Europas Automärkte stecken fest

ACEA: Im Januar so geringe Verkaufszahlen wie seit 1990 nicht mehr - Absatzschub in China

Europas Automärkte stecken fest

Europas Autohändler haben sich im Januar mit dem Verkaufen von Neuwagen so schwergetan wie seit 1990 nicht mehr. Die Herstellervereinigung ACEA berichtet von einem Rückgang der Pkw-Neuzulassungen in Westeuropa um 8,9 % auf 857 500 Einheiten. Von den wichtigen Märkten glänzte nur Großbritannien mit einem deutlichen Absatzplus.po Frankfurt – Der vergleichsweise harte Winter und die schwache Wirtschaftsentwicklung in weiten Teilen des Kontinents haben die westeuropäischen Automärkte fest im Griff. Wie die Herstellervereinigung ACEA berichtet, wurden im Januar mit 857 510 Pkw 8,9 % weniger neu in den Verkehr gebracht als vor einem Jahr. Dieses Januar-Ergebnis sei für diesen Monat der niedrigste Wert seit Beginn der statistischen Erhebung 1990, heißt es bei ACEA.Von den großen Einzelmärkten konnte sich lediglich das Inselreich Großbritannien dem ansonsten anhaltenden Abschwung entziehen. Dank eines Verkaufsanstiegs von 11,5 % setzten sich die Briten hinter Deutschland auf Rang 2 der führenden Automärkte Westeuropas (siehe Tabelle). Trotz eines Verkaufsrückgangs von 8,6 % auf 192 090 Einheiten behauptete Deutschland seine führende Stellung in Westeuropa. Mit zweistelligen Prozentsätzen ging es dagegen in Frankreich und Italien zurück. Der französische Markt, wo der angeschlagene Konzern PSA Peugeot Citroën auf eine milliardenschwere Staatsgarantie für seine Finanzierungssparte hofft, rutschte im Berichtsmonat um 15,1 % auf 125 000 Fahrzeuge ab. Fiats Heimatmarkt Italien legte den Rückwärtsgang sogar um 17,6 % auf 113 500 Fahrzeuge ein. Fiat-Konzernlenker Sergio Marchionne hat wegen der misslichen Absatzlage bereits Fahrzeugneuentwicklungen auf Eis gelegt. Über den dramatischsten Rückgang musste von den wichtigen Märkten allerdings Holland berichten. Hier sackten die Verkaufszahlen um 31,3 % auf 48 294 Einheiten ab.Spaniens Automarkt schrumpfte zwar mit 9,6 % auf 49 671 Fahrzeuge etwas weniger stark, hat damit aber an Bedeutung nachhaltig verloren. Der belgische Markt legte um 13,3 % zu und übertrumpfte Spanien mit 50 684 Verkäufen knapp. Premium hält sichUnter den Herstellergruppen erwiesen sich im Januar vor allem die hiesigen Premiumanbieter als vergleichsweise resistent. So drückte BMW gut 10 % mehr Neuwagen der Hauptmarke in die Märkte, während der Mini-Verkauf schwächelte (siehe Tabelle). Auch der Stuttgarter Konkurrent Daimler legte mit Mercedes um 4,8 % zu, während die Kleinwagensparte Smart an Boden verlor. Europaweit behielt aber die VW-Premiummarke Audi trotz eines leichten Verkaufsrückgangs von 2,3 % mit 48 889 Verkäufen die Nase in dem Segment vorn. Jaguar Land Rover steigerte ihre Verkaufszahlen um ein gutes Fünftel auf 11 700 Fahrzeuge. Lediglich der japanische Toyota-Konzern konnte mit seiner Luxusmarke Lexus nicht punkten: Die Lexus-Verkaufszahl halbierte sich europaweit auf 1 600 Stück.Während sich die westeuropäischen Automärkte im Januar erwartungsgemäß schwach zeigten, boten Wachstumsmärkte anderswo für exportorientierte Hersteller einen Ausgleich. So schnellten die Verkaufszahlen in China vor allem deshalb um 59,2 % empor, weil die Feiertage zum Neujahrsfest dieses Jahr in den Februar fielen, betont der Verband der Automobilindustrie (VDA).In den USA setzte sich der stetige Wachstumstrend fort, an dem gerade die deutschen Hersteller stark partizipieren. Und in Lateinamerika wuchs der größte Einzelmarkt Brasilien ungewohnt kräftig um 17,6 %, weil sich die Regierung dort zu einer weiteren Verlängerung der Marktanreize entschlossen hat. Dass nicht jedes Schwellenland die Erwartungen erfüllt, zeigt die Entwicklung in Indien. Dort kamen im Januar 4,6 % weniger Wagen neu auf die Straßen als vor Jahresfrist.—– Kommentar Seite 1