TESLA

Fahrt im Grenzbereich

Der Elektroautobauer Tesla Motors will Ende 2017 mit dem 35 000 Dollar günstigen Mittelklasseelektroauto "Model 3" endgültig zum Großserienhersteller aufsteigen. In Serie hat der US-Konzern zuletzt vor allem zu optimistische Prognosen produziert. Im...

Fahrt im Grenzbereich

Der Elektroautobauer Tesla Motors will Ende 2017 mit dem 35 000 Dollar günstigen Mittelklasseelektroauto “Model 3” endgültig zum Großserienhersteller aufsteigen. In Serie hat der US-Konzern zuletzt vor allem zu optimistische Prognosen produziert. Im ersten Quartal waren 14 820 statt der versprochenen 16 000 Autos ausgeliefert worden. Für das zweite Quartal war der Zielwert zwar auf 17 000 angehoben worden, die Zahl der Auslieferungen ist nun aber sogar auf 14 370 Stück gesunken. Auch die Produktionsmenge verfehlte das Ziel. Entsprechend muss die Ankündigung, im zweiten Halbjahr rund 50 000 Fahrzeuge ausliefern zu wollen, mit einer ordentlichen Portion Skepsis aufgenommen werden.Verstörend ist nicht nur die regelmäßige Verfehlung selbst gesteckter Ziele, sondern wie kurz vor dem Verpassen der Ausblick noch bestätigt wird. Zuletzt hatte Tesla-CEO Elon Musk das Auslieferungs- und Produktionsziel im Mai ausgegeben. Knapp zwei Monate später erklärt der Konzern nun, die Hälfte der Quartalsproduktion sei erst in den letzten vier Wochen erfolgt. Mit anderen Worten: Musk hatte bei der Prognose längst Hinweise darauf, dass diese kaum zu halten sein dürfte. Im Widerspruch zu den neuen Erkenntnissen hatte Tesla Anfang April noch erklärt, die Wochenproduktion beim Geländewagen “Model X” sei seit Ende März auf 750 Stück geklettert. Das hätte einer Quartalsproduktion von 9 750 Autos entsprochen – ausgeliefert wurden nicht einmal halb so viele.Zurück bleibt der Eindruck einer Firma, die mit offensiven Prognosen die Lage schönt. Dieser Eindruck wurde vergangene Woche verstärkt, als eine Todesfahrt mit einem Tesla Model S auf Autopilot erst nach Wochen kommuniziert wurde. Dabei wurde die Relevanz der Todesfahrt mit insignifikanten Statistiken sofort angegriffen. Dass die Todesrate beim Tesla-Autopiloten geringer ist als bei menschlichen Fahrern lässt sich weder überprüfen, noch dürfte dies angesichts der geringen Nutzung eine Rolle in der eingeleiteten Untersuchung der US-Verkehrsaufsicht NHTSA spielen.Tatsache ist indes, dass Tesla die autonomen Fahreigenschaften des Model S offensiver verkauft als etwa die deutschen Rivalen BMW, Mercedes-Benz oder Audi. Schon der Name Autopilot suggeriert, Tesla könne sicher vollautonom fahren. Nach heutigem Stand der Technik kann dies das Model S jedoch nicht. Offenbar will der US-Autobauer das Image als Innovationsführer halten. Doch wer so weit im Grenzbereich fährt, riskiert eben auch immer einen Crash.