Europa verliert Rückhalt im "Footsie"

Finanzchefs britischer Unternehmen zeigen nachlassende Begeisterung für EU

Europa verliert Rückhalt im "Footsie"

hip London – Die Europabegeisterung der Finanzchefs von britischen Großunternehmen aus dem Leitindex FTSE der Londoner Börse – dem “Footsie” – hat im Schlussquartal spürbar nachgelassen. Wie der aktuellen CFO-Umfrage von Deloitte zu entnehmen ist, sprachen sich nur noch 62 % für den Verbleib in der Europäischen Union aus. Zur Jahresmitte waren es noch 74 %. Das Ergebnis spiegele wider, was sich in den Meinungsumfragen der vergangenen sechs Monate unter der breiteren Öffentlichkeit bereits abgezeichnet hatte, sagte David Sproul, Senior Partner und Chief Executive von Deloitte in Großbritannien. Eine klare Mehrheit der CFOs unterstütze weiterhin eine Mitgliedschaft in der Staatengemeinschaft, allerdings sei der Anteil derjenigen, die sich uneingeschränkt dafür aussprechen, zurückgegangen.Premierminister David Cameron hatte im Wahlkampf versprochen, bis Ende 2017 ein Referendum über die Zukunft des Landes in Europa abzuhalten. In Umfragen liegen Befürworter und Gegner der EU-Mitgliedschaft in etwa gleichauf. Die französische Investmentbank Société Générale bezifferte das Brexit-Risiko zuletzt auf 45 %. Die Finanzmärkte hätten von diesem Thema bislang wenig Notiz genommen, zitiert der “Telegraph” Patrick Legland, Head of Global Research der Bank. Dabei würde ein Austritt das britische Wachstum ein ganzes Jahrzehnt lang belasten.An der Deloitte-Umfrage nahmen 137 Finanzchefs von FTSE-350-Gesellschaften und nicht börsennotierten Großunternehmen teil. Die Zahl der Unentschlossenen und derjenigen, die ihre Entscheidung vom Ergebnis der Bemühungen Camerons abhängig machen, in Brüssel Zugeständnisse durchzusetzen, stieg von 24 auf 32 %. Die Zahl der Befürworter eines Austritts erhöhte sich von 2 auf 6 %. Die Zahl der CFOs, von denen die Perspektiven ihres Unternehmens im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten weniger optimistisch bewertet werden, stieg von 20 auf 30 %. Positiver blicken lediglich 12 % in die Zukunft. Ende des ersten Halbjahres 2015 waren es noch 36 %. Lediglich gut die Hälfte rechnet für die kommenden 12 Monate mit steigendem Umsatz. Im Sommer waren es noch 81 %.Der Anteil derjenigen, für die Expansion durch Zukäufe zu den Prioritäten zählt, ging von 22 % im vorangegangenen Quartal auf 19 % zurück. Dagegen wurde erstmals binnen zwölf Monaten dem Thema Kostensenkung Platz 1 auf der Agenda eingeräumt. Für 44 % der CFOs sind Sparmaßnahmen eines der wichtigsten Themen. Im dritten Quartal zählten sie nur 34 % zu ihren Prioritäten. Auch Maßnahmen zur Steigerung des Cash-flows erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Sie werden von 37 % für sehr wichtig gehalten.