EY: Handlungsbedarf für deutsche Autobauer

Umsatzwachstum vor allem währungsbedingt - Toyota im dritten Quartal einsam an der Spitze

EY: Handlungsbedarf für deutsche Autobauer

po Frankfurt – Nicht nur Volkswagen, die gesamte deutsche Automobilindustrie scheint tendenziell in schwierigere Zeiten zu steuern. Dieser Ansicht ist jedenfalls die Beratungsgesellschaft EY, die in ihrer jüngsten Analyse Handlungsbedarf für die deutschen Autokonzerne erkennt. Harte Sparprogramme?”Das Umsatzplus der deutschen Autobauer ist derzeit weniger auf einen weltweiten Nachfrageboom nach Fahrzeugen made in Germany zurückzuführen; vielmehr lässt der schwache Euro die Umsatzentwicklung außerhalb Europas besser aussehen, als sie ist”, so EY-Experte Peter Fuß. Er geht deshalb davon aus, dass nicht nur bei Volkswagen, sondern auch bei anderen deutschen Autokonzernen und -zulieferern “harte Sparprogramme” anstehen.”Die deutschen Autokonzerne haben in den vergangenen Jahren massiv investiert und weltweit Marktanteile hinzugewonnen.” Jetzt scheint die deutsche Autobranche aber an einen Punkt gelangt zu sein, an dem es weniger um quantitatives als eher um qualitatives Wachstum gehen sollte, meint Fuß. Klarer Fokus müsse auf die Steigerung der Profitabilität gelegt werden. Der Ausblick auf 2016 sei für die Branche wenig verheißungsvoll. Hochfliegende Expansionspläne dürften vorerst nicht auf der Agenda stehen. “Die Branche wird nun – auch wegen der ungewissen Auswirkungen des Abgasskandals auf den Absatz von Dieselmodellen – vorerst Zurückhaltung bei Großinvestitionen üben.” VW hatte jüngst ihre Investitionspläne um 1 Mrd. auf maximal 12 Mrd. Euro für das nächste Jahr gedrosselt. Konzernchef Matthias Müller verkündete dabei zugleich: “Wir fahren in den kommenden Monaten auf Sicht.” Traditionell legte VW um diese Jahreszeit regelmäßig eine aktualisierte Fünfjahresplanung vor, wovon jetzt abgewichen wurde. Japaner geben GasIm dritten Quartal haben nach der jüngsten EY-Erhebung im internationalen Wettbewerb vor allem japanische Konkurrenten Gas gegeben. Dabei habe Weltmarktführer Toyota nicht nur den größten Fahrzeugabsatz weltweit, sondern auch den höchsten Umsatz, den absolut höchsten Gewinn und – für einen Volumenhersteller ungewöhnlich – die höchste Gewinnmarge erzielt. Mit einer operativen Marge von 11,6 % setzte sich Toyota vor BMW mit 10,5 % und Daimler mit 9,8 %. Während fünf der sechs japanischen Autokonzerne ihre Marge erhöhen konnten, mussten alle drei deutschen Herstellergruppen einen Margenrückgang im Berichtsquartal verzeichnen. VW wurde wegen der Rückstellungen für anstehende Rückrufe sogar in die Verlustzone gedrückt.Während die japanischen Anbieter im dritten Quartal ihre Umsätze binnen Jahresfrist um 12 % und ihre Gewinne um ein Viertel steigerten, konnten die erfolgsverwöhnten deutschen Hersteller trotz währungsbedingter Umrechnungsvorteile nicht mithalten. Sie kamen von Juli bis September nur auf ein Umsatzplus von 9 %, die Gewinnentwicklung – vom VW-Verlust abgesehen – blieb auch bei BMW (+ 4 %) und Daimler (-2 %) unterdurchschnittlich.Weltweit verkauften die von EY betrachteten 16 führenden Autokonzerne im dritten Quartal mit 17,8 Millionen Pkw nur etwa 1 % mehr als ein Jahr zuvor. Die führenden drei Hersteller – Toyota, General Motors und VW – verzeichneten dabei jeweils leichte Verkaufseinbußen.