Börsengänge

Ferretti setzt Segel für die Heimkehr

Ob das Zweitlisting von Ferretti in Mailand gelingt, wird auch in Deutschland mit Interesse beobachtet. Der chinesische Hauptaktionär des italienischen Yachtenbauers will Aktien für 270 Mill. Euro abgeben.

Ferretti setzt Segel für die Heimkehr

Ferretti setzt Segel für Heimkehr aus Hongkong

Yachthersteller öffnet Bücher für Zweitlisting in Mailand

cru Frankfurt

Der italienische Yachthersteller Ferretti, der bereits im März 2022 in Hongkong an die Börse gegangen war, verschafft sich jetzt eine zweite Börsennotierung in der Heimat. Der Hauptaktionär, der chinesische Mischkonzern Weichai Group, will dabei nach eigenen Angaben bis zu rund 29% der Aktien aus seinem Bestand von knapp 64% der Aktien für rund 270 Mill. Euro verkaufen. Die Bücher zur Zeichnung dieses Angebots sind am Mittwoch geöffnet worden.

Ob das Zweitlisting von Ferretti in Mailand gelingt, wird auch in Deutschland mit Interesse beobachtet. Denn voraussichtlich am Montag (26. Juni) beginnt die Zeichnungsfrist für den Börsengang der Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera mit einem Emissionserlös von bis zu 600 Mill. Euro. Das Ferretti-Zweitlisting wird wegen des damit verbundenen Aktienverkaufs Aufschluss über die aktuelle Stimmung der IPO-Investoren und die Bewertungslust geben. Zuvor war schon das IPO von WE Soda in London abgesagt worden.

Zweitägiges Bookbuilding

Das Ferretti-Basisangebot von 88,45 Millionen Aktien – das ist mehr als der bisherige Streubesitz in Hongkong – entspricht 26% des Bestands plus 10% Greenshoe. Es besteht ausschließlich aus bestehenden Aktien und wird in einem zweitägigen Bookbuilding-Verfahren verkauft. Die Ferretti-Aktie hat seit der Börsennotierung im März 2022 in Hongkong rund 13% zugelegt. Die Preisfestsetzung am Freitag wird sich auf den Aktienkurs des Unternehmens in Hongkong beziehen.

Zu den Marken des Unternehmens gehören Ferretti Yachts, Itama, Wally und Riva, die durch prominente Eigner wie George Clooney bekannt wurden. Einem Banker zufolge ist die Transaktion mit mehreren Ankeraktionären abgedeckt, darunter Family Offices und vermögende Privatpersonen. Die Gründerfamilie des italienischen Sportwagenherstellers Ferrari ist ebenfalls als Investor an dem Unternehmen beteiligt.

Die Transaktion soll bei italienischen Long-only-Fonds gut aufgenommen worden sein und habe auch im übrigen Europa große Aufmerksamkeit erregt. Die Aktien von Ferretti sollen vorbehaltlich der erforderlichen Genehmigungen ab 27. Juni in Mailand gehandelt werden. Es wurde auch von einem Interesse von Hedgefonds berichtet, da sich die Möglichkeit einer Arbitrage zwischen den beiden Notierungen bietet.

Der Börsengang von Ferretti in Hongkong im vergangenen Jahr brachte nach Angaben von Bloomberg 257 Mill. Dollar ein. Banker sehen für das jetzige Angebot nach dem umfangreichen Marketing wenig Preisrisiken. Auch der Mailänder Luxusbekleidungshersteller Prada SpA erwägt mehr als ein Jahrzehnt nach seinem Hongkong-Börsengang eine Rückkehr an die Börse und könnte damit dem italienischen IPO-Markt neuen Auftrieb geben.

Goldman Sachs mit im Boot

Beim Ferretti-Zweitlisting sind Goldman Sachs, J.P. Morgan und Unicredit in Zusammenarbeit mit Kepler Cheuvreux gemeinsame globale Koordinatoren, während Equita und Berenberg als gemeinsame Bookrunner fungieren. Der Ferretti-Wettbewerber Sanlorenzo wird mit dem Achtfachen des operativen Gewinns (Ebitda) für 2023 gehandelt, während ein anderes Unternehmen, die italienische Sea Group, mit dem Siebenfachen gehandelt wird. Die in Hongkong notierten Ferretti-Aktien werden mit dem Fünffachen gehandelt und liegen damit näher am Massenmarkt-Bootbauer Bénéteau.

Im Jahr 2022 meldete Ferretti ein bereinigtes Ebitda von 140 Mill. Euro bei einem Nettoumsatz von 1 Mrd. Euro, was einer Marge von 14% entspricht. Sanlorenzo bringt es auf eine Marge von 18%, Italian Sea Group auf 16%.

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