Fairchild steht im Schaufenster
In die Chipbranche kommt Bewegung. Gerüchte, wonach Infineon am zum Verkauf stehenden US-Wettbewerber Fairchild interessiert ist, trieben die Kurse.sck München – Der gestartete Verkaufsprozess für den US-Halbleiterhersteller Fairchild Semiconductor hat am Markt Spekulationen über mögliche Kaufinteressenten ausgelöst. Eine Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach On Semiconductor und Infineon ein Auge auf den im Schaufenster stehenden Wettbewerber geworfen haben, sorgte an den Börsen für Kurssprünge. Die Aktien von Fairchild und On Semiconductor schossen kurz nach dieser Nachricht zeitweise um 14 bzw. 7 % in die Höhe. Auch das Papier des Dax-Konzerns gewann am Donnerstag in der Spitze fast 6 % auf 11,17 Euro an Wert.Der Chiphersteller aus Neubiberg bei München wollte sich zu der Entwicklung nicht äußern. “Marktgerüchte kommentieren wir nicht”, hieß es aus dem Unternehmen.Im Konsolidierungsprozess in der Branche fällt der Name Infineon derzeit regelmäßig, wenn es um das Thema Übernahmen und Fusionen geht. Dafür hat der Konzern selber gesorgt, hatte er doch im vergangenen Jahr mit dem Erwerb des kleineren kalifornischen Wettbewerbers International Rectifier in der Branche aufhorchen lassen. Für die US-Firma zahlten die Bayern 3 Mrd. Dollar. Das ist die bisher größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte. Infineon-Chef Reinhard Ploss setzt auf den Ausbau des Geschäfts mit Leistungshalbleitern vor allem für die Autoindustrie und Automatisierungstechnologien. Vieles spricht dagegenOb Infineon kurz nach diesem Erwerb wieder bereit wäre, erneut in den USA zuzuschlagen, bleibt aber offen. Derzeit spricht eher wenig dafür, dass Ploss ein solches Wagnis eingeht. So bindet die Integration von Rectifier derzeit bei Infineon viele Managementkapazitäten. Zugleich ergänzen sich die Produktportfolios von Infineon und Fairchild nicht so optimal, wie dies bei Rectifier der Fall ist. Größere Berührungspunkte zwischen beiden Unternehmen gibt es auf dem Gebiet der Leistungshalbleiter für den Industriesektor. Zugleich aber strapaziert der Rectifier-Kauf die Bilanz von Infineon. Wegen des großteils kreditfinanzierten Zukaufs schmolzen zuletzt die Nettozahlungsmittel des Konzerns von 2 Mrd. auf 49 Mill. Euro. Der freie Cash-flow drehte mit – 1,8 Mrd. Euro deutlich ins Minus nach 159 Mill. Euro ein Jahr zuvor (vgl. BZ vom 31. Juli). Eine abermalige Übernahme in der Größe von Fairchild wäre zwar aufgrund des Liquiditätsüberschusses bei vielen Banken für Infineon zu stemmen, würde aber die Bilanzstruktur des Konzerns verschlechtern. US-Firma vervielfacht VerlustInsofern haben die vermutlich von Goldman Sachs gestreuten Gerüchte derzeit keine überzeugende Substanz. Die US-Investmentbank ist von Fairchild damit beauftragt worden, einen Käufer zu finden. Der derzeit am Markt mit 1,8 Mrd. Dollar bewertete US-Chipproduzent schwächelt operativ. Für das dritte Quartal meldete der Konzern einen Unsatzrückgang von 10 % auf 342 Mill. Dollar. Der Nettoverlust vervielfachte sich auf 8 Mill. Dollar.