Soziales Netzwerk

Facebook wächst ungebremst

Facebook hat die Relevanz für ihre Nutzer in der Pandemie deutlich gesteigert. Umsatz und Ertrag machen im Quartal große Sprünge. Dabei erntet der Konzern zunehmend die Früchte seiner Investitionen in Produkte für virtuelle Realität (VR).

Facebook wächst ungebremst

 Facebook erntet zunehmend die Früchte von Investitionen in ein Geschäft, das Konzernchef Mark Zuckerberg vor einigen Jahren auf dem World Mobile Con­gress in Barcelona als „nächstes großes Ding“ bezeichnet hatte: die virtuelle Realität (VR), bei der Nutzer mit Spezialbrillen in digitale Welten eintauchen können. Die sonstigen Erlöse, wo sich auch die Einnahmen aus dem Verkauf der VR-Brille Quest2 verbergen, stiegen im ersten Quartal sprunghaft auf 732 (i.V. 297) Mill. Dollar an. Damit baut Facebook auch den werbeunabhängigen Teil seines Geschäfts weiter aus.

Zuckerberg zeigte sich in einer Telefonkonferenz mit Analysten überzeugt, dass VR und augmentierte Realität (AR) die nächste Computer-Plattform stellen werden. Facebook habe sich bisher mit einem Web-Browser oder Smartphone-Apps begnügen müssen. In künftigen Computer-Umgebungen werde man aber das tatsächliche Gefühl haben, mit jemand anderem an einem Ort zu sein. „Das wird eine Menge Erlebnisse möglich machen, die wir schon immer entwickeln wollten.“ Facebook werde weiter massiv in die Technologie investieren. Die Facebook-Aktie legte im frühen Handel an der Nasdaq um mehr als 7% zu.

Allerdings dominieren die Werbeerlöse weiterhin mit erdrückendem Gewicht die Einnahmen des weltgrößten sozialen Netzwerks. Und sie zeigen ein ungebremstes Wachstum. Von Januar bis März weitete sich der Konzernumsatz um fast die Hälfte auf 26,2 Mrd. Dollar aus.

Der Gewinn sprang von 4,9 Mrd. auf 9,5 Mrd. Dollar. Darin spiegelt sich auch eine wachsende Relevanz von Facebook für ihre weltweite Fangemeinde. Die Zahl der Nutzer, die mindestens einmal im Monat zu Facebook kommen, stieg binnen drei Monaten um gut 50 Millionen auf 2,85 Milliarden. Knapp 1,9 Milliarden nutzen die Plattform täglich, wie mitgeteilt wird. Auf mindestens eine App des Facebook-Konzerns – etwa Instagram oder Whatsapp – greifen jeden Tag 2,72 Milliarden Nutzer zu. Das sind 120 Millionen mehr als noch vor drei Monaten. Triebfeder ist auch die Pandemie, die viele Menschen ans Haus gefesselt und direkte Kontaktmöglichkeiten seit vielen Monaten eingeschränkt hat, so dass die Nutzung digitaler Kanäle generell steigt.

Facebook konnte daraus nicht nur mit einer steigenden Zahl von Anzeigen, sondern auch mit höheren Preisen Kapital schlagen. Die Durchschnittspreise kletterten im Berichtsquartal um 30%. Aus diesem Grund sind die von Apple neu eingeführten Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre dem sozialen Netzwerk ein Dorn im Auge. Apps müssen sich nun die ausdrückliche Erlaubnis der Nutzer einholen, wenn sie ihr Verhalten quer über verschiedene Dienste und Websites für Werbezwecke nachverfolgen wollen. Für Facebook ist das ein wichtiger Weg, um Informationen zur Personalisierung der Werbung zu sammeln.

Finanzchef Dave Wehner sagte, Facebook sei weiterhin besorgt über die Folgen von Apples Datenschutzregeln für kleine und mittlere Unternehmen. Die Auswirkungen auf das eigene Geschäft werde Facebook unterdessen managen können. Facebook baue seine Anzeigensysteme um, damit sie mit weniger Daten auskommen, sagte Top-Managerin Sheryl Sandberg. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass ein überwiegender Großteil der iPhone-Nutzer das übergreifende Tracking ablehnen wird.

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