Evonik stellt sich auf längere Durststrecke ein
Evonik rechnet mit Durststrecke
Wertkorrekturen bescheren Verlust – Quartalsumsatz um fast ein Viertel eingebrochen
ab Düsseldorf
Evonik stellt sich angesichts der schwierigen weltwirtschaftlichen Lage auf eine längere Dürreperiode ein und wird die Maßnahmen zur Deckelung der Kosten auch 2024 fortsetzen. "Wir konzentrieren uns auf die Hebel, die wir selbst in der Hand halten", sagte Vorstandschef Christian Kullmann bei der Vorlage des Zwischenberichts zum dritten Quartal. Dazu gehört, dass der Chemiekonzern auch im kommenden Jahr Investitionen und andere Ausgaben auf den Prüfstand stellt.
Im laufenden Turnus haben die Essener das Investitionsbudget bereits eingedampft. Standen ursprünglich 975 Mill. Euro in der Planung, sind es inzwischen nur noch 850 Mill. Euro. On top kommen Einsparungen aus "ergebnissichernden Maßnahmen". Dazu gehört, dass frei werdende Stellen nicht nachbesetzt werden, der Verzicht auf externe Berater sowie Abstriche bei Dienstreisen.
70 Prozent eingefahren
Das Programm, das in der zweiten Jahreshälfte des Vorjahrs aufgelegt wurde, hat bislang zu Einsparungen von 175 Mill. Euro geführt. Das sind 70% der für 2023 geplanten Minderkosten von 250 Mill. Euro. Das reichte jedoch nur, um den Ergebnisverfall abzubremsen, wie die leicht auf 12,9 (i.V. 12,6)% gestiegene operative Marge zeigt.
Im dritten Quartal gab der Konzernumsatz um fast ein Viertel auf 3,8 Mrd. Euro nach. Dabei gingen sowohl die Verkaufsmengen als auch die Verkaufspreise weiter zurück, hinzu kamen negative Währungseffekte. Das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) verminderte sich um 21% auf 485 Mill. Euro.
Verkaufsvoraussetzung geschaffen
Dass unter dem Strich mit −96 (214) Mill. Euro dennoch rote Zahlen stehen, ist im Wesentlichen Wertminderungen von 233 Mill. Euro auf das Baby-Care-Geschäft – Superabsorber für Windeln – geschuldet. Dieses Geschäft steht seit längerem auf dem Verkaufsblock. Die jetzt vorgenommenen Wertkorrekturen deuten darauf hin, dass sich die Preisvorstellungen von Evonik am Markt nicht durchsetzen ließen. Das Geschäft stand zuletzt für einen Umsatz von etwa 900 Mill. Euro, hat 2023 aber weiter an Boden verloren.
Zusätzlich schrieb Evonik im Berichtsquartal 47 Mill. Euro auf Produktionsanlagen in der Division Smart Materials ab. In den Vorquartalen hatte Evonik bereits Impairments auf das Geschäft mit Futtermittelzusätzen (Methionin-Geschäft) vorgenommen. Dort läuft seit dem Frühjahr ein Transformationsprogramm, das auch den Abbau von 200 Stellen umfasst.
Fokus auf Cash
Daneben hat Evonik angekündigt, die Division Technology & Infrastructure aufzuspalten. Zugleich soll die Verwaltung in den kommenden drei Jahren entbürokratisiert werden. Damit einher geht der Wegfall von Führungsebenen.
Ein Lichtblick ist die Cash-Generierung. Im Berichtsquartal stieg der freie Cashflow um 63% auf 469 Mill. Euro. Auf Sicht der ersten neun Monate sind es 286 (182) Mill. Euro, obwohl das operative Ergebnis um 35% unter dem Vorjahreswert lag. Finanzchefin Maike Schuh verspricht, dass Evonik auch im Schlussquartal vom "Fokus auf Cash" profitieren wird.
Reduzierte Prognose hat Bestand
Wenngleich der Chemiekonzern für den Rest des Jahres keine wirtschaftliche Belebung erwartet, bestätigen die Essener die im Sommer revidierte Prognose, die den Umsatz zwischen 14 und 16 Mrd. Euro und das bereinigte Ebitda zwischen 1,6 und 1,8 Mrd. Euro verortet.