FAA nimmt Boeing an die Leine
Luftfahrtbehörde FAA nimmt Boeing an die Leine
Produktion der 737-Max-Flugzeuge darf nicht ausgeweitet werden – Ende des Flugverbots
Die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA hat dem Luftfahrtkonzern Boeing untersagt, die Produktion des Pannenfliegers 737 Max auszuweiten. Das schwächt die Amerikaner im Wettbewerb mit dem europäischen Konkurrenten Airbus. Das Modell 737-9 Max darf nach Inspektionen wieder abheben.
Luftfahrtbehörde FAA nimmt Boeing an die Leine
Produktion der 737-Max-Flugzeuge darf nicht ausgeweitet werden – Ende des Flugverbots
lis Frankfurt
Die US-Luftfahrtbehörde hat sich in Sachen Boeing zu einem außergewöhnlichen Schritt entschlossen: Der Luftfahrtkonzern darf nicht wie geplant mehr Flugzeuge des Typs 737 Max bauen. Die Aufsichtsbehörde hatte am späten Mittwochabend mitgeteilt, dass sie keine weiteren Produktionssteigerungen bei Boeings wichtigstem Modell zulassen werde. Gleichzeitig genehmigte sie die Inspektionsverfahren, die die Fluggesellschaften durchführen müssen, damit die am Boden stehenden 737-9 Max ihren Flugbetrieb wieder aufnehmen können. Für diese war ein Flugverbot verhängt worden, nachdem Anfang des Monats ein Flieger des Modells ein Bauteil verloren hatte. Die Betreiber der Max 9, United Airlines und Alaska Air Group Inc., teilten mit, die Flüge mit den Maschinen sollen am 28. bzw. 26. Januar wieder aufgenommen werden. Die Flugzeuge waren seit dem 6. Januar am Boden geblieben.
lis Frankfurt
Nachfrage auf Rekordniveau
Die Intervention der FAA macht es Boeing auf absehbare Zeit unmöglich, die Produktion zu erhöhen. Dies ist auch ein Schlag für CEO Dave Calhoun, der sich unter anderem auf die Fahnen geschrieben hat, den Konzern wirtschaftlich und finanziell zurück in die Erfolgsspur zu führen. Ohne die Cashcow 737 Max – bzw. mit einem geringeren Beitrag dieses Modells – könnte das schwerfallen. Zudem schwächt die Entscheidung der FAA Boeing im Wettbewerb mit seinem europäischen Konkurrenten Airbus in Zeiten, in denen Fluglinien händeringend neue Flugzeuge nachfragen und mit diesem Ansinnen auf Produktionsengpässe treffen. Die Nachfrage nach Flugzeugen hat ein Rekordniveau erreicht, da die Airlines nach neuen, treibstoffeffizienteren Modellen verlangen und sich der Reiseverkehr zudem von der Pandemie erholt hat.
United-Airlines-Chef Scott Kirby hatte gesagt, er sei „enttäuscht“ von Boeing. Der Hersteller müsse die Probleme in den Griff bekommen, forderte er. Zugleich sagte Kirby, dass United künftige Flugpläne ohne Maschinen des neuen Typs 737-10 Max vorbereiten werde. Die Zertifizierung dieses Flugzeugs steht noch aus – und United verlässt sich anscheinend nicht mehr darauf, dass sie wie geplant dieses Jahr kommt. Ohne die 737-10 Max werde United langsamer wachsen als geplant, so Kirby. Bei Alaska Air hieß es, das vorübergehende Flugverbot für die Max-9-Flugzeuge sorge für eine Gewinnbelastung von 150 Mill. Dollar.
Boeing-Chef Calhoun wird am 31. Januar die Jahresziele für die 737-Auslieferungen bekannt geben. Vor dem Unfall bei Alaska Airlines hatte das Unternehmen daran gearbeitet, die Produktion der 737 bei 38 Jets pro Monat zu stabilisieren. Gleichzeitig hatte er den Zulieferern aber signalisiert, dass die Rate im Laufe des ersten Quartals erhöht werden soll. Ziel war es laut Branchenmagazin „Aviation Week“, bis 2025/2026 auf 50 Flieger monatlich zu kommen. Airbus baut derzeit schon fast 50 Flieger des Konkurrenzmodells Airbus 320 pro Monat und will diese Zahl bis 2026 auf 75 erhöhen.
Keine neue Endmontage
Die FAA stoppt auch die Arbeiten an der geplanten neuen 737-Endmontagelinie von Boeing in Everett, die das Hochfahren der Produktion ermöglichen sollte. „Wir werden keinem Antrag von Boeing auf eine Ausweitung der Produktion zustimmen oder zusätzliche Produktionslinien für die 737 Max genehmigen, bis wir uns davon überzeugt haben, dass die während dieses Prozesses aufgedeckten Probleme bei der Qualitätskontrolle behoben sind“, wird FAA-Chef Mike Whitaker in einer Mitteilung zitiert. Boeing-Chef Calhoun hatte sich laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch mit Politikern getroffen und sich zuversichtlich geäußert, die Probleme bei der 737 „in Tagen und Wochen, nicht in Monaten“ lösen zu können.
Boeing: Jede Menge Kollateralschäden
Wertberichtigt Seite 2