Private Equity

Finanzinvestor Eurazeo trennt sich von Augenchirurgie-Spezialist Dorc

Der Hersteller von Netzhaut-Chirurgiegeräten Dorc wird beim Verkauf mit rund 1 Mrd. Euro bewertet. Das kündigte der Eigentümer, die französische Private-Equity-Firma Eurazeo, an. Dem deutschen Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec gelingt damit nach Analystenmeinung ein strategisch cleverer Zukauf.

Finanzinvestor Eurazeo trennt sich von Augenchirurgie-Spezialist Dorc

Finanzinvestor Eurazeo trennt sich von Dorc

Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec bezahlt rund 1 Mrd. Euro für Zukauf des Augenchirurgie-Spezialisten

cru Frankfurt

Der französische Finanzinvestor Eurazeo führt exklusive Gesprächen über den Verkauf des niederländischen Augenheilkundespezialisten Dorc ("Dutch Ophthalmic Research Center") an den Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec. Der Hersteller von Netzhaut-Chirurgiegeräten werde dabei mit rund 1 Mrd. Euro bewertet. Das kündigte die Private-Equity-Firma an. Carl Zeiss Meditec sprach von 985 Mill. Euro.

Der Kaufpreis soll zum größeren Teil aus der vorhandenen Nettoliquidität von Carl Zeiss Meditec bezahlt werden. Um die operative Flexibilität aufrechtzuerhalten, plant das Unternehmen aus Jena als Teil der Finanzierung die Aufnahme eines Gesellschafterdarlehens von der Carl Zeiss AG über 400 Mill. Euro mit einer Laufzeit von drei Jahren. Die Übernahme soll im ersten Halbjahr 2024 abgeschlossen werden.

Die 1983 gegründete Dorc erwartet einen Jahresumsatz von knapp 200 Mill. Euro und einen operativen Gewinn im mittleren zweistelligen Mill.-Euro-Bereich. Die Akquisition wird Carl Zeiss Meditec zufolge voraussichtlich einen "verhalten positiven Beitrag im einstelligen Prozentbereich" zum Gewinn pro Aktie im ersten vollen Geschäftsjahr nach Abschluss der Übernahme beitragen.

Das Mid-large Buyout Team von Eurazeo war 2019 als Mehrheitseigner bei dem Augenchirurgiespezialisten eingestiegen und hat Dorc zu einer Plattformen für Ophthalmochirurgie entwickelt, die auf dem Markt für vitreoretinale ("VR") und Kataraktchirurgie eine nach eigenen Angaben "führende Rolle" spielt. Das Fachgebiet umfasst das Erkennen und die chirurgische Behandlung oder Laserbehandlung von Erkrankungen und Verletzungen rund um das Auge und das Sehen.

Bruttorendite von 24 Prozent

Laut Eurazeo, die an der Börse Euronext in Paris notiert, wird gemäß den Bedingungen der Verkaufsvereinbarung erwartet, dass die Transaktion eine Brutto-Cashflow-Rendite von mehr als dem 2,6-Fachen des eingesetzten Betrages und eine interne Bruttorendite (IRR) von 24% auf die ursprüngliche Investition erzielt, einschließlich der Erlöse aus der im Dezember 2021 abgeschlossenen Refinanzierung. In Deutschland war Eurazeo unter anderem als zeitweiliger Eigentümer des Parkhausbetreibers Apcoa bekannt.

Kurz nach dem Wechsel an der Unternehmensspitze von Eurazeo im März konnte der Finanzinvestor trotz des vorhergehenden Machtkampfs überraschend gute Zahlen vorlegen. Das verwaltete Vermögen, das der Private-Equity-Firma verlässlich Gebühreneinnahmen verschafft, ist kräftig gestiegen. Die Assets under Management legten um 10% auf rund 34 Mrd. Euro zu. Der gebührenpflichtige Anteil wuchs sogar um 29%.

Nach der Übernahmemeldung ist der Kurs der Aktien von Carl Zeiss Meditec am Montag um zeitweise 4% auf 101,25 Euro geklettert. Der Börsenwert des Unternehmens hat sich damit seit Oktober um ein Drittel auf rund 9 Mrd. Euro erhöht. Haupteigentümer ist die Carl-Zeiss-Stiftung mit 59,1%.

Analyst Anchal Verma von der Bank J.P. Morgan lobte den Zukauf des Herstellers von Netzhaut-Chirurgiegeräten aus strategischer Sicht. Den Bereich der Vitrektomie, also eines Teilschritts bei Augenoperationen, habe Carl Zeiss Meditec bislang noch gar nicht besetzt. Der Deal erhöhe das Ergebnis je Aktie (EPS) 2024/25 im mittleren einstelligen Bereich, kalkuliert Verma. Einzig der geringe Return on Investment könnte einigen Anlegern nicht schmecken.

„Ganz ordentliche" Bewertung

Auch die Privatbank Berenberg meint, die angekündigte Übernahme von Dorc sei sinnvoll und schließe eine Lücke im Portfolio des Medizintechnikkonzerns, wie Analyst Sam England schreibt. Der Preis impliziere eine "ganz ordentliche" Bewertung. Doch Carl Zeiss gehe davon aus, dass der Zukauf das Ergebnis je Aktie im einstelligen Prozentbereich steigern werde. Hauck Aufhäuser Investment Banking kommentiert ähnlich. Die angekündigte Übernahme sei strategisch sinnvoll und erfolge zu einem vernünftigen Preis, so Analyst Alexander Galitsa. Der Preis erscheine zwar hoch. Doch die hohe Qualität und Profitabilität der übernommenen Aktivitäten machten den Zukauf attraktiv.

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