Europäer machen in der Industrie Revolution

Siemens, ABB und Schneider sind nach Einschätzung von Analysten bestens für die Digitalisierung aufgestellt

Europäer machen in der Industrie Revolution

sp Frankfurt – Europäische Industrieausrüster, allen voran Siemens, ABB und Schneider Electric, haben nach Einschätzung von Marktbeobachtern gute Chancen, bei der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung von industriellen Wertschöpfungsketten, der “vierten industriellen Revolution”, eine führende Rolle zu spielen. Schon heute liegen sie in der industriellen Automationstechnik vorn, der auf dem Weg in die vernetzte “Industrie 4.0” große Bedeutung zukommt (siehe Grafik).Gemeinsam kamen die drei Konzerne nach Angaben von Analysten der UBS im vergangenen Jahr in dem mehr als 120 Mrd. Dollar schweren Markt für Prozessautomation und diskrete Automationstechnik auf einen Anteil von mehr als einem Drittel. In Verbindung mit ihren Kompetenzen rund um Steuerungssoftware hat vor allem Siemens im Rennen um die Digitalisierung industrieller Wertschöpfungsketten einen Wettbewerbsvorteil. “Unter den großen Automatisierungsanbietern ist Siemens unserer Ansicht nach am besten positioniert”, schreiben Analysten von UBS in einer Studie zum sogenannten “Internet der Dinge” und den Auswirkungen für die Fertigungsindustrie und ihre Ausrüster.Die Umsätze, die der Dax-Konzern allein mit Software erzielt, seien um ein Vielfaches höher als das Geschäft von Wettbewerbern in diesem Bereich. Allerdings müssen sich die Münchner hier nicht nur mit den üblichen Verdächtigen aus der eigenen Branche messen, sondern auch mit reinen Softwareanbietern wie Aveva, Nemetschek und Dassault. Und auch bei SAP, führend bei Software zur Unterstützung von Unternehmensfunktionen wie Buchhaltung, Beschaffung und Einkauf, hört man wieder öfter das Stichwort “Industrie 4.0”. Das “Internet der Dinge” biete SAP großes Wachstumspotenzial in ihrem Geschäft mit Software aus der sogenannten Cloud, sagte Technikvorstand Bernd Leukert vor wenigen Tagen im Gespräch mit Journalisten am Firmensitz in Walldorf. Bislang nähert sich SAP der Industrie 4.0 allerdings eher von der Seite der Geschäftsfunktionen und ist kein reiner Anbieter von Software zur Unterstützung industrieller Produktionsprozesse, schreiben Analysten von J. P. Morgan. Sie sehen mit Blick auf die Automatisierung industrieller Prozesse ebenfalls die Europäer vorne. “Wir gehen davon aus, dass die europäischen Anbieter ABB, Schneider und Siemens beim Aufbau von Softwarekapazitäten weiter fortgeschritten sind als ihre amerikanischen und japanischen Wettbewerber”, heißt es in der Studie des Bankhauses zur Digitalisierung der industriellen Automation. Sechs fette JahreUnabhängig von einer digitalen Revolution läuft das Geschäft mit der Prozessautomation für die deutsche Elektroindustrie prächtig. “Wir rechnen für dieses Jahr mit einem erfreulichen Wachstum von 6 bis 7 % bei den weltweiten Auftragseingängen”, sagte Hans-Georg Kumpfmüller, Fachbereichsvorsitzender Messtechnik & Prozessautomatisierung beim Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), in dieser Woche. Für 2015 erwarten die Mitgliedsunternehmen des Fachbereichs das sechste Wachstumsjahr in Folge. 2013 haben die deutschen Branchenunternehmen einen Umsatz von 19 Mrd. Euro erreicht. Die Automationstechnik insgesamt macht mehr als ein Viertel der Umsätze des gesamten Industriezweigs von zuletzt gut 170 Mrd. Euro aus.