Evonik ist mit Verkauf der Baby-Care-Sparte auf Zielgeraden
Evonik ist mit Verkauf der Baby-Care-Sparte fast am Ziel
Trennung von Basischemie schwierig – Finanzchefin: Evonik ist ein Dividendenpapier
ab Essen
Maike Schuh, seit April Finanzvorstand von Evonik, hat ein dickes Desinvestitionsprogramm geerbt, dessen Abarbeitung sich zäh gestaltet. Immerhin: Beim Verkauf des Baby-Care-Geschäfts – im Fachjargon: Superabsorber – "liegen wir in den letzten Zügen", so Schuh im Interview der Börsen-Zeitung. "Ich bin an dieser Stelle wesentlich ungeduldiger als die Juristen", sagt sie und macht klar, dass Gründlichkeit vor Schnelligkeit geht.
Beim Verkaufskandidaten Performance Intermediates (C4-Chemie) macht dagegen das schwierige gesamtwirtschaftliche Umfeld einen Strich durch die Rechnung. "Es gibt Klarheit, dass wir in diesem Jahr nicht verkaufen werden", stellt Schuh fest. "Es stünde uns schlecht zu Buche, wenn wir es unter Wert verkaufen würden", sagt die Managerin und verweist auf die "solide Cashfunktion" des Geschäfts.
Wertkorrekturen vorgenommen
Das Geschäftsfeld steht für einen Umsatz von 2,1 Mrd. Euro und ist mithin das größte der Division Performance Materials, die in Einzelteilen losgeschlagen wird. Mit Superabsorbern für Windeln hatte der Chemiekonzern zuletzt etwa 900 Mill. Euro umgesetzt. Auf dieses Geschäft hatte Evonik erst im Herbst Wertkorrekturen von 233 Mill. Euro vorgenommen.
Der Bieterprozess für die C4-Chemie ist noch nicht offiziell gestartet, soll doch ein breites Investorenfeld angesprochen werden. "Private Equity agiert momentan sehr vorsichtig, und strategische Investoren warten ab, wie sich 2024 anlässt", erläutert Schuh. Druck von Aktionären, sich schnellstmöglich aus dem emissionslastigen Geschäft zurückzuziehen, will Schuh nicht nachgeben: "Ich werde mich nicht von externen Forderungen treiben lassen."
Wandel zum reinrassigen Chemiekonzern dauert an
Seit Jahren arbeiten die Essener daran, sich in einen reinrassigen Chemiekonzern zu wandeln. Doch der Rückzug aus anderen, volatilen Massengeschäften wie jenem mit Futtermittelzusatzstoffen (Methionin) verbietet sich aus Sicht von Schuh, wenngleich Evonik hier die Kostenführerschaft verloren hat. "Für den Ausbau der Spezialchemie brauche ich Geld. Das kommt aus unseren Cash Cows. Methionin ist als Finanzierungsgeschäft total wichtig", erläutert Schuh.
Während manche Chemiekonzerne schon Dividendenkürzungen angekündigt haben, setzt Evonik auf Kontinuität. "Es wird nicht funktionieren, dass der Aktienkurs zurückgeht und zugleich die Dividende gekürzt wird", sagt Schuh und ergänzt: "Evonik ist ein Dividendenpapier."
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Interview Seite 11