Exportbeschränkungen nach China lassen ASML kalt
scd Frankfurt
Für den Halbleiterindustrie-Ausrüster ASML brummt das Geschäft trotz konjunkturellem Gegenwind. „Es herrscht Unsicherheit auf dem Markt aufgrund einer Reihe von globalen makroökonomischen Herausforderungen wie Inflation, Verbrauchervertrauen und dem Risiko einer Rezession“, räumt das Unternehmen in der Quartalsmitteilung ein. Die Gesamtnachfrage nach den eigenen Systemen bleibe aber weiterhin stark. Im dritten Quartal gab es sogar einen Rekordauftragseingang von rund 8,9 (i. V. 6,2) Mrd. Euro. Der Nettoumsatz belief sich auf 5,8 Mrd. Euro und lag damit knapp ein Zehntel über dem Vorjahreswert. Knapp 4,26 Mrd. Euro davon erzielte ASML mit neuen Maschinen.
Im Schnitt war lediglich eine stabile Erlösentwicklung antizipiert worden – auch weil ASML selbst sich pessimistischer geäußert hatte. Für das vierte Quartal wurde nun eine Zielspanne von 6,1 Mrd. bis 6,6 Mrd. Euro ausgegeben, wobei das untere Ende der Spanne der bisherigen Durchschnittsprognose entsprach.
Schnellere Installation
CFO Roger Dassen führt die robuste Entwicklung auf eine Reihe von Faktoren zurück. So habe ASML die Systeme schneller installieren können als aufgrund von Lieferengpässen zunächst befürchtet. Zudem habe es mehr bestehende Kunden gegeben, die einen Ausbau ihrer bestehenden Anlagen vorgenommen hätten.
Eine Befürchtung vieler Investoren, dass Exportbeschränkungen der US-Regierung für die Halbleiterindustrie in China auch ASML treffen könnten, teilen die Niederländer nicht. „Nach unserer ersten Einschätzung ändern die neuen Beschränkungen die Regeln für Lithografieanlagen, die von ASML aus den Niederlanden geliefert werden, nicht. Wir gehen davon aus, dass die direkten Auswirkungen auf den Lieferplan von ASML 2023 begrenzt sein werden“, sagte CEO Peter Wennink. Die indirekten Auswirkungen der US-Maßnahmen dürften sich auf etwa 5 % des Auftragsbestands belaufen, sagte der Vorstandsvorsitzende.
Exporte eingeschränkt
Er betonte dabei, dass das Unternehmen die US-Vorschriften einhalten werde. Seine fortschrittlichsten Maschinen wird ASML vorerst nicht nach China liefern können. Für einige weniger anspruchsvolle Systeme gilt die Exportbeschränkung an chinesische Kunden nach Einschätzung von Finanzvorstand Dassen aber wohl nicht. Anfang des Monats hatte die US-Regierung weitreichende Vorschriften erlassen, um den Verkauf fortschrittlicher Halbleiter und Chipfertigungsanlagen nach China einzuschränken. Zudem wurde US-Personen verboten, China bei der Entwicklung von Chiptechnologien zu helfen.
China war im dritten Quartal nach Taiwan (47 %) und Südkorea (24 %) mit 15 % Umsatzanteil der drittgrößte Abnehmer von ASML-Anlagen weltweit (siehe Grafik). Die Lieferregionen USA (5 %) und Europa (4 %) kommen zusammengenommen nicht einmal auf ein Zehntel Umsatzanteil. Allerdings ist Europa zumindest wieder auf der Landkarte der Niederländer.
Die Analysten lobten das Zahlenwerk der Niederländer am Mittwoch praktisch einhellig. Hervorgehoben wurde insbesondere der starke Auftragseingang trotz der wachsenden Investitionszurückhaltung in der Chipindustrie. Zudem überzeugte die Erlösstärke, die auf eine Besserung der Lieferkettenproblematik deute. Die ASML-Aktie legte in Amsterdam um mehr als 8 % auf 436,50 Euro zu.
ASML | ||
Konzernzahlen nach US-GAAP | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Nettoumsatz | 14743 | 13625 |
Systeme | 10682 | 10189 |
Dienstleistungen | 4061 | 3436 |
Rohertrag | 7389 | 7108 |
Nettoergebnis | 3722 | 3981 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 9,52 | 9,97 |
Operativer Cash-flow | 3136 | 4428 |
Börsenwert | 173400 | |
Börsen-Zeitung |