Börsengänge

Finanzinvestor L Catterton meldet IPO-Pläne für Birkenstock bei der SEC an

Die deutsche Traditionsfirma Birkenstock aus Linz am Rhein hat jetzt den Antrag für ihren Börsengang in New York offiziell bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht. Die Bewertung könnte beim IPO auf mehr als 8 Mrd. Dollar steigen.

Finanzinvestor L Catterton meldet IPO-Pläne für Birkenstock bei der SEC an

Birkenstock meldet Börsengang in New York an

Finanzinvestor L Catterton macht Kasse beim Sandalenhersteller – Bewertung könnte mehr als 8 Mrd. Dollar erreichen

cru Frankfurt

Die höheren Bewertungen, die bei einem Börsengang in den USA zu erzielen sind, locken ein weiteres europäisches Unternehmen an. Die deutsche Traditionsfirma Birkenstock aus Linz am Rhein hat jetzt den Antrag für ihren Börsengang in New York offiziell bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht. Der Schuhhersteller, dessen Sandalen auch von der Hauptdarstellerin Margot Robbie im "Barbie"-Film getragen werden, gehört mit 65% mehrheitlich dem US-Finanzinvestor L Catterton. Beteiligt sind zudem mit 20% das Beteiligungsvehikel Financière Agache des französischen Milliardärs und LVMH-Eigentümers Bernard Arnault (u. a. Louis Vuitton, Christian Dior) sowie die Gründerfamilie in sechster Generation.

Das sogenannte "F1 Filing" gibt nur die grundsätzliche Absicht zum Börsengang der SEC zur Kenntnis. Die konkret geplanten Bedingungen der Aktienemission werden erst später bei der Behörde bekannt gegeben. So viel steht aber fest: L Catterton will nach dem Börsengang die Kontrolle über Birkenstock behalten. Das Debüt an der New Yorker Börse (Nyse) wird laut Finanzkreisen in der zweiten Oktober-Woche geplant. Dabei sollen voraussichtlich 10 bis 15% der Anteile verkauft werden. Beim IPO könnte Birkenstock mit mehr als 8 Mrd. Dollar bewertet werden. Als L Catterton und Arnault 2021 eingestiegen waren, wurde das Unternehmen noch mit "nur" 4 Mrd. Euro bewertet. Als globale Koordinatoren für das IPO mandatiert sind Goldman Sachs Group, J.P. Morgan und Morgan Stanley.

IPO-Markt belebt sich

Es sieht so aus, als würde der Markt für Börsengänge nach 18 Monaten Flaute endlich wieder zum Leben erwachen. In Deutschland haben in den vergangenen zwei Wochen der Medikamentenverpacker Schott Pharma, eine Tochter der Schott AG, und der Panzergetriebehersteller Renk aus dem Portfolio des Finanzinvestors Triton ihre Intentions to Float veröffentlicht.

Als Börsenkandidaten gelten auch der Tankkartenanbieter DKV Mobility, die Oldenburgische Landesbank und die Parfümeriekette Douglas aus dem Portfolio des selbst ebenfalls an die Börse strebenden Private-Equity-Riesen CVC. In den USA folgt der Börsengang von Birkenstock auf die Tech-IPOs des britischen Halbleiterentwicklers Arm aus dem Portfolio des japanischen Technologieinvestors Softbank sowie auf den Börsengang des Lebensmittellieferanten Instacart und des Anbieters von Marketing- und Datenautomatisierung Klaviyo.

Fast 250 Jahre alt

Birkenstock wurde vor fast 250 Jahren gegründet und entwickelte eine konturierte Innensohle für mehr Komfort. 1774 habe der Schuhmacher Johannes Birkenstock das Fundament für "eine Schumacherdynastie" gelegt. Das Unternehmen bezeichnet sich als "Erfinder des Fußbetts". Die mit Kork gefütterten, bequemen Sandalen setzten sich in den 1970er Jahren durch. Birkenstock hat sich seitdem zu einer High-Fashion-Marke entwickelt, die mit Luxusmarken wie Dior, Manolo Blahnik und Valentino zusammenarbeitet und Varianten von Labels wie Celine und Givenchy hervorgebracht hat. So wurde vergangenes Jahr ein Paar ausgetretener Birkenstock-Sandalen des Apple-Mitgründers Steve Jobs für mehr als 218.000 Dollar versteigert.

Alle Altersgruppen vertreten

Mit 54% kommen mehr als die Hälfte der Kunden aus Nord- und Südamerika und 36% aus Europa. 72% der Kunden sind Frauen. Alle Altersklassen sind vertreten, angeführt von Millennials mit 31% des Umsatzes, gefolgt von Babyboomern mit 30%, der Generation X mit 27% und der Generation Z mit 12%. Den Anteil des Direktvertriebs am Umsatz steigerte Birkenstock von 18% im Jahr 2018 auf 38%. Das erfolgreichste Design ist das 1973 eingeführte Modell Arizona.

Die Birkenstock-Erben haben sich vor etwa einem Jahrzehnt aus der Geschäftsführung zurückgezogen. Erstmals aus den Händen der Familie wechselte die Leitung 2013 an zwei Manager, Markus Bensberg und Oliver Reichert. Seitdem hat die Traditionsfirma die Strategie gestrafft, hochkarätige Kooperationen ins Leben gerufen und ein explosionsartiges Wachstum erlebt: Der Umsatz stieg in diesem Zeitraum von 292 Mill. Euro im Jahr 2014 auf 1,24 Mrd. Euro im Jahr 2022 – bei 187 Mill. Euro Nettogewinn, wie aus den SEC-Unterlagen hervorgeht.

"Ältestes Start-up der Welt"

"Wir sehen uns selbst als das älteste Start-up der Welt", schreibt Vorstandschef Oliver Reichert in einem Brief an die Investoren, der dem Antrag beigefügt ist. "Wir sind eine Marke, die sich auf eine ein Vierteljahrtausend alte Familientradition stützt, mit der Widerstandsfähigkeit, zeitlosen Relevanz und Glaubwürdigkeit eines Mehrgenerationenunternehmens."

Die Verkäufe wurden in letzter Zeit durch den Barbie-Film angekurbelt, dessen Star Margot Robbie in einer Szene ein Paar rosa Birkenstocks trägt. "Hervorragendes Product Placement", lobt Martin Fassnacht, Marketing- und Strategie-Professor an der WHU Otto Beisheim School of Management.

In den sechs Monaten bis zum 31. März erzielte das Unternehmen mit 6.200 Beschäftigten einen Nettogewinn von 40 Mill. Euro bei einem Umsatz, der um 19% auf 644 Mill. Euro stieg, wie aus den Unterlagen hervorgeht. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 73 Mill. Euro Nettogewinn bei einem Umsatz von 543 Mill. Euro. Der Rückgang ging vor allem auf ungünstige Wechselkurse zurück.

Birkenstock hat stark in den Ausbau ihrer Produktionsstätten in Deutschland investiert, unter anderem in ein neues 120 Mill. Euro teures Werk in Pasewalk, einer Stadt nördlich von Berlin. Die meisten Produkte werden in Deutschland in Werken in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Sachsen hergestellt.

Wertberichtigt Seite 2

Die deutsche Traditionsfirma Birkenstock hat jetzt den Antrag für ihren Börsengang in New York offiziell bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht. Die Bewertung könnte beim IPO auf mehr als 8 Mrd. Dollar steigen – doppelt so viel wie bei der Übernahme durch den Finanzinvestor L Catterton im Jahr 2021.

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