Finanzinvestoren ringen um Supermarktkette Asda

Die britische Walmart-Tochter galt als heißer Börsenkandidat - Bewertung um die 7 Mrd. Pfund

Finanzinvestoren ringen um Supermarktkette Asda

hip London – Die britische Supermarktkette Asda ist ins Zentrum des Interesses führender Finanzinvestoren gerückt. Um die Walmart-Tochter, die als heiße Börsenkandidatin galt, seitdem ihre Übernahme durch J Sainsbury an den Kartellhütern gescheitert war, bemühen sich Private-Equity-Konsortien mit tatkräftiger Unterstützung durch zwei britische Branchenveteranen. Apollo Global Management nimmt Sky News zufolge die Dienste des ehemaligen Debenhams-Chefs Rob Templeman in Anspruch. Für Lone Star Funds geht mit Paul Mason ein früherer Asda-Chef ins Rennen. Auch TDR Capital ist angeblich an Asda interessiert. Der drittgrößte Lebensmitteleinzelhändler des Vereinigten Königreichs könnte Walmart 7 Mrd. Pfund bringen.Erste Gespräche wurden bereits geführt, aber wegen der Coronavirus-Pandemie auf Eis gelegt. Im September ist mit ersten Angeboten zu rechnen. Die Volatilität an den Finanzmärkten macht ein Initial Public Offering für die US-Mutter derzeit wenig attraktiv. Sie will angeblich eine Minderheitsbeteiligung halten, während ein Finanzinvestor die nötigen Investitionen in das Geschäft tätigt. Am Ende stünde der Exit über die Börse. Pandemie als UmsatztreiberDie großen Supermarktketten haben in diesem Jahr überraschend gut abgeschnitten, weil die Verbraucher in nie dagewesenem Umfang Lebensmittel einlagerten, um für Ausgangssperren gewappnet zu sein. Die Veränderung der Einkaufsgewohnheiten wurde durch das Coronavirus allerdings nicht gestoppt, sondern beschleunigt. Discounter wie Lidl und Aldi machen den traditionellen Supermarktbetreibern wie Tesco und Asda weiterhin zu schaffen. Zudem bietet nun auch noch Marks & Spencer einfache Produkte des täglichen Bedarfs zu Kampfpreisen an – ein Teil der Vorbereitungen für die Zusammenarbeit mit dem Online-Supermarkt Ocado. Der Trend zum Lebensmittelkauf im Internet kommt den großen Anbietern allerdings zugute, denn die Discounter tun sich damit schwer.Wie eine Umfrage der Nobelsupermarktkette Waitrose (John Lewis) ergab, kaufen mittlerweile 77 % der Briten zumindest einen Teil ihrer Lebensmittel online ein. Vor einem Jahr hatte dieser Wert noch bei 61 % gelegen. Besonders beeindruckend war der Siegeszug des Internets bei den Befragten über 55 Jahren. Hier verdreifachte sich der Anteil der Online-Shopper. Die Pandemie habe zu einer “strukturellen Verschiebung” bei den Einkaufsgewohnheiten geführt, klagte Asda-Chef Roger Burnley. “Wir haben den Ausbau unserer Online-Kapazitäten beschleunigt, um innerhalb von Wochen ein Niveau zu erreichen, für das wir acht Jahre angesetzt hatten, und werden dieses Angebot weiter ausbauen.”Wie den Daten des Marktforschers Nielsen für die zwölf Wochen zum 8. August zu entnehmen ist, stieg der Erlös von Asda in diesem Zeitraum um 6,8 %. Im Schnitt expandierte die Branche um 7 %. Der Marktanteil von Asda schrumpfte um 50 Basispunkte auf 12,9 %. “Ein klarer Nachzügler, möglicherweise durch den Format-Mix, möglicherweise wegen der Ungewissheit über Strategie und Eigentümer”, lautete die Einschätzung der Branchenexperten der HSBC dazu. Auch Lidl verlor ein wenig Marktanteil, Aldi konnten ihren dagegen stabil halten.