Family Offices steigern Anleiheinvestments
Family Offices erhöhen Anleiheinvestments
UBS-Report: Wohlhabende Familien reduzieren Vermögensallokation in Immobilien – J.P. Morgan: Private Equity im Trend
cru Frankfurt
Rund um die Welt haben wohlhabende Familien den Anteil ihres Vermögens, den sie in Anleihen investieren, deutlich auf 19% erhöht – und gleichzeitig die Allokation in Immobilien auf 10% verringert. Das geht aus dem fünften Global Family Office Report der UBS hervor, der diese einflussreiche Gruppe von Investoren analysiert. Demnach entfallen weltweit im Durchschnitt 42% des Vermögens der Family Offices auf alternative Anlageklassen wie Private Equity, Immobilien oder Hedgefonds, 58% auf traditionelle börsennotierte Aktien und Bonds. Wichtigster neuer Trend ist der kräftige Anstieg bei Anleihen: In Europa gab es eine signifikante Zunahme der Investments in festverzinsliche Wertpapiere mit einem Plus von 4%. Nach dem Kursanstieg am Anleihenmarkt im Jahr 2023 ist die Gewichtung festverzinslicher Wertpapiere von Industrieländern mit 16% in der strategischen Asset Allocation (SAA) auf den höchsten Wert seit fünf Jahren gestiegen. Der Immobilienanteil reduzierte sich derweil von 13 auf 10%.
Die bisher größte UBS-Studie dieser Art umfasst die Erkenntnisse aus der Befragung von 320 Single Family Offices in sieben Regionen der Welt. Sie repräsentieren Familien mit einem durchschnittlichen Nettovermögen von 2,6 Mrd. Dollar und einem Gesamtvermögen von über 600 Mrd. Dollar.
Trotz Rekordständen an den Aktienmärkten hält sich laut UBS-Report der Risikoappetit: 81% der Family Offices planen, in den nächsten 12 bis 18 Monaten gleich viel oder mehr Risiko einzugehen. Dabei gewinnt aktives Management an Bedeutung: Die Präferenz für aktive Produkte und finanzielle Absicherung sei in Europa überdurchschnittlich ausgeprägt. Europäische Family Offices bevorzugen stark ihre Heimatregion: 49% ihrer Vermögenswerte investieren sie in Westeuropa. Nur 17% von ihnen planen, mittelfristig ihre Allokationen in Nordamerika und Asien-Pazifik zu erhöhen.
Laut Maximilian Kunkel, Chefanlagestratege der UBS in Deutschland, zeigt der Report, dass Family Offices verstärkt auf Risikodiversifizierung und ein ausbalanciertes Portfolio setzen. „Insbesondere in Europa sieht man einen deutlichen Anstieg beim aktiven Management als Strategie zur Portfoliodiversifizierung, was sich auf das sich derzeit schnell verändernde Marktumfeld zurückführen lässt“, sagt Kunkel. „Family Offices bleiben somit flexibel und reagieren auf Marktchancen, während sie ihre langfristigen Anlagestrategien beibehalten.“
Die größte Sorge der Befragten in den nächsten zwölf Monaten ist die Eskalation eines geopolitischen Konflikts. Mittelfristig steht die Angst vor einer Schuldenkrise und den Auswirkungen des Klimawandels im Fokus. Künstliche Intelligenz (KI) steht bei den Anlagethemen weltweit an erster Stelle, gefolgt von Gesundheitstechnologie und Automatisierung/Robotik.
Einen ähnlichen Report hatte der UBS-Konkurrent J.P. Morgan abgeliefert: Laut Natacha Minniti, Chefin von 23 Wall, der J.P. Morgan Private Bank, „haben wir 190 Family Offices aus der ganzen Welt mit einem durchschnittlichen Nettovermögen von 1,4 Mrd. Dollar gebeten, uns Einblicke zu geben“. Den Ergebnissen zufolge liegen alternative Anlagen im Trend. „Family Offices diversifizieren ihre Anlageportfolios, wobei fast 80% mit externen Anlageberatern zusammenarbeiten“, fasst Minniti zusammen. Sie seien „eher bereit, Illiquiditätsrisiken einzugehen, um langfristig höhere Renditechancen zu erzielen“. Bemerkenswert sei, dass das durchschnittliche Portfolio derzeit zu 45% in alternative Anlagen investiert ist und eine Rendite von 11% anstrebt. Private Equity ist laut J.P. Morgan mit 86% die am häufigsten gehaltene alternative Anlageklasse, Infrastruktur mit 9% die am wenigsten häufig gehaltene. Neben der Konzentration auf alternative Anlagen bauen Family Offices liquide Kernportfolios auf.
Wohlhabende Familien investieren ihr Vermögen breit gestreut in verschiedene Asset-Klassen. Dabei entfällt auf Anleihen aus Industrieländern so viel wie seit 2019 nicht mehr. Das geht aus dem Global Family Office Report der UBS hervor. Dafür wurden 320 Single Family Offices mit 600 Mrd. Dollar Vermögen in aller Welt befragt.