Chemieindustrie

Evonik kappt Jahresziele

Diesmal ist der Schock ausgeblieben: Obwohl Evonik das Ergebnisziel für 2023 spürbar eingedampft hat, reagieren die Investoren gelassen.

Evonik kappt Jahresziele

Evonik kappt Jahresziele

Börse reagiert gelassen – Investitionen werden weiter zusammengestrichen

ab Düsseldorf

Nach dem Weckruf von Lanxess vor wenigen Wochen hat die Gewinnwarnung von Evonik am Montag keine Schockwellen mehr ausgelöst. Gleichwohl streicht der Essener Chemiekonzern seine Ergebnisprognose ebenfalls deutlich zusammen. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) wird nur noch zwischen 1,6 und 1,8 Mrd. Euro verortet, wie mitgeteilt wird. Zugleich wird das Umsatzziel auf 14 bis 16 (zuvor: 17 bis 19) Mrd. Euro eingedampft. Bei der Vorlage des Zwischenberichts zum ersten Quartal hatte Evonik das Ergebnisziel zunächst an den unteren Rand des von 2,1 bis 2,4 Mrd. Euro reichenden Prognosekorridors verschoben.

Nachfrage bleibt aus

„Leider ist die Erholung im Mai und Juni um einiges schwächer ausgefallen, als wir erwartet hatten“, wird Vorstandschef Christian Kullmann zitiert. Wenngleich die eingeleiteten Sparmaßnahmen einen deutlicheren Ergebniseinbruch verhindert hätten, „lahmt die Weltwirtschaft, und das bekommen auch wir zu spüren“. Für das zweite Quartal wird ein bereinigtes Ebitda zwischen 430 und 4450 Mill. Euro in Aussicht gestellt, entsprechend einem Rückgang zum Vorjahr um etwa 40%.

Dennoch zeigten sich die Investoren zunächst wenig beeindruckt vom Ausmaß der Prognosekorrektur. Letztlich ging der MDax-Wert mit einem Tagesverlust von 1,1% aus dem Handel. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Anleger mit der Gewinnwarnung von Lanxess am 20. Juni den gesamten Sektor einer Neubewertung unterzogen hatten.

Die prononcierten Nachfrageschwäche erstreckte sich im zweiten Quartal nach den Angaben über alle Endmärkte, da sich der Lagerabbau fortsetzte. Die Absatzmengen verharrten auf dem niedrigen Niveau des ersten Quartals, das Evonik als „weniger schön, als ohnehin befürchtet“ umschrieben hatte. Der Umsatz wird im zweiten Quartal in einer Größenordnung von knapp 4 Mrd. Euro erwartet und damit leicht unter dem Niveau des Vorquartals. „Derart schwache Absatzmengen haben wir lange nicht erlebt, über solch einen langen Zeitraum vielleicht noch nie“, verdeutlicht Kullmann. Ein Sorgenkind bleibt das Methioningeschäft, in dem sich der Preisverfall fortgesetzt hat.

Angepasst wird auch die Cashflow-Prognose, wenngleich die Essener am Ziel festhalten, die Cash Conversion Rate wieder in Richtung 40 (i.V. 32)% zu verbessern. Angesichts des niedrigeren Ergebnisses rücke ein höherer Free Cashflow als im Vorjahr, als 785 Mill. Euro zuflossen, jedoch außer Reichweite. Um die Zielsetzung zu erreichen, nimmt Evonik weitere Einschnitte bei den Investitionen vor. Hatte der Chemiekonzern die Investitionsplanung zunächst von 975 auf 900 Mill. Euro gekürzt, wird das Investitionsbudget für das Gesamtjahr nun auf 850 Mill. Euro zusammengestrichen.

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