Optikerkette

Fielmann expandiert mit zwei Übernahmen in die USA

Der Optikerkonzern Fielmann setzt seine internationale Expansion fort und betritt mit zwei Übernahmen den weltgrößten Augenoptikermarkt USA.

Fielmann expandiert mit zwei Übernahmen in die USA

Fielmann geht mit zwei Übernahmen in die USA

Optikerkonzern: Erster Schritt eines langfristigen Plans für mehr Kundenorientierung im weltgrößten Markt – Dividendenkürzung für Investitionen

Der Optikerkonzern Fielmann setzt seine internationale Expansion fort und betritt mit zwei Übernahmen den weltgrößten Augenoptikermarkt USA. Die Hamburger erwerben den US-Augenoptiker SVS Vision sowie das kanadische Unternehmen Eyevious Style, das mit der Plattform Befitting den Online-Brillenkauf erleichtert.

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Der in den vergangenen Jahren in Europa stark expandierende Hamburger Optikerkonzern Fielmann betritt mit der Übernahme zweier amerikanischer Unternehmen erstmals einen außereuropäischen Markt. Das SDax-Unternehmen erwirbt eigenen Angaben zufolge alle Anteile an dem im US-Bundesstaat Michigan ansässigen Augenoptiker SVS Vision sowie an der kanadischen Gesellschaft Eyevious Style. Diese betreibt mit ihrer US-Tochter die E-Commerce-Plattform Befitting, welche den Online-Brillenkauf mit einer medizinischen Augenversicherung deutlich vereinfache, erklärte Fielmann. Die Übernahme von SVS Vision, im Privatbesitz befindlicher Marktführer in Michigan mit 80 Geschäften in neun US-Bundesstaaten, rund 650 Beschäftigten und einem Außenumsatz von mehr als 100 Mill. Dollar, soll nach behördlichen Genehmigungen bis Ende August vollzogen sein. Die Befitting-Transaktion sollte bereits am Mittwoch abgeschlossen sein. Der Plattformbetreiber beschäftigt 26 Mitarbeiter.

Rücker führt Fielmann USA

Der Erwerb der Anteile basiert laut Mitteilung bei SVS Vision auf einer barmittel- und schuldenfreien Bewertung von rund 105 Mill. Euro, bei Eyevious Style von etwa 35 Mill. Euro. Die Übernahmen seien „der erste Schritt eines langfristigen Plans, mit dem wir neu definieren, was Kunden im weltgrößten augenoptischen Markt erwarten dürfen“, erklärte Konzernchef Marc Fielmann. Die 1972 gegründete Optikerkette meldete zugleich, dass Lukas Rücker als CEO von Fielmann USA das US-Geschäft führen werde. Rücker war zuvor über ein Jahrzehnt für den Brillenhersteller Luxottica tätig. Unter seiner Führung habe sich Eyemed Vision Care zur am schnellsten wachsenden Augenversicherung entwickelt.

Die beiden neuen Akquisitionen bezeichnen die Hamburger als „wichtigen Meilenstein der Vision 2025“. Die erstmals 2019 vorgestellte Strategie zielt auf die Digitalisierung und Internationalisierung des Familienunternehmens ab und soll bis 2025 einen Außenumsatz inklusive Mehrwertsteuer und Bestandsveränderungen von mehr als 2,3 Mrd. Euro ermöglichen. 2022 lagen die um 5% gestiegenen Erlöse mit 2,03 (i.V. 1,94) Mrd. Euro erstmals über der 2-Mrd.-Euro-Marke. Zum ebenfalls um 5% erhöhten Konzernumsatz (ohne Mehrwertsteuer) von 1,76 (1,68) Mrd. Euro trugen die internationalen Märkte der Optikerkette im vorigen Jahr rund 506 Mill. Euro und damit 29% bei. Das Wachstum um 11% übertraf dabei die Erwartungen von Fielmann.

An der Börse wirkte sich die Nachricht nach der Mitteilung am Mittwochnachmittag kaum aus. Die Fielmann-Aktie gab am Tag vor Fronleichnam um 0,1% auf 46,50 Euro nach. Am Donnerstag folgte bis zum Nachmittag ein Anstieg um bis zu 4,8% auf 48,72 Euro. Seit Jahresbeginn legte das Papier um mehr als 30% zu. Das Analysehaus Warburg Research, das bei einem Kursziel von 44 Euro unverändert zum Halten der Aktie rät, meinte, die Ankündigung sei keine Überraschung, da Fielmann unlängst den starken Fokus auf weitere Übernahmen zum Eintritt in neue Märkte unterstrichen habe. Mit den Übernahmen von SVS Vision und Eyevious Style gewinne der Konzern weitere internationale Erfahrung, vor allem im E-Commerce-Geschäft. 2022 wuchs das E-Commerce-Geschäft von Fielmann nach Angaben des Unternehmens um 37%, die Nutzung der Omnichannel-Services legte demnach „deutlich zweistellig“ zu. Langfristig will die Optikerkette einen Versandanteil einschließlich Kontaktlinsen und Sonnenbrillen von rund 20% am Konzernumsatz erreichen.

DACH-Region weiter dominant

Die anfänglichen Auswirkungen auf Umsatz und Ergebnis seien bei zusätzlichen Erlösen von rund 6% begrenzt, so Warburg Research weiter. Das Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH-Region) bleibe bei Fielmann dominant mit einem Umsatzanteil von über 75%. Des Weiteren impliziere die Bewertung des US-Zukaufs deutlich geringere Gewinnmargen im US-Einzelhandelsgeschäft verglichen mit der DACH-Region. Darauf verweist auch das Analysehaus Alsterresearch, das nach der Ankündigung der Expansion in die USA das Kursziel für Fielmann um 5 auf 60 Euro erhöhte und weiterhin zum Kauf der Aktie rät. In Anbetracht der soliden Finanzausstattung dürfte der Konzern in der Lage sein, die Akquisitionen aus dem eigenen Cashflow zu finanzieren, so die Annahme des Analysten, dessen Schätzungen ein im Zuge der Zukäufe um 2 bis 5% steigendes Ergebnis je Aktie erwarten lassen.

Warburg Research erläuterte ferner, dass das Finanzvermögen von Fielmann – 2022 infolge der Dividendenzahlung im Juli sowie durch eine Kaufpreiszahlung für im Dezember erworbene Beteiligungen in Spanien um rund 103 Mill. auf 175 Mill. Euro gesunken – durch die Transaktionen im laufenden Jahr erheblich reduziert werde. Der Optikerkonzern will mit Blick auf die Hauptversammlung am 13. Juli die Dividende für 2022 auf 0,75 (1,50) Euro je Aktie halbieren, womit sich die Ausschüttungssumme auf 63 (126) Mill. Euro reduzieren würde. Vorstandschef Fielmann hatte erklärt, dass die einbehaltenen Mittel kurzfristig für weitere strategische Investitionen und dabei insbesondere für mögliche Übernahmechancen genutzt werden sollten.

Zu den Auswirkungen der Zukäufe auf die Ende April veröffentlichte Prognose für 2023 äußerte sich Fielmann nicht. Der Konzernumsatz soll im laufenden Jahr um 7 bis 10% auf 1,88 bis 1,94 Mrd. Euro zulegen, das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) um 9 bis 21% auf 370 bis 410 Mill. Euro. Die Ebitda-Marge als neue Zielrenditegröße wird bei 20 bis 21 (19,3)% erwartet.

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