Finanzinvestor Carlyle kreist Flender ein

Verkauf der Siemens-Windkraft-Zuliefersparte im Wert von 2 Mrd. Euro geht auf die Zielgerade

Finanzinvestor Carlyle kreist Flender ein

cru Frankfurt – Siemens verkauft die Tochter Flender, die Getriebe für Windkraftanlagen und diverse mechanische Antriebe herstellt, an einen Finanzinvestor. Als aussichtsreichster Kandidat für den Kauf des 2 Mrd. Euro schweren Unternehmens aus Bocholt am Niederrhein gilt Carlyle. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Mit dem Deal hat Siemens die Bank of America und Citigroup beauftragt.Laut Nachrichtenagentur Bloomberg sind Carlyle und der deutsche Industriekonzern dabei, die Bedingungen des Deals zu Ende zu verhandeln, der bereits diese Woche bekannt gegeben werden könnte. Carlyle habe die kanadische Brookfield Asset Management überboten – sowie zwei weitere Bieter, die in die engere Wahl gekommen waren. Die Gespräche könnten sich noch immer verzögern oder scheitern.Carlyle – der zweitgrößte Private-Equity-Investor der Welt – ist in Deutschland mit mehreren Beteiligungen vertreten. Der Finanzinvestor ist gerade dabei, den Berliner Spezialchemiekonzern Atotech in New York an die Börse zu bringen. Außerdem gehören Carlyle der Softwarehersteller SER Group, der auf elektronische Dokumentenverwaltung spezialisiert ist, und der niederländische Dessousanbieter Hunkemöller.Carlyle lehnte eine Stellungnahme ab. Der scheidende Vorstandschef Joe Kaeser hatte Flender eigentlich 2021 nach einem Hauptversammlungsbeschluss abspalten und an die Börse bringen wollen. Die Aktien sollten nicht an neue Investoren verkauft, sondern – wie bei Osram oder zuletzt bei Siemens Energy – an die eigenen Aktionäre verteilt werden. Ehemals Babcock BorsigSiemens hatte Flender 2005 von Citigroup Venture Capital beziehungsweise von Babcock Borsig gekauft. Das Unternehmen mit 8 500 Mitarbeitern und rund 2 Mrd. Euro Umsatz galt lange als Sanierungsfall, hat sich aber dann gut entwickelt. Angaben zur Profitabilität machte Siemens nicht.Flender stellt Zahnräder und Getriebe her, die in allen Bereichen von der Zementherstellung und dem Schiffbau bis hin zur Getränkeindustrie und der Offshore-Ölförderung eingesetzt werden. Als besonders attraktiv gilt das Geschäft mit Generatoren für Windkraftanlagen, in dem Flender von einem langfristigen Liefervertrag mit der Siemens-Energy-Tochter Gamesa profitiert. Siemens hatte die eigene Sparte Wind Energy Generation Anfang September in Flender eingebracht.Der Flender-Deal wäre eine der letzten Maßnahmen von Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser, um den Technologiekonzern für seinen Nachfolger Roland Busch in ein überschaubares Konglomerat zu verwandeln, das sich auf Digitalisierung, Automatisierung und Infrastruktur konzentriert. Siemens hat im September bereits die Kraftwerkssparte Siemens Energy an die Börse gebracht, deren Technologie hinter rund einem Sechstel des weltweiten Strombedarfs steht. Am Montag gab der Kurs der Siemens-Aktie um zeitweise 0,9 % nach und bewertete das Unternehmen mit 93 Mrd. Euro.Kaeser hatte im August erklärt, er sei “gerne bereit”, sich alle Optionen für Flender über die ursprünglich geplante Abspaltung samt Börsengang hinaus anzuhören. “Wenn jemand meint, er hätte einen besseren Plan für Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre, dann sind wir gerne bereit, uns den anzuhören.” Reihe von MilliardendealsDer Flender-Verkauf würde sich in eine ganze Reihe von Milliardentransaktionen einreihen, die Finanzinvestoren mit ihren übervollen Kassen im Jahr 2020 in Deutschland gestemmt haben. Neben dem Verkauf der Thyssenkrupp-Aufzüge für 17 Mrd. Euro an ein Konsortium um Advent waren dies vor allem die Wella-Übernahme durch KKR für 3,6 Mrd. Euro, der Kauf der Deutschen Glasfaser durch EQT und der Neuraxpharm-Deal von Permira. Laut Bloomberg ist das Volumen an Fusionen und Übernahmen im europäischen Industriesektor 2020 bis dato auf 124 Mrd. Dollar gestiegen.