Fiat Chrysler fährt in eine Nebelwand

Gerüchte um Verkauf von Alfa Romeo - Nur Jeep hält die Fahne hoch

Fiat Chrysler fährt in eine Nebelwand

bl Mailand – Die Zerlegung des Autoherstellers Fiat Chrysler (FCA) geht weiter. Der Mailänder Universitätsprofessor und Fiat-Experte Giuseppe Berta sagte der Börsen-Zeitung: “Ich schließe einen Verkauf weiterer FCA-Töchter wie Alfa Romeo nicht aus.” Als potenzieller Interessent gilt VW. Auch die Marke Lancia und womöglich sogar Maserati könnten auf dem Prüfstand stehen.Der Konzern legt am heutigen Dienstag seine Zahlen für das dritte Quartal vor. Der Erfolg der Marke Jeep, gute Verkaufszahlen in Nordamerika und – mit Einschränkungen – in Südamerika, verdecken die Schwächen. Die Verkaufszahlen der Marken Chrysler, Fiat, Alfa Romeo und Maserati sind schlecht. In Asien ist Fiat Chrysler quasi nicht präsent. In Europa verliert der Konzern Marktanteile. Im Heimatmarkt Italien wurden im September auf einem um 23,4 % rückläufigen Markt 31,4 % weniger Fahrzeuge abgesetzt.Der Premiumpol um Alfa Romeo und Maserati kommt gegen die deutschen Konkurrenten nicht an. Alfa dümpelt um die 150 000 Einheiten, weit unter den angepeilten 400 000 Stück. Auch bei Maserati schaut es düster aus. Der SUV Maserati Levante etwa ist gegenüber dem Porsche Cayenne deutlich im Hintertreffen. Die Levante-Produktion in Turin ist zwischen Januar und September um 31 % eingebrochen. Porsche hat längst eine Hybridversion des Cayenne. Die Italiener haben da nichts zu bieten.Der Erlös aus dem Verkauf des Komponentenherstellers Magneti Marelli an KKR ist zwar mit 6,2 Mrd. Euro attraktiv. Doch er wird nicht voll in die dringende Erneuerung der Modellpalette bzw. in die Entwicklung alternativer Antriebe fließen. Teile davon sollen offenbar in Dividendenzahlungen an den Mehrheitseigner Exor (Beteiligungsholding der Unternehmerfamilie Agnelli/Elkann) gehen, ein anderer Teil für Aktienrückkäufe zur Kursstützung verwendet werden, meint Berta.Traurig ist der Zustand der Marke Fiat. Mit dem Panda und der Cinquecento-Baureihe gibt es nach dem Ende des Tipo nur noch zwei Modellfamilien. Der Panda läuft schlecht und der Erfolg des Cinquecento (500) wird nicht ewig dauern – ein Nachfolger ist nicht in Sicht.Laut der am 1. Juni vorgestellten Mittelfristplanung sollen in Italien bis 2022 vier neue Modelle produziert werden – zwei SUV und zwei sportliche Fahrzeuge – welche, ist noch unklar. Die Gewerkschaften in Italien sind beunruhigt: In den nächsten Tagen und Wochen finden mehrere Treffen mit der Geschäftsführung statt. Italienische Experten rechnen damit, dass mindestens eines der sieben italienischen Werke geschlossen wird.Eklatant ist die Abhängigkeit von der Marke Jeep, deren Modelle verbrauchsintensiv sind. Die US-Marke soll 2022 rund 50 % zum Konzernumsatz beisteuern. Es kommt hinzu: Sollte US-Präsident Donald Trump Zölle auf ausländische Pkw einführen, müsste Fiat Chrysler Fertigungen aus Europa in die USA verlagern.Die Perspektiven für den weltweit siebtgrößten Autokonzern sind nicht gut. Selbst ein Verkauf des größten Industriekonzerns Italiens durch Exor erscheint möglich.