Finanzinvestor PAI Partners zahlt mehr als 1 Mrd. Euro für Netzdienstleister Infra Group
Milliardendeal in der Netzinfrastruktur
Finanzinvestor PAI Partners zahlt mehr als 1 Mrd. Euro für Mehrheit beim Technik-Dienstleister Infra Group
cru Frankfurt
Im Infrastruktursektor geht trotz der widrigen Bedingungen für Finanzierungen ein Milliardendeal über die Bühne: Der Netzinfrastruktur-Ingenieursdienstleister Infra Group, der in Deutschland, Belgien, Frankreich und den Niederlanden sein Geschäft rund um Netze für Telekommunikation, Strom oder Wasser betreibt, bekommt neue Eigentümer. Die Mehrheit der Anteile übernimmt der französische Finanzinvestor PAI Partners von den Managern der Infra Group unter der Führung von CEO Tom Vendelmans und von der börsennotierten britischen Beteiligungsgesellschaft Intermediate Capital Group (ICG) sowie der französischen Andera Partners, wie die Unternehmen jetzt bekannt gegeben haben.
Die Private-Equity-Firma zahlt dafür mehr als 1 Mrd. Euro. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. PAI Partners selbst lehnte einen Kommentar zum Kaufpreis für das Mehrheitspaket und zur Bewertung des gesamten Unternehmens ab. Infra Group macht mit 3.000 überwiegend hochqualifizierten Technikern rund 750 Mill. Euro Umsatz – eine Vervierfachung innerhalb von vier Jahren. Die Gruppe mit Hauptsitz in Belgien bietet eine Reihe von Dienstleistungen aus einer Hand an, die von der Planung, dem Engineering und der Installation bis hin zur Wartung wichtiger Infrastrukturen in den Bereichen Strom, Wasser und Abwasser, Telekommunikation, Gas und Fernwärme sowie Grünflächen reichen. Laut den PAI-Partnern Mathieu Paillat und Guillaume Leblanc ist Infra Group ein „wichtiger Akteur der Energiewende in Europa“ und soll beim Wachstum unterstützt werden.
Laut Finanzkreisen übernehmen Goldman Sachs und Citigroup die Finanzierung des Deals mit einem Paket von rund 500 Mill. Euro an vorrangigen und hochverzinsten Fremdfinanzierungskrediten (Senior Leveraged Loans). Diese Schuldenlast entspricht etwa dem 4,5-Fachen des ungefähren operativen Ergebnisses der Infra Group im Jahr 2023.
PAI Partners (ehemals Paribas Affaires Industrielles, die Investment-Division der Paribas-Bank) entstand 2002 durch ein Management Buy-out nach der Fusion von Paribas und der Banque Nationale de Paris (BNP) und verwaltet derzeit Buy-out-Fonds mit einem Gesamtvolumen von 25 Mrd. Euro. Der Finanzinvestor übernimmt Unternehmen durch Leveraged Buy-outs (LBOs), wobei der Schwerpunkt auf Transaktionen mit einem Wert zwischen 300 Mill. Euro und mehreren Milliarden Euro liegt. Auch im deutschsprachigen Raum sind die Franzosen schon lange höchst aktiv. Im April gründeten sie beispielsweise zusammen mit Nestlé ein Joint Venture für Tiefkühlpizzas, das irgendwann an die Börse gehen soll. Das Fundraising für den neuesten Fonds VIII startete 2022. Das Vehikel soll 7 Mrd. Euro einsammeln, maximal 8,5 Mrd. Euro, und wäre damit 40% größer als der im 2018 gestartete Vorgängerfonds mit 5 Mrd. Euro.
Deutscher mit an Bord
Zu den Partnern der Private-Equity-Firma zählt der Deutsche Ralph Heuwing, der ehemalige Finanzvorstand von Knorr-Bremse. 2019 übernahm PAI Partners 89% der Zahneins-Gruppe aus Hamburg, einer Gruppe zahnärztlicher medizinischer Versorgungszentren. Im Dezember 2020 übernahm PAI den Facility-Management-Spezialisten Apleona von EQT für 1,6 Mrd. Euro, und Apleona fusionierte jüngst mit der Gegenbauer Gruppe. Im Dezember 2019 kaufte PAI den Dämmstoffhersteller Armacell aus Münster für 1,4 Mrd. Euro. Im Februar meldeten die Franzosen dem Vernehmen nach Interesse am 500 Mill. Euro schweren börsennotierten Verbindungstechnikhersteller Norma an. Im Dezember 2021 legte PAI zusammen mit dem kanadischen Pensionsfonds Ontario Teachers’ Pension Plan 2 Mrd. Euro für die Münchener Augenheilkundegruppe Veonet auf den Tisch.
Der Netzinfrastruktur-Ingenieursdienstleister Infra Group, der sein Geschäft rund um Netze für Telekommunikation, Strom oder Wasser macht, bekommt neue Eigentümer. Die Mehrheit der Anteile übernimmt der französische Finanzinvestor PAI Partners. Die Private-Equity-Firma zahlt dafür mehr als 1 Mrd. Euro.