Europäischer Automarkt gibt Gas

ACEA: Im August deutliches Plus bei Neuzulassungen - VW verliert nach Dieselskandal weiter Marktanteile

Europäischer Automarkt gibt Gas

Nach einem schwachen Juli haben die Autoverkäufe im August wieder deutlich angezogen. Hohe Zuwachsraten registriert der Herstellerverband ACEA in den einstigen Krisenländern Italien und Spanien.ge Berlin – Nach einem leichten, 1,4-prozentigen Minus im Juli ist der europäische Neuwagenmarkt im August wieder deutlich gewachsen. Im Vormonat legten die Pkw-Neuzulassungen in der Europäischen Union um ein Zehntel auf 819 126 Autos zu und in Westeuropa um 8 % auf 765 797 Wagen, wie die Herstellervereinigung ACEA mitteilte. “Der europäische Neuwagenmarkt ist weiter auf einem stabilen Wachstumskurs”, urteilt Peter Fuß, Partner bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Angetrieben werde der flotte Autoabsatz von der Erholung in den ehemaligen Krisenländern und der auf sehr hohem Niveau stabil positiven Entwicklung in den beiden größten Märkten Deutschland und Großbritannien. “Vor allem das Absatzwachstum des britischen Marktes ist eine gute Nachricht, hat doch die Brexit-Diskussion bislang nicht zu dem befürchteten Einbruch bei den Neuwagenkäufen geführt.” Zwar seien mit dem gesunkenen Verbrauchervertrauen auch die privaten Neuwagenkäufe zuletzt leicht zurückgegangen. Dieser Rückgang wurde aber durch gestiegene gewerbliche Neuzulassungen mehr als kompensiert, registriert Fuß. Dacia auf der ÜberholspurDeutliche Zuwächse sind in den einstigen Krisenländern Italien – plus 20 % – und Spanien mit knapp 15 % zu beobachten – trotz des Auslaufens der dortigen Abwrackprämie. Davon profitierten vor allem Fiat mit einem Plus von fast 22 % zum Vorjahresmonat sowie die Billigmarke Dacia von Renault, deren Verkäufe um gut ein Drittel nach oben schossen. Dagegen setzt sich die Talfahrt des VW-Konzerns nach dem Dieselskandal weiter fort, liegt der Marktanteil in der EU inzwischen doch nur noch bei 23,9 %, nach 25,1 % vor Jahresfrist. BMW steigerte seinen Marktanteil dagegen von 6,3 auf 6,5 %. Weltmarkt plus 3 ProzentNoch einen Tick besser konnte Daimler punkten, die von 5,7 auf 6,0 % zulegten. Insgesamt wurden allein in Deutschland im August 8,3 % mehr Pkw erstmals zugelassen.Niedrige Zinsen und eine in vielen Ländern robuste bis gute Konjunkturentwicklung sorgten nach wie vor für Kauflaune bei privaten wie gewerblichen Autokäufern, beobachtet Fuß. Auch die europaweit sinkende Arbeitslosigkeit und niedrige Sprit- und Energiekosten begünstigten das Absatzwachstum. Für das Gesamtjahr rechnet der EY-Experte mit einem Anstieg der Pkw-Neuzulassungen in der EU um 7 % auf 14,6 Millionen Autos – das wäre der höchste Wert seit dem Vorkrisenjahr 2007.Matthias Wissmann, der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), erwartet für den westeuropäischen Pkw-Markt ein Plus von 5 % auf 13,8 Millionen Neuwagen. Doppelt so schnell dürfte der chinesische Markt expandieren, wo die reduzierte Mehrwertsteuer für kleinmotorige Pkw und relativ schwache Vorjahresmonate für höhere Absatzzahlen sorgen als erwartet. Dementsprechend setzt der VDA seine diesjährige Wachstumsprognose von 8 % auf 10 % hoch. Damit kämen 2016 gut 22 Millionen Pkw neu auf die fernöstlichen Straßen. Der US-Markt dürfte dagegen leicht um 2 % auf 17,1 Millionen Light Vehicles zurückgehen. Über alle Kontinente hinweg bleibt der Pkw-Weltmarkt damit auf Wachstumskurs. Der VDA erwartet ein Plus von 3 % auf 80,4 Millionen erstmals zugelassene Pkw.