteren Aussichten berichtet: Das Marktvolumen in Brasilien werde sich in diesem Jahr verglichen mit 2014 halbieren.Positiv entwickelt sich dagegen der Heimatkontinent. “Glücklicherweise sehen wir eine spürbare Erholung des europäischen Nutzfahrzeugmarkts”, schreibt Joachim Drees, seit diesem Monat neuer Vorstandschef von MAN in München, an die Aktionäre. Die ebenfalls am Dienstag veröffentlichten Zahlen des Branchenverbandes ACEA bestätigen dies. Im September wurden im neunten Monat in Folge in der EU mehr Nutzfahrzeuge zugelassen: Die Zahl stieg um fast 15 % auf 208 000. Für die ersten neun Monate ergibt sich ein Zuwachs von gut 12 %. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass 2014 ein besonders schwaches Jahr für den europäischen Markt war. Wegen der seit Anfang 2014 gültigen EU-Abgasnorm Euro 6 hatten viele Kunden Käufe vorgezogen. Nun sind in Europa auch die Aussichten offenbar gut. “Wir sehen noch keine Anzeichen für eine Abschwächung”, sagte Scania-Chef Hallberg. Scania vor DaimlerIm Vergleich der Umsatzrendite bezogen auf das operative Ergebnis sind die Schweden weit vor MAN geblieben. Scania erzielte im dritten Quartal 10,1 %, MAN im Nutzfahrzeuggeschäft gerade einmal 0,5 % und im Konzern 2,6 %. Der Konkurrent Daimler kam in der Lkw-Sparte auf 8,3 %, Volvo auf 7,2 %.Das in der Tochterfirma MAN Truck & Bus zusammengefasste europäische Nutzfahrzeuggeschäft schaffte eine Marge von knapp 1,5 %. Ende Juli hatte Drees als Ziel 6 bis 6,5 % genannt. 2018 soll dieser Wert erstmals erreicht werden. MAN Truck & Bus hat dafür ein Effizienzprogramm gestartet, mit dem der Verbund von fünf Standorten in Deutschland, Österreich und Polen neu geordnet wird. Dabei werden 1 800 Stellen gestrichen, davon 1 400 in der Verwaltung. MAN hat im zweiten Quartal mit 170 Mill. Euro dafür Vorsorge getroffen. Deshalb ergibt sich für die ersten neun Monate 2015 in der Truck & Bus-Sparte ein operativer Verlust von 18 Mill. Euro.MAN Diesel & Turbo erzielte von Januar bis September ein operatives Ergebnis von 175 (i.V. 147) Mill. Euro, was eine Umsatzrendite von 7,2 (6,4) % bedeutet. Die Auftragslage verschlechtert sich aber: Das Bestellvolumen sank um 11 %, im dritten Quartal sogar um 20 %. Ein Grund ist die Öl- und Gasindustrie, die wegen des gefallenen Ölpreises weniger investiert und von MAN weniger Turbomaschinen abnimmt.Der Auftragseingang des Konzerns sank im dritten Quartal um 9 % auf 3,2 Mrd. Euro, der Umsatz um 7 % auf 3,3 Mrd. Euro. Unter dem Strich steht ein Nettogewinn von 55 (26) Mill. Euro.