Europa schiebt Autoindustrie an

EY: Großbritannien im Halbjahr wichtigster Exportmarkt - Zulieferer können nicht mithalten

Europa schiebt Autoindustrie an

Die deutsche Automobilindustrie ist auch in der ersten Jahreshälfte weiter gewachsen. Laut einer EY-Erhebung schwächte sich aber das Umsatzwachstum auf nur noch 3,9 % ab. Knapp halb so stark legten dabei die Zulieferer zu. Getragen wird das Wachstum vor allem von der Nachfrage in Europa.po Frankfurt – Die deutsche Automobilindustrie ist trotz der Marktwidrigkeiten in Schwellenländern und den Problemen in den USA auch in der ersten Jahreshälfte gewachsen. Nach EY-Erhebungen ging der Umsatz der Hersteller um 3,9 % auf 163,2 Mrd. Euro nach oben. In der Vergleichszeit vor einem Jahr hatte das Wachstum allerdings noch bei 12,8 % gelegen.Obwohl die Kfz-Zulieferer einen immer größeren Anteil an der gesamten automobilen Wertschöpfung haben, blieben sie in der Berichtszeit mit einem Umsatzwachstum von 1,9 % auf 38,8 Mrd. Euro deutlich hinter dem Tempo der Hersteller zurück. Ein Jahr zuvor hatten sie mit 3,2 % noch eine stärkere Expansionsrate geschafft. Die gesamte Branche kam damit auf 208 Mrd. Euro Umsatz, 3,8 % mehr als vor Jahresfrist.Grund für die nachlassende Dynamik sind laut EY schlechtere Geschäfte mit außereuropäischen Abnehmern. So seien die Exporte in Länder außerhalb Europas im ersten Halbjahr um 1,8 % auf 41,9 Mrd. Euro gesunken, wobei sich mit einem Minus von 11 % der wichtige US-Markt besonders schwach entwickelte (siehe Grafik). Europa und vor allem die Eurozone dagegen entwickelten sich zur wichtigsten Stütze für die deutsche Automobilindustrie. Risiko BrexitDabei löste Großbritannien in der Berichtszeit die USA als wichtigster Exportmarkt für die deutsche Automobilindustrie ab, obwohl die Exportumsätze nach UK stagnierten. Die große Abhängigkeit der deutschen Industrie vom britischen Markt sieht EY-Partner Peter Fuß mit Sorge: “Zwar hat sich der britische Neuwagenmarkt auch nach dem Brexit-Votum stabil positiv entwickelt, es bleiben aber erhebliche Risiken.” Niemand wisse derzeit, wie der Austritt Großbritanniens aus der EU konkret gestaltet werde.Trotz der hohen Arbeitskosten in Deutschland sei es bislang nicht zu dem vielfach befürchteten Arbeitsplatzabbau hierzulande gekommen. Im Gegenteil: “Derzeit arbeiten so viele Menschen in der deutschen Automobilindustrie wie nie zuvor.” Die Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten hätten im ersten Halbjahr ihre Belegschaft um 2,3 % auf 806 000 Menschen ausgeweitet. Davon wurden 470 000 bei den Herstellern, 301 000 bei den Zulieferern und 34 000 bei den sonstigen Herstellern beschäftigt. Mit 0,3 % fiel der Belegschaftsaufbau bei den Zulieferern wie beim Umsatz unterdurchschnittlich aus. Bei den Herstellern stellte sich der Anstieg auf 2,7 %.Wie sich die Autoindustrie mittelfristig entwickeln werde, hängt laut EY vor allem davon ab, ob es Herstellern und Zulieferer gelingt, den anstehenden Wandel aktiv zu gestalten und für eigenes Wachstum zu nutzen. “Die Autobranche ist gerade dabei, sich neu zu erfinden”, so Fuß.Klar sei aber auch, dass die zunehmende Digitalisierung letztlich auf Kosten der Beschäftigung gehen werde. “Zukünftig werden weniger Arbeiter am Band stehen.” Vor allem würden sich die Produkte radikal ändern. “Der Elektromotor wird den Verbrennungsmotor ablösen”, ist sich der EY-Partner sicher.