Evonik taucht wieder auf der Käuferseite auf
ab Düsseldorf – Nach einem Jahr der Abstinenz lässt sich Evonik wieder auf der M&A-Bühne blicken. Für 625 Mill. Dollar übernimmt der Chemiekonzern die US-Firma Peroxychem aus dem Besitz des Finanzinvestors One Equity Partners, wie mitgeteilt wird. Der Hersteller von Wasserstoffperoxid, weithin bekannt als Bleich- und Oxidationsmittel, steht für einen Umsatz von 300 Mill. Dollar und 600 Beschäftigte. Das Geschäft gilt mit einer Umsatzrendite von 20 % als hochprofitabel und stabil. Evonik zahlt ein Vielfaches des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 10,4.Berücksichtigt man die erwarteten Synergien von 20 Mill. Dollar, die bis 2022 realisiert werden sollen, verringert sich das Multiple nach den Angaben auf 7,8. Die Transaktion ist in wesentlichen Eckdaten vergleichbar mit dem Kauf von JM Huber, der vorigen Sommer vollzogen wurde. Für das Geschäft mit Kieselsäure hatte Evonik ein Multiple von 10,5 gezahlt. Wesentlich teurer war der Kauf des Additivgeschäfts von Air Products, für das Evonik mehr als das 15-Fache des operativen Ergebnisses auf den Tisch gelegt hatte.Finanziert wird die Übernahme nach den Angaben zunächst aus Bordmitteln. Zur langfristigen Ausfinanzierung dürfte Evonik aber auch auf den Erlös aus dem zum Verkauf gestellten Methacrylatgeschäft spekulieren. Hier sollen im ersten Quartal 2019 Nägel mit Köpfen gemacht werden.Am Mittwochabend hatte der Aufsichtsrat grünes Licht für die Übernahme gegeben, mit deren Abschluss Mitte kommenden Jahres gerechnet wird. One Equity Partners ließ sich von Barclays beraten. Evonik stand Deloitte als Finance Advisory zur Seite. Peroxychem ist für Evonik keine Unbekannte, hatten sich die Essener doch schon im Herbst 2015 die niederländischen Aktivitäten von Peroxychem geangelt. Die US-Gesellschaft gehört seit März 2014 zu One Equity Partners.Anders als das Silica-Geschäft von Huber, das als ideale Ergänzung der Aktivitäten von Evonik galt, weiten die Essener mit dem Wasserstoffperoxid (H2 O2) von Peroxychem ihre Geschäftstätigkeit jedoch nur aus. Zusammen steht das Geschäft künftig für einen Umsatz von 700 Mill. Euro, heißt es. Am Marktgefüge ändert sich nichts. Mit einer Jahreskapazität von mehr als 900 000 Tonnen rangierte Evonik bislang bereits auf Platz 2 der Weltrangliste, dabei bleibt es. Mit weitem Abstand führend ist die belgische Solvay, auf den Plätzen 3 und 4 folgen Arkema und die inzwischen als Nouryon firmierende Akzo-Chemie.Die neue Einheit soll in das bestehende Wasserstoffperoxidgeschäft von Evonik integriert werden, das dem Wachstumssegment Resource Efficiency zugeschlagen wird. Während Evonik in diesem Geschäft auch Standardlösungen für die Papier- und Zellstoffindustrie anbietet, hat sich Peroxychem stärker auf das Spezialitätengeschäft wie Abwasseraufbereitung spezialisiert. Hier sollen die US-Amerikaner beispielsweise über einen langlaufenden Großauftrag zur Abwasseraufbereitung mit der Stadt Memphis im US-Bundesstaat Tennessee verfügen. Weitere Anwendungsgebiete sind Desinfektions- und Sterilisationslösungen für die Einsatzgebiete Medizin, Pharma, Kosmetik und Nahrungsmittel. Darüber hinaus kann die Chemikalie in hoher Konzentration auch zur Reinigung von Halbleitern verwendet werden oder kommt in der Synthese zu Propylenoxid, einem Vorprodukt von Polyurethan, zum Einsatz.Mit der Übernahme baut Evonik den Spezialitätenanteil im Geschäft mit Wasserstoffperoxid von derzeit 50 % auf 65 % aus. Nach den Angaben kennzeichnen das Geschäft hohe Wachstumsraten – seit 2015 wächst das Geschäft durchschnittlich um jährlich mehr als 10 % – und stabile Cash-flows aus. Es gilt damit als guter Ersatz für das zum Verkauf stehende Methylacrylatgeschäft.