Ex-Chef erhält viel Geld in Katastrophenjahr
mic München
„Schlichtweg eine Katastrophe“ – mit diesen Worten charakterisiert Holiday Check die Lage der Reisebranche. Der Vorstand des Pauschalreisevermittlers schreibt in seiner Einschätzung im Geschäftsbericht unter der Überschrift „Urlaubsgrüße an die Aktionäre“ jedoch, dass die Firma finanzielle Sicherheit erlangt habe: Die Kapitalerhöhung im Februar spülte Barmittel von 47,6 Mill. Euro in die Kasse.
Wenn die Reisebeschränkungen 2021 bestehen blieben, werde der Bruttoertrag von Holiday Check unverändert bleiben, erklärt der Vorstand. Unbereinigt war er 2020 um 94% auf 7,3 Mill. Euro gesunken. Sollte es dagegen in der zweiten Jahreshälfte eine Nachfragebelebung für Pauschalreisen geben, werde sich der Ertrag mindestens verdoppeln.
Im vergangenen Jahr sank der Umsatz um 89% auf 14,5 Mill. Euro. Es fiel ein Verlust von 72,5 Mill. Euro an; dabei kostete allein der Rückzug aus den Niederlanden 31,6 Mill. Euro. Per Ende Dezember stiegen die Schulden bei Kreditinstituten von zuvor 0 Euro auf 22,3 Mill. Euro, darunter war ein Covid-19-Darlehen in der Schweiz. Nach der Kapitalerhöhung wurden die Kredite teils zurückgezahlt.
Die Zahl der Beschäftigten sank von 415 auf 343. Holiday Check nennt Durchschnittswerte, so dass dies nicht den Einschnitt in der zweiten Jahreshälfte spiegelt. Der Vorstand erhielt keinen regulären Bonus, Finanzvorstand Markus Scheuermann jedoch eine Sonderzahlung von 50000 Euro. Die höchste Gesamtvergütung strich der am 29. April 2020 ausgeschiedene Vorstandschef Georg Hesse mit 1,2 Mill. Euro ein. Laut Geschäftsbericht hat Hesse im März 2021 um Beendigung seines – bis 30. Juni 2023 laufenden – Vertrags zum 31. März 2021 gebeten. Hesse erhalte eine Abfindung.