Facebook steht nächste Untersuchung ins Haus

US-Aufsicht leitet wettbewerbsrechtliche Prüfung ein - Internetkonzern verarbeitet Milliardenstrafe

Facebook steht nächste Untersuchung ins Haus

sp New York – Nach der Untersuchung der amerikanischen Federal Trade Commission (FTC) ist vor der Untersuchung der FTC. So stellt sich die Situation derzeit für das soziale Netzwerk Facebook dar. Denn wenige Stunden nachdem der Internetkonzern am Mittwoch verkündet hatte, dass er sich mit der FTC nach einer mehr als ein Jahr dauernden Untersuchung auf einen Vergleich inklusive einer Strafe von 5 Mrd. Dollar wegen des Missbrauchs von Nutzerdaten geeinigt hat, teilte das Unternehmen mit, dass die Behörde im Juni eine wettbewerbsrechtliche Überprüfung gegen Facebook eingeleitet hat.Im Zentrum der neuen Untersuchung stehen mögliche Verstöße gegen das Kartellrecht im Kerngeschäft der Internetplattform. Ob auch bereits bewilligte Übernahmen in den Fokus der Kartellwächter geraten könnten, ist bislang nicht bekannt. Erst Ende Februar hatte die FTC eine eigene Task Force eingerichtet, die die wettbewerbsrechtlichen Auswirkungen von bereits bewilligten Fusionen in dem Sektor überprüfen sollte und einzelne Deals auch wieder rückgängig machen könnte (vgl. BZ vom 1. März).Die Aktie von Facebook notierte am Donnerstag 2,7 % schwächer, obwohl der Konzern am Mittwoch nach Börsenschluss mit den Zahlen zum ersten Halbjahr die Erwartungen übertraf und auch die Strafe der FTC bereits voll verarbeitet hat.Die Nachricht zur neuen Untersuchung der FTC kommt wenige Stunden nach der Ankündigung von US-Justizminister William Barr vom Dienstag, den Wettbewerb im Technologiesektor unter besonderer Berücksichtigung von dominanten Konzernen wie Apple, Alphabet, Amazon oder eben Facebook unter die Lupe zu nehmen. Erst Anfang Juni hatten sich die Kartellwächter im Justizministerium und in der FTC über ihre Zuständigkeiten bei wettbewerbsrechtlichen Untersuchungen in dem Sektor ins Benehmen gesetzt (vgl. BZ vom 4. Juni). FTC hat wieder den Hut aufDamals hatten die Wettbewerbshüter laut US-Medienberichten unter anderem festgelegt, dass die FTC im Falle einer Untersuchung bei Facebook den Hut auf hat, während das Justizministerium bei der Muttergesellschaft von Alphabet vorangehen würde. Eine Untersuchung gegen die Google-Mutter durch das Justizministerium soll laut früheren US-Medienberichten bereits in Vorbereitung sein. Die Aktie von Facebook rutschte Anfang Juni um ein Zehntel ab, während Alphabet fast 7 % abgaben.Die gestrige Reaktion der Investoren auf die neue Untersuchung der FTC fiel verhaltener aus. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass Facebook mit den Zahlen zum zweiten Quartal noch einmal nachgewiesen hat, wie wenig ihr Kerngeschäft vom wachsenden politischen Druck und den vielen negativen Schlagzeilen betroffen scheint. Der Umsatz klettert um 28 % auf 16,9 Mrd. Dollar, unter dem Strich stehen immerhin 2,6 Mrd. Dollar Gewinn, obwohl der Konzern im Zuge des Vergleichs mit der FTC eine außerordentliche Belastung in Höhe von 3 Mrd. Dollar verbuchte – 2 Mrd. Dollar hatte Facebook für die erwartet Strafe bereits im ersten Quartal verarbeitet. Hinzu kommt infolge eines Gerichtsentscheids zur Versteuerung von aktienbasierten Vergütungen im Fall der Intel-Tochter Altera ein zusätzlicher Steueraufwand von 1,1 Mrd. Dollar. Das bereinigte Ergebnis liegt über den Erwartungen.