Ferrari fährt wieder auf der Überholspur

Zahlen übertreffen Erwartungen - Viele Stärken, aber schlechte Formel-1-Performance birgt Risiken

Ferrari fährt wieder auf der Überholspur

bl Mailand – Selbst die Coronaviruskrise kann Ferrari nicht stoppen. Nach einer Delle im zweiten Quartal hat der Sportwagenbauer im dritten Quartal die Erwartungen deutlich übertroffen und ist wieder auf die Überholspur gewechselt.Der Absatz ging zwar gegenüber Vorjahr um 7 % auf 2 313 Fahrzeuge zurück und der Umsatz sank um 3 % auf 888 Mill. Euro. Doch die Betriebsmarge stieg auf 25 (24,8) %, und unter dem Strich stand ein Gewinn von 171 (169) Mill. Euro. Ferrari verkaufte mehr großvolumige Modelle und profitierte von neuen Boliden wie dem SF 90 Stradale und dem Ferrari Roma. Das Orderbuch ist voll und wächst prozentual zweistellig. Der Produktionsausfall von 2 000 Fahrzeugen im zweiten Quartal wurde teilweise durch Sonderschichten und das Durcharbeiten im Urlaubsmonat August kompensiert. Und der Gewinnausblick für das Gesamtjahr wurde nach oben korrigiert. Ferrari erwartet nun ein Bruttobetriebsergebnis von 1,125 Mrd. Euro statt 1,075 bis 1,125 Mrd. Euro wie noch im August. Das Ebit soll 700 Mill. Euro statt 650 bis 700 Mill. Euro erreichen und der Nettogewinn je Aktie 2,8 statt 2,6 bis 2,8 Euro.Der Aktienkurs hat seine Delle mit einem Tiefstkurs von 123,20 Euro am 13. März längst ausgebügelt. Bis zum Nachmittag stieg das Papier um 6,42 % auf 167,30 Euro – fast auf das Allzeithoch von 167,60 Euro.Für Giuseppe Berta, Autoexperte und Wirtschaftsprofessor an der renommierten Mailänder Universität Bocconi, ist “Ferrari das einzige positive Engagement von Großaktionär Exor”. Er fügt hinzu: “Die Qualität ist sehr hoch, die Margen sind riesig, und es ist wichtiger, hohe Margen zu haben als hohe Verkäufe. Man kann gar nicht genug produzieren.”Doch in der Formel 1 fährt Ferrari der Konkurrenz noch weiter hinterher als im Vorjahr. In der Fahrerwertung liegen die Piloten Charles Leclerc und Sebastian Vettel auf den Plätzen 5 und 14. Und in der Konstrukteurswertung reiht sich Ferrari hinter Renault auf Rang 6 ein. “Unruhe herrscht am Firmensitz in Maranello auch wegen der Modellpolitik”, sagt ein Ferrari-Spezialist.15 neue Modelle sollen bis 2022 kommen. Viele sind Facelifts bestehender Modelle. Händler seien deshalb unzufrieden, heißt es in Italien. Die neuen Modelle seien weniger innovativ als früher. Die Exklusivität schwinde. Plug-in-Hybride kommen erst jetzt, und ein Super-SUV wird erst 2022 auf den Markt kommen.Berta warnt davor, sich angesichts der guten wirtschaftlichen Ergebnisse zurückzulehnen. “Langfristig können die Ergebnisse in der Formel 1 einen sehr negativen Effekt haben. Es muss sich schnell etwas ändern.” Die Formel 1 ist eine wichtige Werbeplattform. Aus Bertas Sicht muss Großaktionär Exor, der 22,9 % des Kapitals und 32,7 % der Stimmrechte hält und hinter dem mehrheitlich die Fiat-Gründerfamilie Agnelli-Elkann steht, intervenieren. “Die Organisation des Unternehmens scheint mir nicht auf der Höhe zu sein”, meint der Ökonom: “CEO Louis Camilleri ist kein ,car guy’.” Zumindest für Anleger ist Ferrari noch Spitze. Fast alle Analysten raten zum Kauf. Mit einer Kapitalisierung von 31 Mrd. Euro ist Ferrari ein Börsenschwergewicht.