Finanzinvestor Equistone lädt kräftig nach
Von Walther Becker, Frankfurt”Wir sind im Markt unterwegs, um neue Opportunitäten zu finden, und auch auf der Exitseite fleißig.” Peter Hammermann, Senior Partner von Equistone Partners Europe, ist für das laufende Jahr optimistisch und lässt sich auch von gestiegenen Bewertungen nicht davon abhalten, weiter zu investieren, wie er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt. Kaufen und zukaufenZumal die ehemalige Barclays Private Equity kurz davor steht, einen neuen Fonds zu schließen. Zum Fundraising will sich Hammermann aber nicht äußern. In Finanzkreisen heißt es, dass der neue Kapitaltopf mit mehr als 1,75 Mrd. und maximal 2 Mrd. Euro gefüllt wird, was im April bekannt gegeben werden dürfte. Die britische Großbank Barclays ist inzwischen ganz heraus, auch als Investor. Der noch aktuelle Fonds IV wurde im November 2012 aufgelegt und ist inzwischen zu mehr als 90 % investiert. Ihm hatten rund 40 Investorengruppen aus Europa, der Golfregion und den Vereinigten Staaten 1,5 Mrd. Euro zugesagt.Am Geschäftsmodell – Buy-outs mit Mehrheiten im Mittelstand in Unternehmenswerte zwischen 50 Mill. und 500 Mill. Euro – soll sich nichts ändern. Dazu zähle als wichtige Komponente Buy-and-Build, also Portfoliofirmen mit Akquisitionen wachsen zu lassen. Binnen zehn Jahre habe man etwa 120 Unternehmen in Europa gekauft und gut 170 Zusatzakquisitionen getätigt. Als Quellen führen Secondary Buy-outs vor Nachfolgen im Mittelstand und Konzernabspaltungen. Etwa ein Drittel des Europa-Portfolios entfalle auf den deutschsprachigen Raum, aber es gebe keine regionalen Vorgaben: “Wer Geld braucht, kriegt Geld.”Registriert wird wachsendes Interesse institutioneller Investoren an Private Equity, und Hammermann geht davon aus, dass sich diese Entwicklung fortsetzt. Wie er, der 1998 Barclays Private Equity in München gründete und seitdem die Aktivitäten der Beteiligungsgesellschaft in Europa leitet, sagt, sind die Bewertungen im Niedrigzinsumfeld zwar deutlich gestiegen. Und “das verführt dazu, dass höhere Preise gezahlt werden”. Doch zeige die Erfahrung, dass es sich um eine sehr differenzierte Entwicklung handele und es durchaus wachstumsstarke Sektoren und einzelne Unternehmen gebe, für die auch höhere Multiples gerechtfertigt werden könnten, weil der Exit antizipiert werden könne. Mehr als die KonkurrenzMit neun realisierten Transaktionen im deutschsprachigen Raum und in den Niederlanden habe Equistone die Ziele übertroffen, wobei sich kaum von vornherein sagen lasse, welche Opportunitäten sich im Jahresverlauf böten. In der vergangenen Dekade habe Equistone in mehr Unternehmen im Mittelstand investiert als jede andere Beteiligungsgesellschaft. Berücksichtigt seien Deals, in denen Finanzinvestoren Unternehmen mehrheitlich unter Beteiligung des Managements erwerben und die auf Werte von 50 Mill. bis 250 Mill. Euro kommen.Für 2015 ist Hammermann optimistisch. Das makroökonomische Umfeld sei für die Beteiligungsbranche “grundsätzlich gut”, und Equistone mache eine “Vielzahl attraktiver Ziele” aus. Unternehmen, die ihr Wachstumspotenzial erschließen möchten, seien auf der Suche nach eigenkapitalstarken und unternehmerisch denkenden Partnern. Auch 2014 hätten viele Marktakteure über eine zu geringe Zahl von Opportunitäten gejammert, doch Equistone habe sie gefunden. Wachstum ja, Start-ups neinDas europäisches Portfolio sei mit den Investments des alten Jahres auf knapp 60 Beteiligungen erweitert worden. 2015 kam der Erwerb von Polo Motorrad und Sportswear GmbH mit 114 Mill. Euro Umsatz hinzu. Equistone kann sich von Investorenlegende Warren Buffett bestätigt fühlen, der kurz darauf den Hamburger Motorradzubehörhändler Louis erwarb und dies als Startschuss für ein groß angelegtes Engagement in Deutschland versteht. “Polo ist eine exzellente Plattform, um die Konsolidierung des fragmentierten Marktes zu beschleunigen.”Im alten Jahr realisierte Equistone vier Investments, auf der anderen Seite waren es fünf Add-on-Akquisitionen. Neu sind Caseking, ein Online-Anbieter für Gaming- und PC-Komponenten, und die Performance Interactive Alliance (PIA), eine Holding für “automatisiertes Online-Marketing”. Des Weiteren Munich Building Technologies, die in der Heizungs-, Luft- und Klimatechnik tätig ist, sowie Unlimited Footwear, die auf Schuhe im mittleren Preissegment spezialisiert ist.Zwar bleibe Equistone bei traditionellen Buy-outs, aber mit PIA wagt man sich stärker in digitale Segmente. “Start-up-Finanzierung können wir nicht und wollen wir nicht”, betont Hammermann. Wenn sich Geschäftsmodelle als tragfähig erwiesen, stehe Equistone für Wachstumsfinanzierungen bereit. Bei PIA wurde der Zusammenschluss von Performance Media, Econda, Blue Summit Media und Delasocial finanziert. Danach wurden Dymatrix Soquero erworben, so dass PIA gut 450 Kunden habe. Zukäufe weiterer Unternehmen aus angrenzenden Gebieten der Marketingautomation seien geplant. Add-on-Akquisitionen gab es auch für die Portfoliofirmen Caseking, Euroavionics und Oase.Auf der Verkaufsliste steht Sunrise Medical, der Hersteller von Rollstühlen, der 2012 erworben worden war. Für den einst notierten Kunstlederproduzenten Konrad Hornschuch, um den sich Verkaufsspekulationen ranken, oder die 2007 erworbene Apollo-Optik seien bisher keine Prozesse aufgesetzt worden. Bei MPS Processing, einem Anbieter von Tierschlachtanlagen mit einem Ebitda von 26 Mill. Euro, ist laut Mergermarket die Investmentbank William Blair mit der Auktion betraut. Für den Verkauf von Chemie Uetikon, die für 2015 mit 45 Mill. Euro Umsatz und einem Ebitda von 15 Mill. Euro plane, sei es Lazard.