Euroschwäche stärkt Dax-Konzerne

EY: Rekordgewinne und Umsätze im zweiten Quartal - Unsicherheiten in China strahlen aus

Euroschwäche stärkt Dax-Konzerne

Deutschlands Topkonzerne auf Rekordkurs: Im zweiten Quartal haben die Dax-Unternehmen den aggregierten Umsatz um 11 % auf 335 Mrd. Euro und die operativen Ergebnisse um 10 % auf 32 Mrd. Euro gesteigert. Nie zuvor waren Einnahmen und Gewinne in einem zweiten Quartal so hoch. Dies liegt nicht zuletzt am schwachen Euro.wb Frankfurt – Währungseffekte haben den Dax-Konzernen im zweiten Quartal einen Umsatzschub von mindestens 20 Mrd. Euro verschafft bei einem Umsatzwachstum von 34 Mrd. Euro in den drei Monaten. Damit summieren sich die Vorteile der Dax-Industrieunternehmen im bisherigen Jahresverlauf auf mindestens 37 Mrd. Euro, wie aus Analysen der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) hervorgeht.Die Mehrzahl hat von April bis Ende Juni Umsatz und Ertrag gesteigert – nur RWE verzeichnete einen Einnahmerückgang. Lediglich sieben der 25 Industrieemittenten verdienten vor Steuern und Zinsen (Ebit) weniger als in der Vorjahreszeit. Das größte Umsatzplus meldet Infineon mit 43 % nach dem Zukauf von International Rectifier. In absoluten Zahlen hat Daimler im Ebit die Nase vorn (vgl. Tabelle). Am umsatzstärksten ist nach wie vor VW mit 56 Mrd. Euro (plus 10 %). Allerdings hat der Dax-Gewinnzuwachs von 10 % auf 32,0 Mrd. Euro nicht ganz mit der Umsatzentwicklung (um 11 % auf 335,4 Mrd. Euro) Schritt gehalten. Mehr Schein als Sein”Der schwache Euro lässt die Umsatzentwicklung außerhalb Europas besser aussehen, als sie tatsächlich ist”, kommentiert EY-Partner Thomas Harms. Im Quartal lag der Eurokurs im Vergleich zum Dollar knapp 20 % niedriger als im Vorjahresabschnitt. Dies lässt im Ausland erzielte Einnahmen bei der Umrechnung in die Gemeinschaftswährung wachsen, wovon vor allem stark internationalisierte Unternehmen profitieren, die erhebliche Umsätze außerhalb des Euroraums erwirtschaften. So erkläre sich auch, dass der Anteil der außerhalb Europas erwirtschafteten Umsätze von 48 auf 51 % gewachsen ist. Wie stark der Einfluss von Währungseffekten ist, zeigt die Umsatzentwicklung in Nordamerika, wo Deutschlands Topkonzerne aktuell 25 (i.V. 22) % ihrer Erlöse erwirtschaften. Die dortigen Umsätze legten in Euro ausgewiesen im Vergleich zur Vorjahreszeit um fast ein Drittel zu, was erheblich wechselkursbedingt ist.Prozentual zweistellige Umsatzzuwächse (14 %) meldeten die Unternehmen auch für Asien-Pazifik, wobei auch hier Wechselkurseffekte eine Rolle spielen; so wertete der Euro zum Yuan im Quartal um 20 % ab. Die jüngste Abwertung der chinesischen Währung relativiere sich vor diesem Hintergrund, dürfte aber doch bei stark in der Volksrepublik engagierten Konzernen im dritten Quartal zu Einbußen führen. Und die Wachstumsdelle im Reich der Mitte werden einige, die dort sehr stark engagiert sind, schmerzlich spüren, sagt der EY-Partner voraus. China bleibe ein Wachstumsmarkt mit nach wie vor großem Potenzial, doch kehre dort etwas Normalität ein: “Die Goldgräberstimmung ist vorüber, der Wettbewerb wird härter, die Risiken steigen.”In Europa schafften die Dax-Unternehmen immerhin ein Plus von 6 %. Sie profitierten von der robusten Konjunkturentwicklung in Deutschland und Großbritannien und der Erholung in einigen ehemaligen Krisenstaaten wie Spanien oder Irland. 49 (52) % der Umsätze stammten aus Europa und unverändert 17 % aus Asien. Schwellenländer wie Russland und Brasilien haben sich von Hoffnungsträgern zu Krisenfällen entwickelt. Für Unternehmen, die stark in Emerging Markets engagiert seien, würden die Zeiten schwieriger. Die Zinswende in den USA könne die Kapitalflucht aus Schwellenländern verstärken. Chinas schwächeres Wachstum führe zu sinkenden Wachstumsraten auch anderswo in Asien. Zudem träfen die niedrigen Ölpreise und der Preisverfall auch bei anderen Rohstoffen gerade rohstoffreiche Schwellenländer, worunter wiederum die Nachfrage nach Investitionsgütern leide.