Private Equity

Finanzinvestor Cinven kauft Laborkette Synlab von der Börse zurück

Der Finanzinvestor Cinven will die Laborkette Synlab nach zwei Jahren von der Börse zurückkaufen. Der Vorstand hält die Offerte für das "attraktivste Angebot", kann sich aber dennoch nicht zu einer Empfehlung an die Aktionäre durchringen.

Finanzinvestor Cinven kauft Laborkette Synlab von der Börse zurück

Cinven kauft Synlab von der Börse zurück

Finanzinvestor bietet 10 Euro je Aktie - Marktkapitalisierung klettert über 2 Mrd. Euro – Take Privates machen Schule

cru Frankfurt
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Der Finanzinvestor Cinven will Europas größte medizinische Laborkette Synlab für rund 1,27 Mrd. Euro von der Börse zurückkaufen – nur zwei Jahre nach dem IPO des Münchener Unternehmens, das seither unter einer geringeren Nachfrage nach seinen Testeinrichtungen gelitten hat. Den übrigen Aktionären bietet die Private-Equity-Firma 10 Euro pro Aktie in bar an. Cinven hatte schon im März unverbindlich Interesse an der Übernahme zu diesem Preis bekundet.

Das jetzige Angebot liegt 42% über dem Schlusskurs vom 10. März, also vor der Ankündigung von Cinven, und 23% höher als der Schlusskurs vom Donnerstag. Der Aufschlag auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate beträgt 13%.

Auch Suse verabschiedet sich

Take Privates von Firmen wie Synlab durch Finanzinvestoren wie Cinven sind bei weitem keine Einzelfälle. So kauft die Private-Equity-Firma EQT gerade die Softwarefirma Suse von der Börse zurück, und KKR beteiligte sich am Going Private der Bremer Raumfahrtfirma OHB. Die Software AG aus Darmstadt und die Schweizer Software One wurden durch Silver Lake und Bain übernommen.

Nachfrageflaute nach der Pandemie

In Deutschland ist auch erst vor einigen Monaten die Übernahme der Vodafone-Funkturmtochter Vantage Towers durch KKR und den Infrastrukturinvestor GIP über die Bühne gegangen. Das Volumen unaufgeforderter Übernahmeofferten in Europa hat sich gemäß Daten, die die Investmentbanker von Goldman Sachs zusammengetragen haben, im zweiten Quartal 2023 gegenüber den vorhergehenden drei Monaten nahezu verdoppelt auf rund 60 Mrd. Dollar.

Kursverluste bei Synlab

Eine Übernahme von Synlab würde es Cinven erleichtern, das in München ansässige Unternehmen umzugestalten, da es mit dem Nachfragerückgang nach Testeinrichtungen nach der Pandemie zu kämpfen hat. Die Private-Equity-Firma kontrolliert bereits einen Anteil von 42,8%. Darüber hinaus haben bereits Aktionäre, die rund 29,1% der Synlab-Aktien besitzen, verbindliche Zusagen gemacht, ihre Anteile anzudienen. Zu den weiteren Miteigentümern gehören die dänische Novo Holdings (17%) und der kanadische Pensionsfonds Ontario Teachers’ Pension Plan Board (8%). Beide wollen ihre Anteile komplett an Cinven verkaufen, Firmengründer Bartl Wimmer zum Teil. Insgesamt hat sich Cinven bereits rund 80% der Anteile gesichert.

Cinven hatte sich 2015 an Synlab beteiligt und das Unternehmen im Frühjahr 2021 an die Börse gebracht. Begünstigt durch den Boom für Covid-19-Tests stieg die Bewertung im November 2021 auf fast 5,5 Mrd. Euro an. Seitdem hat die Aktie jedoch zwei Drittel ihres Wertes verloren.

Kurs springt nach oben

Der Kursverlust wurde durch eine Gewinnwarnung noch verschärft. Das verhinderte, dass Cinven sich vom Rest ihres Anteilspakets trennte. Schließlich entschied sich die Beteiligungsfirma für die Kehrtwende. Am Freitag kletterte der Kurs von Synlab um bis zu 24% auf 10,10 Euro. Der Börsenwert hat sich aber auch so seit August 2022 noch halbiert, auf jetzt 2,2 Mrd. Euro.

Miteigentümer wollen an Cinven verkaufen

Zu den Rivalen von Synlab gehört die Diagnostikfirma Unilabs, die 2022 von der AP Moller Holding übernommen wurde. Synlab erklärte, man habe seit März auch mit anderen Interessenten gesprochen. Das Cinven-Angebot sei aber „das attraktivste im aktuellen Umfeld“ gewesen. In einer Investorenvereinbarung habe Cinven zugesichert, die Strategie zu unterstützen. Zur Empfehlung an die Aktionäre, an Cinven zu verkaufen, konnte sich der Vorstand aber nicht durchringen. Cinven will keinen Beherrschungsvertrag abschließen.

Der Finanzinvestor Cinven will die Laborkette Synlab nach zwei Jahren von der Börse zurückkaufen. Der Vorstand hält die Offerte für das "attraktivste Angebot", kann sich aber dennoch nicht zu einer Empfehlung an die Aktionäre durchringen.

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