Evonik schlägt erneut in USA zu

Kauf des Kieselsäure-Geschäfts von JM Huber für 630 Mill. Dollar - Finanzierung aus Bordmitteln

Evonik schlägt erneut in USA zu

Mit der zweiten Großakquisition in diesem Jahr setzt der Spezialchemiekonzern Evonik weiter auf externes Wachstum. Für 630 Mill. Dollar wird das Geschäft mit Kieselsäure vom familiengeführten US-Mischkonzern JM Huber erworben.ab Düsseldorf – Der Spezialchemiekonzern Evonik setzt seine Einkaufstour in den USA fort. Für 630 Mill. Dollar verleiben sich die Essener das Geschäft mit Kieselsäuren des familiengeführten Mischkonzerns JM Huber ein, wie mitgeteilt wird. In der Transaktion geht es um ein Umsatzvolumen (2016) von knapp 300 Mill. Dollar. Das Geschäft gilt als hochprofitabel mit einer Umsatzrendite von 20 % plus und als stabil. Für den laufenden Turnus wird für das zu erwerbende Geschäft mit einem operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) von 60 Mill. Euro gerechnet.Finanziert werden soll die Übernahme aus Barmitteln und den vorhandenen Kreditlinien. Rein rechnerisch zahlt Evonik ein Ebitda-Multiple von 10,5. Berücksichtigt man Synergien, die mit 20 Mill. Dollar veranschlagt werden, und Steuervorteile, wird nach den Angaben aber nur das Siebenfache des Ebitda bezahlt. Für das Additivgeschäft von Air Products hatte Evonik zu Beginn des Jahres noch weitaus tiefer in die Tasche greifen müssen. Synergien unberücksichtigt, belief sich das Multiple auf über 15, inklusive Synergien und Steuereffekten lag das Vielfache bei knapp dem zehnfachen Ebitda. Der 3,8 Mrd. Dollar schwere Deal dürfte in den nächsten Wochen abgeschlossen werden.Der Aufsichtsrat segnete die jüngste Akquisition am Freitag ab. Mit dem Closing wird spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2017 gerechnet. Da das Geschäft als ideale Ergänzung zum vorhandenen Silica-Geschäft angesehen wird, dürfte es auch kartellrechtlich keine Schwierigkeiten geben. Evonik ließ sich von Valence Group, einer auf die Chemieindustrie spezialisierten M & A-Boutique, beraten. Daneben waren KPMG und Alvarez & Marsal am Start. JM Huber griff auf BoA Merrill Lynch und Moelis & Co. zurück. Ideale ErgänzungWährend Silica von Evonik in erster Linie in industriellen Anwendungen, vor allem in Reifen, zum Einsatz kommt, hat sich Huber auf die Verwendung der Kieselsäuren in Mundpflege und Kosmetikartikeln spezialisiert. Zudem gilt das Geschäft auch in regionaler Hinsicht als komplementär. Neben dem Ausbau des Asiengeschäfts – dort soll Huber vor allem in Indien über eine gute Marktposition verfügen – sind die US-Amerikaner natürlich auch in ihrem Heimatmarkt gut aufgestellt. Hinzu kommt nach den Angaben, dass Evonik mit dem Kauf auch die eigene Wertschöpfungskette verlängert, bringt Huber doch auch das Silica-Vorprodukt Natriumsilikat mit.An der Börse kam die Nachricht gut an. Am Freitag legte die Aktie um 0,8 % auf 28,10 Euro zu, notiert damit aber weiterhin deutlich unter dem Emissionspreis von 32,20 Euro.”Mit dieser Akquisition kombinieren wir die Stärke des vielseitigen Silica-Geschäfts. Das Geschäft mit der Reifenindustrie wächst dynamisch, das Dentalgeschäft ist stabil und weniger zyklischen Schwankungen unterworfen”, erläuterte Evonik-Chef Klaus Engel. “Das Silica-Geschäft ist in unserem Portfolio der zweitbeste Ergebnisträger. Dieses Geschäft bauen wir jetzt gezielt aus”, sagte Strategievorstand Christian Kullmann der Börsen-Zeitung.Das Geschäft mit Kieselsäure gehört bei Evonik jedoch schon länger zu den ausgewiesenen Wachstumsfeldern. So soll kommende Woche der Spatenstich für eine neue Worldscale-Anlage in den USA gesetzt werden. Hier wird künftig vor allem für die Reifenindustrie produziert. Nach früheren Angaben hat Evonik die Kapazitäten für gefällte Kieselsäure zwischen 2010 und 2014 weltweit bereits um 30 % ausgebaut. Das ertragsstärkste Geschäft ist jedoch jenes mit dem Futtermittelzusatz Methionin, auch wenn dieser Markt derzeit unter Überkapazitäten leidet und die Absatzpreise daher deutlich rückläufig sind.