Nach dem Eintritt in den slowenischen Markt im Jahr 2019 mit Übernahme der Mehrheitsanteile am Marktführer Optika Clarus sowie dem Erwerb von 80% an der drittgrößten spanischen Optikerkette Óptica & Audiología Universitaria Ende 2020 treibt Fielmann die internationale Expansion weiter voran. Wie Vorstandschef Marc Fielmann in der Bilanzpressekonferenz der größten deutschen Optikerkette mitteilte, werde man in wenigen Wochen nach Tschechien gehen.

Nach Eröffnung der ersten Niederlassung in Prag im Juni will Fielmann bis Jahresende fünf Fachgeschäfte in der tschechischen Hauptstadt betreiben. Bis 2025 seien in Tschechien 20 Niederlassungen geplant, dann sollen 80000 Brillen pro Jahr abgesetzt und 15 Mill. Euro Umsatz in dem Land erwirtschaftet werden. Mit Tschechien, dem 16. Markt für Fielmann in Europa, werde der dritte von insgesamt geplanten fünf neuen Märkten im Rahmen der 2019 vorgestellten Strategie „Vision 2025“ erschlossen, erklärte der Chef des familiendominierten SDax-Unternehmens. Besonders spannend sei für sein Unternehmen die Wettbewerbssituation. In Tschechien sei nur eine internationale Kette vertreten. Obwohl die Kaufkraft unter dem Niveau Deutschlands liege, seien die Brillenpreise deutlich höher.

Fielmann kündigte an, in den kommenden 18 Monaten werde man über Tschechien hinaus in mindestens einen weiteren kontinentaleuropäischen Markt expandieren. Er verwies auf laufende Kartellverfahren, die den Brillenkonzern EssilorLuxottica für eine Genehmigung der Übernahme der niederländischen Optikergruppe Grandvision zum Verkauf von Läden in Italien, den Niederlanden und Belgien zwingen könnten. Das schaue man sich natürlich an, sagte Fielmann. In Belgien betreiben die Hamburger bislang keine Läden.

Auch auf Frankreich hat Fielmann ein Auge geworfen. Man bereite sich „seit geraumer Zeit“ auf eine Expansion in den zweitgrößten Markt in Kontinentaleuropa vor. Für Zukäufe sei das Unternehmen durch Liquidität im hohen dreistelligen Mill.-Euro-Bereich und weitergehende Kreditlinien hervorragend aufgestellt.

Der Konzern will 2025 europaweit 12 Millionen Brillen absetzen und einen Außenumsatz (inkl. Mehrwertsteuer) von 2,3 Mrd. Euro erreichen. Langfristig plant das Unternehmen inklusive Kontaktlinsen und Sonnenbrillen auch mit einem E-Commerce-Umsatz von 400 Mill. Euro oder rund 20% der Gesamterlöse. Die Zukunft liege im Omnichannel-Geschäftsmodell, so Fielmann.

Für 2021 stellt der Konzern „je nach Entwicklung des Umfelds“ einen Absatz zwischen 8,3 bis 8,9 (i.V. 7,26) Millionen Brillen, einen Außenumsatz von 1,85 bis 2,0 (1,63) Mrd. Euro und ein Vorsteuerergebnis von 160 Mill. bis 230 Mill. Euro in Aussicht. Zuversicht gebe, dass im ersten Quartal Umsätze über dem Vorjahr und über dem Vorkrisenniveau 2019 erreicht worden seien.

Fielmann betonte weiter, das Geschäftsmodell habe sich im Coronajahr 2020 „im Großen und Ganzen als robust erwiesen“. Bei einem um 6% auf 1,43 Mrd. Euro gesunkenen Konzernumsatz fiel der Vorsteuergewinn um 31% auf 176 Mill. Euro. Neben Kurzarbeitergeld von 30 Mill. Euro seien Staatshilfen in Deutschland nicht in Anspruch genommen worden. Die Aktionäre sollen nach dem letztjährigen Ausfall der Ausschüttung – dem ersten seit dem Börsengang 1994 – eine Dividende von 1,20 Euro je Aktie erhalten. Die Ausschüttungsquote läge bei 87%.

In den Zahlen für 2020 ist der Zukauf in Spanien nicht berücksichtigt. Die Kette mit Sitz in Barcelona kam zuletzt mit gut 1000 Beschäftigten auf einen Außenumsatz von 100 Mill. Euro. Langfristig wird ein Umsatz von 250 Mill. Euro erwartet.