Finanzinvestoren liegen auf der Lauer

Mehr Transaktionen, aber geringeres Volumen in Deutschland - Private Equity wird in Konkurrenz zu Konzernen wettbewerbsfähiger

Finanzinvestoren liegen auf der Lauer

Firmenjäger haben reichlich “Trockenpulver” und können günstig Fremdkapital aufnehmen. Sie tun sich aber schwer, geeignete Ziele zu finden. Insofern ist 2014 eher ein Jahr der Exits über Verkäufe oder Börsenplatzierungen als des Neugeschäfts von Private Equity. Beteiligungshäuser haben in diesem Jahr 112 deutsche Unternehmen gekauft oder Anteile erworben und dafür rund 10 Mrd. Euro gezahlt, wie EY zählt.wb Frankfurt – Gemessen an der Zahl der Transaktionen ist 2014 in Deutschland das stärkste Private-Equity-Jahr seit 2008. Das Transaktionsvolumen ist aber um 23 % auf 10 Mrd. Euro gesunken. Das ist ein Ergebnis einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young).Allerdings berücksichtigt EY nur Deals, deren Wert bekannt gegeben wurde. Und es sind weder SIG Combibloc (3,75 Mrd. Euro) noch Constantia Flexibles (2,3 Mrd. Euro) einbezogen, da die Unternehmen ihren Sitz in der Schweiz beziehungsweise Österreich haben, auch wenn sie eine Großteil ihres Geschäfts hierzulande abwickeln. Die pro forma dem Volumen nach mit 7,5 Mrd. Euro größte Transaktion 2014 wird nicht berücksichtigt. Nach über 13 Jahren hatte sich Terra Firma bei der seit 2013 börsennotierten Deutschen Annington verabschiedet; und zwar nicht über eine Serie von Platzierungen wie von anderen Fonds etwa mit Brenntag oder ProSieben exerziert, sondern über das Weiterreichen von Aktienpaketen direkt an die Fondshalter, so dass diese nun direkt am größten Wohnimmobilienkonzern der Republik beteiligt wurden.Nach einem relativ starken ersten Halbjahr mit 60 Zukäufen für 6,0 Mrd. Euro wurden in der zweiten Hälfte laut EY nur mehr 52 Transaktionen im Gesamtwert von 4,0 Mrd. Euro durchgeführt. Bei Verkäufen deutscher Beteiligungen nehmen Investoren demnach dieses Jahr mit 16,7 Mrd. Euro deutlich mehr ein, als sie investieren. Im Vergleich zum Vorjahr ging der Gesamtwert der Exits um knapp ein Drittel zurück. 2013 waren bei Beteiligungsverkäufen noch 24,0 Mrd. Euro in die Kassen geflossen. Nach wie vor bewegen sich die Aktivitäten so auf deutlich niedrigerem Niveau als vor der Krise: 2006 bis 2008 gab es jeweils etwa 180 Deals in Deutschland. Hinter den Kulissen viel los”Deutschland bleibt ein attraktiver Zielmarkt für Finanzinvestoren”, beobachtet Alexander Kron, Leiter Transaction Advisory Services von EY im deutschsprachigen Raum. Es passiere zwar relativ wenig Sichtbares, jedoch befänden sich einige größere Transaktionen in Arbeit. Die Gründe für die gegenwärtige Zurückhaltung seien die hohen Bewertungen und die starke Konkurrenz durch Konzerne, ergänzt EY-Partner Wolfgang Taudte: “Es wird stärker auf die Preise geachtet, die Investoren sind selektiver geworden.”Zudem seien nicht nur die Kassen der Finanzinvestoren prall gefüllt, auch viele Konzerne verfügten über umfangreiche Finanzmittel. Angesichts einer begrenzten Zahl an Zielunternehmen sei die Konkurrenz so groß wie lange nicht. “Es gibt zurzeit mehr Liquidität im Markt als Anlagemöglichkeiten”, so Kron. Und der Anlagedruck werde immer größer, da weiter Geld in die Fonds fließe. Mittelfristig dürften die Aktivitäten daher wieder deutlich zunehmen, erwartet er. “Mit der immer besseren Verfügbarkeit von Finanzierungen wird Private Equity im Vergleich zu strategisch orientierten Investoren wettbewerbsfähiger,” schätzt Rainer Langel, der Deutschlandchef der Investmentbank Macquarie.Im vergangenen Jahr hatte sich Private Equity im großen Stil von Beteiligungen getrennt: Der Wert der Verkäufe schnellte von 9,9 Mrd. auf 24,0 Mrd. Euro hoch. Inzwischen drehte sich der Wind. Der Wert sank 2014 um ein Drittel auf 16,7 Mrd. Euro, die Zahl der Exits von 84 auf 70. “Der Exit-Boom dürfte seinen Höhepunkt überschritten haben,” folgert Kron.Der Anteil von Private Equity am M & A-Markt steigt 2014 gemessen an der Zahl der Deals von 17 auf 19 %. Nach Einschätzung von Jörg Kirchner, Partner von Latham & Watkins, dürfte auch im neuen Jahr der Dealflow aus Secondaries, bei denen ein Finanzinvestor an den nächsten verkauft, auf hohem Niveau bleiben. Auch wachse das Interesse an Familiengesellschaften. Diese hätten vielfach Bedarf an einem starken Finanzierungspartner und operativen Berater, wenn etwa die internationale Expansion anstehe. “In der Vergangenheit waren Minderheitenbeteiligungen für Finanzinvestoren weniger attraktiv. Aber das Angebot an tauglichen Investitionszielen ist knapp, und diese sind hart umkämpft. Das macht erfinderisch”, meint Kirchner.