Europäisches Cloud-Projekt zieht Unternehmen an

Mehr als hundert Firmen haben Interesse bekundet - Standards für Austausch und Nutzung von Daten

Europäisches Cloud-Projekt zieht Unternehmen an

sp Berlin – Die vor knapp einem Jahr unter dem Titel Gaia-X gestartete Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums für eine moderne europäische Dateninfrastruktur in der Cloud zieht nach Einschätzung des Ministeriums das wachsende Interesse von Unternehmen auf sich. Nachdem im September jeweils elf Gesellschaften aus Deutschland und Frankreich die Gründungsurkunde der Gaia-X-Stiftung unterzeichnet haben, die die Entwicklung gemeinsamer Standards für eine europäische Cloud vorantreiben soll, haben mittlerweile mehr als 100 weitere Unternehmen ihr Interesse bekundet, als Mitglieder der ersten Stunde an dem Projekt mitzuarbeiten. Das teilte das Wirtschaftsministerium am Mittwoch in Berlin mit, während der erste Gaia-X Summit, der heute fortgesetzt wird, als virtuelle Veranstaltung über die Bühne ging.Insgesamt sind nach Angaben des Ministeriums bereits mehr als 350 europäische Unternehmen und Organisationen sowie 800 internationale Partner an Gaia-X beteiligt. Ziel des Projektes sei die Schaffung datenbasierter Ökosysteme in Europa, die Innovationen durch neuartige datengesteuerte Dienste und Anwendungen hervorbringen könnten, betonte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Dabei geht es explizit nicht um den Aufbau eines eigenen Cloud-Angebotes nach Vorbild von sogenannten Hyperscalern wie Amazon, deren Cloud-Sparte mit IT-Diensten aus den eigenen Rechenzentren im zurückliegenden Quartal mehr als 30 Mrd. Dollar Umsatz erzielt hat, sondern um gemeinsame Standards und Technologie, mit denen der sichere Austausch und die sichere Nutzung von Daten garantiert werden sollen. Die Anwendungsbereiche von Gaia-X zielen dabei vor allem auf sensible Industriedaten, wo Europa seine Chance sieht, sich gestützt auf transparente Sicherheitsstandards und mehr Datenschutz im Umgang mit Daten im Wettbewerb mit Anbietern aus den USA und China profilieren zu können.”Gaia-X muss der europäische Goldstandard in der Industrie werden”, forderte Iris Plöger, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), und nahm dabei die Politik in die Pflicht. Sie sollte Forschungs- und Entwicklungsprojekte in wirtschaftlichen Anwendungsbereichen von Gaia-X stärker fördern. “Es wird immer entscheidender, schnellstmöglich Angebote mit einem konkreten Mehrwert für Unternehmen zu schaffen”, sagte Plöger. Gaia-X sei aber auch eine Chance für Bund, Länder und Kommunen, die Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung voranzutreiben. “Deutschland liegt mit seinen digitalen Diensten auf einem inakzeptablen 21. Platz im Ranking der 27 EU-Staaten. Eine hohe Nachfrage aus dem öffentlichen Sektor würde Gaia-X die dringend notwendige Starthilfe geben.” Über den Erfolg von Gaia-X werde entscheiden, ob die Hoheit der Nutzer über die eigenen Daten tatsächlich gewährleistet sei, betonte der Digitalverband Bitkom. Zertifizierung ab Mitte 2021Laut Wirtschaftsministerium werden momentan in knapp 50 Fallbeispielen Bedarfe ermittelt und dann in Arbeitsgruppen vertieft, zum Beispiel für die Industrie, das Gesundheitswesen, die öffentliche Verwaltung, den Finanzsektor sowie die Bereiche Energie und Mobilität. Mitte 2021 sollen erste Gaia-X-konforme Dienste zertifiziert werden können.