Facebook-Ausblick enttäuscht Wall Street
scd New York – Facebook hat im dritten Quartal zwar erneut mit kräftigem Wachstum die Erwartungen der Wall Street übertroffen. CEO Mark Zuckerberg und Finanzvorstand David Wehner haben die Freude der Investoren mit einem vorsichtigen Ausblick auf das laufende vierte Quartal aber zugleich wieder zunichtegemacht. Facebook rechnet im laufenden Vierteljahr mit 3,6 Mrd. bis 3,8 Mrd. Dollar Umsatz. In der Mitte der Spanne traut sich Facebook damit weniger Erlöse zu als die von Bloomberg befragte Analystenschar, die im Schnitt auf 3,73 Mrd. Dollar getippt hatte. Dem weltgrößten sozialen Netzwerk winkt am unteren Ende der Spanne mit 40 % das geringste Erlösplus seit dem ersten Quartal 2013.Im abgelaufenen dritten Quartal fiel das Wachstum indes deutlich höher aus. Facebook steigerte den Umsatz um 59 % auf knapp 3,2 Mrd. Dollar. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen mit 806 Mill. Dollar fast doppelt so viel wie in der Vorjahresperiode. Um einige Sondereffekte bereinigt verdiente das Unternehmen 43 Cent je Aktie. Analysten hatten im Schnitt 3,1 Mrd. Dollar Umsatz und 40 Cent Gewinn je Aktie antizipiert. Sorgen um AusgabendisziplinDie Facebook-Aktie gab am Mittwochvormittag dennoch um mehr als 6 % auf 75,82 Dollar nach. Neben dem unerwartet schwachen Umsatzausblick machten Marktteilnehmer vor allem den angekündigten Kostenanstieg für den Kursrückgang verantwortlich. Das Unternehmen kündigte an, dass die Kosten 2015 um 50 bis 70 % zulegen dürften, da sowohl die Mitarbeiterzahl als auch die Investitionen in neue Produkte steigen sollen.Das habe auch die Sorgen um die Ausgabendisziplin des Unternehmens neu angefacht. Facebook hat seit dem Börsengang zahlreiche Zukäufe abgeschlossen, die jedoch bislang kaum Umsatz abwerfen. So wurde bei der 19 Mrd. Dollar teuren Akquisition des Kurznachrichtendienstes Whatsapp ein Goodwill von stolzen 18,1 Mrd. Dollar angeschrieben. Momentan deutet noch nicht viel darauf hin, dass diesem ein anderes Schicksal als die Abschreibung droht. Vergangenes Jahr erlöste der Konzern 10 Mill. Dollar und erzeugte dabei ein Vielfaches an Verlusten.Während Investoren Facebook an der Börse die gelbe Karte zeigten, bleiben die meisten Analysten optimistisch für die Nummer 1 unter den sozialen Netzwerken. So schreibt etwa Doug Anmuth von J.P. Morgan, dass der schwächere Ergebnisausblick für 2015 kein Grund zur Sorge sei. Facebook investiere nicht aus der Not heraus, sondern aus einer Position der Stärke. Er rät weiter dazu, die Aktie überzugewichten. Das einfache Wachstum sei wohl vorbei, befürchtet derweil Edison-Analyst Richard Windsor. Es werde Zeit brauchen, bis die Investitionen sich auch im Umsatz bemerkbar machten, ist er überzeugt.—– Wertberichtigt Seite 6