Feuerkraft von 2 Bill. Dollar

Bain & Company: Hohe Bewertungen bereiten Private Equity Kopfzerbrechen

Feuerkraft von 2 Bill. Dollar

wb Frankfurt – Der jüngste Boom und die anstehenden Herausforderungen für Private Equity verdichten sich in einer Zahl: der Summe des noch nicht investierten Kapitals. Der Berg an “Dry Powder” ist laut Bain & Company 2018 noch einmal um 10 % auf 2 Bill. Dollar gestiegen. Dies entspreche den Konsumausgaben sämtlicher deutschen Privathaushalte in einem Jahr, verdeutlicht die Beratungsgesellschaft, die ihren zehnten Report vorlegt. 695 Mrd. Dollar davon stehen für Leveraged Buy-outs zur Verfügung, also schuldenfinanzierte Übernahmen durch die Fonds, die die Verbindlichkeiten den Portfoliofirmen aufbürden und so ihren Eigenkapitaleinsatz hebeln.Die Perspektiven sind derzeit Thema auf der Super Return, dem Treffen der globalen Fondsmanager und Investoren in Berlin. Dort hat David Rubinstein, Gründer des nach eingesammelten Mitteln führenden alternativen Assetmanagers Carlyle, gestern die einführende Grundsatzrede gehalten.”2014 bis 2018 waren die besten Jahre, die die Private-Equity-Branche je erlebt hat”, resümiert Rolf-Magnus Weddigen, Leiter der Private-Equity-Praxisgruppe von Bain im deutschsprachigen Raum. “Kapitalzuflüsse und Investitionen waren so hoch wie kaum jemals zuvor, und noch nie gab es so viele Exits. Darüber hinaus waren die Renditen attraktiv.” Inzwischen aber bereiten hohe Bewertungen und eine mögliche Abkühlung der Weltkonjunktur Kopfzerbrechen. Die steigenden Preise für Beteiligungen und der enorme Wettbewerb um verfügbare Assets begrenzten die Zahl der Deals. 2018 gab es 13 % weniger Buy-outs als zuvor. Ihr Wert legte dagegen laut Bain um ein Zehntel auf 582 Mrd. Dollar zu. Hauptursache dieses Anstiegs sei die wachsende Bedeutung von großen Public-to-Private-Transaktionen (vgl. Grafik). So hatte 2017 hierzulande die Übernahme des Pharmaherstellers Stada durch Bain Capital und Cinven für Aufsehen gesorgt. Mit Scout24 für 5,7 Mrd. Euro und Osram zeichnen sich ähnliche Deals ab.Auf der Exit-Seite profitieren die Fonds dagegen von den bisherigen Rahmenbedingungen. Die Beteiligungsverkäufe lagen 2018 mit 378 Mrd. Dollar auf dem hohen Niveau des Vorjahres. Damit haben Buy-out-Fonds über die vergangenen fünf Jahre Beteiligungen für 2 Bill. Dollar verkauft – der bei Weitem bisher höchste Fünfjahreswert. Der größte europäische Exit fand in Deutschland statt: Für 5,4 Mrd. Dollar veräußerte Macquarie den Energiedienstleister Techem an ein Konsortium um die Schweizer Partners Group. Starke Returns lockenWährend Secondaries, also der Verkauf eines Unternehmens von einem Fonds an den nächsten, ein wichtiger Exitkanal sind, entfällt der Löwenanteil der Verkäufe laut Bain auf strategische Investoren. Dagegen haben sich die Rahmenbedingungen für Börsengänge im vorigen Jahr insbesondere in Europa und Asien verschlechtert. Die starken Verkäufe mit positiven Renditen bescheren institutionellen Anlegern Rekordrückflüsse. Healthcare-Deals haben laut dem Pensionsfonds Calpers im Schnitt 2,2 Dollar für jeden eingesetzten Dollar abgeworfen, für Technologie liege der Return bei 2,1 Dollar. Dies sorgt auch dafür, dass mehr und mehr sektorspezifische Fonds sowie solche mit längeren Laufzeiten aufgelegt werden. Die Renditestärke lockt weiteres institutionelles Geld. 2018 wurden laut Bain 714 Mrd. Dollar eingeworben. Seit 2014 summieren sich die Kapitalzuflüsse damit auf 3,7 Bill. Dollar. Und 90 % der Investoren wollen sich auf diesem Niveau weiter engagieren, wenn nicht gar ihre Mittel aufstocken. Basierend auf bisherigen Investmentlevels reiche das angehäufte “Trockenpulver” für drei Jahre.Je stärker die Börsen die Gefahr einer Rezession und die politischen Verwerfungen einpreisen, desto attraktiver wird die Übernahme börsennotierter Unternehmen. Die Bedeutung von Public-to-Private-Transaktionen dürfte laut Bain weiter zunehmen, im Gegenzug dürfte die Zahl der IPOs schrumpfen. 2018 haben laut Bain die Volumina an Unternehmenswerten von Going Privates in den USA die von IPOs übertroffen. Entsprechend müssten sich die Fonds neu aufstellen. Nur dann ließen sich selbst 20-Mrd.-Deals stemmen und Mehrwert generieren.