Warentransporte

„Fair, dass wir Fragen bekommen“

Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen hofft auf baldige Entspannung in der Containerschifffahrt

„Fair, dass wir Fragen bekommen“

ste Hamburg

Hapag-Lloyd geht wie der dänische Branchenführer A.P. Møller-Mærsk von einer Normalisierung der zuletzt stark gestiegenen Nachfrage nach Transportkapazitäten im weiteren Jahresverlauf aus. Die Containerreedereien erwarten derzeit, dass auch die Ergebnisentwicklung im ersten Quartal ihren Höhepunkt erreichen wird.

Rolf Habben Jansen, Vorstandschef der größten deutschen Linienreederei, betonte in einem Pressegespräch in Anbetracht von langen Con­tainerumschlagzeiten, erheblichen Staus in Häfen weltweit, Engpässen an den Terminals und beim Weitertransport der Container auf Schiene und Straße sowie gestiegenen Transportpreisen, es sei „fair, dass wir Fragen bekommen“ von Regulatoren. Das sei „ihr Job“. Ein Fehlverhalten angesichts der größten „operativen Krise“ infolge der Corona-Pandemie, die die Containerschifffahrt seit langem im zweiten Halbjahr 2020 erlebt habe, sieht die Branche nicht.

Habben Jansen verwies auf zunächst gesunkene Transportmengen in vielen Fahrtgebieten um bis zu 20% zwischen April und Juni 2020, auf die dann größte Verschiebung im Kaufverhalten seit Jahrzehnten und auf eine unerwartet starke Verlagerung der Konsumentenausgaben infolge der Corona-Beschränkungen von Dienstleistungen hin zu Waren. Die während der Pandemie stark gestiegene Nachfrage nach Produkten habe niemand vorhergesehen. Alle Schiffe der Reederei seien im Einsatz und voll, der Markt für Charterschiffe sei leer. Zudem habe man frühzeitig Schritte eingeleitet, um zusätzliche Kapazitäten von über 300000 Standardcontainern (TEU) zu kaufen oder zu leasen.

Zugleich bleiben die Auftragseingänge aus der Schifffahrt auf niedrigem Niveau. Das Orderbuchvolumen der Branche, während der Finanzkrise bei über 60% gemessen an der existierenden Flotte, liegt aktuell bei rund 10%. Die Reedereien, jahrelang von Überkapazitäten geplagt, halten sich trotz des aktuellen Containerbooms und trotz Gewinnsteigerungen mit Schiffsneubestellungen auch deshalb zurück, weil mit Blick auf Klimaschutzvorgaben unklar ist, welche Antriebstechnologien sich durchsetzen werden.

Hapag-Lloyd hatte am vorigen Dienstag mitgeteilt, im ersten Quartal mit einem Anstieg der operativen Ergebnisse vor (Ebitda) und nach Abschreibungen (Ebit) auf mindestens 1,5 Mrd. (i.V. 517 Mill.) Euro bzw. 1,25 Mrd. (160 Mill.) Euro zu rechnen. Vorläufigen Zahlen zufolge stiegen Ebitda und Ebit im vorigen Gesamtjahr um 35% auf 2,7 Mrd. bzw. 60% auf 1,3 Mrd. Euro. Den Anstieg führt Hapag-Lloyd vor allem auf Kosteneinsparungen zurück. Die durchschnittlichen Frachtraten hätten sich um 4% auf 1115 Dollar/TEU erhöht. Habben Jansen betonte, die Branche sei daran interessiert, dass die Containerschifffahrt ökonomisch attraktiv bleibe.