Infrastruktur herauslösen

Evonik stellt sich schlanker auf

Da ein Euro nur einmal ausgegeben werden kann, konzentriert der Chemiekonzern Evonik seine Investitionen künftig auf das operative Geschäft. Für andere Aktivitäten wie die Infrastruktur wird nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten Ausschau gehalten.

Evonik stellt sich schlanker auf

Evonik verordnet sich
Entschlackungskur

Infrastruktur wird verselbständigt – Verwaltung auf Prüfstand

ab Düsseldorf

Vor dem Hintergrund der grünen Transformation macht sich Evonik an der Organisationsstruktur zu schaffen. Dazu sollen die Technologie- und Infrastruktur-Aktivitäten, die derzeit in der Division TI zusammengefasst sind, voneinander getrennt werden, wie der Chemiekonzern mitteilt. Während die Technologie-Aktivitäten künftig global gebündelt werden, soll die Infrastruktur an den Standorten Marl, Wesseling und Antwerpen bis Ende 2025 in drei rechtlich selbständige Einheiten überführt werden.

Im Anschluss werde Standort für Standort ergebnisoffen geprüft, welches Modell dem jeweiligen Standort die besten Finanzierungsmöglichkeiten biete. Neben dem Verbleib im Konzern kämen dabei auch Joint Ventures oder der Verkauf infrage, heißt es. Vor Mitte 2027 dürfte in dieser Hinsicht jedoch nichts passieren, gibt es doch die Zusage, dass TI bis Mitte 2017 im Konzern verbleibt.

Vorrang für operatives Geschäft

Die Trennung der Technologie rund um Verfahrenstechnik und Engineering von der Infrastruktur soll bis Ende kommenden Jahres vollzogen sein. In der zweiten Jahreshälfte 2025 erfolge dann die Überführung der drei Chemieparkbetreiber in die rechtliche Selbständigkeit. Hintergrund sind die für die Infrastruktur erforderlichen Investitionen in die nachhaltige Transformation. Im Chemiepark Marl beispielsweise sind nach dem geplanten Verkauf der Division Performance Materials 80% der angesiedelten Firmen Konzernfremde.

"Evonik wird sich künftig auf Investitionen in die operativen Geschäfte konzentrieren", wird Vorstandschef Christian Kullmann zitiert. Die Trennung der Aktivitäten reduziere die Komplexität und werde den unterschiedlichen Anforderungen der jeweiligen Aktivitäten gerecht.

"Zu komplex und zu teuer"

Zudem kündigt Evonik an, den Verwaltungsapparat auf den Prüfstand zu stellen. Nach der Analyse sämtlicher Strukturen sollen sie vom kommenden Jahr an "deutlich schlanker" entworfen werden. "Evonik verfügt über sehr viele Organisationseinheiten, eine vergleichsweise geringe Führungsspanne und komplizierte Matrix-Strukturen", verdeutlicht Kullmann. "Das ist zu komplex und zu teuer." Der Strukturumbau soll 2024 beginnen und im Jahr 2026 abgeschlossen werden.

Der damit vermutlich einhergehende Personalabbau wird nicht quantifiziert. In Deutschland ist Evonik an das Versprechen gebunden, bis 2032 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.

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