Dividenden spenden Trost in der Exit-Flaute
Private Equity tröstet sich mit Dividenden über Exit-Flaute
Finanzinvestoren genehmigen sich üppige schuldenfinanzierte Ausschüttungen
cru Frankfurt
Bei M&A und IPOs herrscht Flaute in Deutschland. In den ersten sechs Monaten gab es hierzulande nur vier Übernahmen im Volumen oberhalb von 2 Mrd. Euro, wie aus den Daten des Londoner Börsenbetreibers LSEG hervorgeht. Besonders den Finanzinvestoren fällt der Ausstieg aus ihren Unternehmensbeteiligungen noch immer schwer, weil die Bewertungen bei den hohen Zinsen nicht das erwünschte Niveau erreichen. Doch ihre institutionellen Investoren (Limited Partners) verlangen lautstark nach Auszahlungen.
So trösten sich die Private-Equity-Firmen gezwungenermaßen mit zwei Mitteln über die M&A-Eiszeit: Sie verlängern vor Eintreten der Fälligkeit die Kreditverträge ihrer hoch verschuldeten Portfoliofirmen mit den alten Gläubigern zu neuen Konditionen („Amend & Extend“) – und sie ziehen gleichzeitig üppige Dividenden aus den Unternehmen, die die Firmen mit neuen Schulden finanzieren.
Solche „Dividend Recaps“, bei denen Private-Equity-Firmen im Namen des Unternehmens Schulden (Leveraged Loans) aufnehmen, um ihren Investoren Bargeld auszuhändigen, sind in der ersten Hälfte des Jahres stark angestiegen. Laut den Daten von Pitchbook wurden 2024 bis dato 36 Mrd. Dollar an Leveraged Loans für Dividend Recaps aufgenommen, was dem Betrag von 2021 entspricht – dem höchsten in mindestens einem Jahrzehnt.
„Wir erwarten noch mehr Amend-&-Extend-Refinanzierungen im Markt – diese bieten attraktive Chancen, Finanzierungskonditionen zu verbessern, Laufzeiten zu verlängern und Dividendenausschüttungen zu finanzieren, während Eigentümer auf den richtigen Verkaufszeitpunkt warten können”, sagt Michele Iozzolino, Head of Investment Banking bei J.P. Morgan in Deutschland. Ähnlich sieht es Morgan Stanley: „Aufgrund der überschaubaren Anzahl an neuen M&A-Deals und des guten Marktes sehen wir sehr viele Amend-&-Extend-Transaktionen“, sagt Moritz Zschoche, Managing Director bei Morgan Stanley in Frankfurt. „Teilweise sehen wir sogar Schuldenpakete, die auf den nächsten Erwerber des Unternehmens übertragen werden können, ohne dass man die Fremdkapitalgeber unter Change-of-Control-Klauseln um Zustimmung bitten müsste.“
Dividend Recaps in Mode
Jüngstes Beispiel für die Dividend Recaps ist das Unternehmen Best Secret. Der Online-Designermode-Shoppingclub gehört mit seiner Mutter Schustermann & Borenstein dem Finanzinvestor Permira, der gerade den Börsengang der italienischen Luxusturnschuhfirma Golden Goose absagen musste. In der vergangenen Woche nahm Best Secret per Anleihe 550 Mill. Euro auf, um damit zum Teil eine Dividendenausschüttung von 250 Mill. Euro an Permira zu finanzieren. Zum Vergleich: Beim geplanten Verkauf oder Börsengang von Best Secret, mit dem Deutsche Bank, J.P. Morgan und Goldman Sachs betraut sind, will Permira eine Bewertung von 4 Mrd. Euro für Best Secret erzielen.
Fast gleichzeitig besorgte sich der Gebäudedienstleister Apleona aus Neu-Isenburg 835 Mill. Euro Kredit (Term Loan B). Davon reicht das Unternehmen 409 Mill. Euro als Dividende an den französischen Finanzinvestor PAI Partners. Auch die Wiesbadener Personal-Softwarefirma P&I besorgte sich 455 Mill. Euro Kredit, um davon 155 Mill. Euro an Hg Capital auszuschütten. Der Arnsberger Toilettenpapierhersteller Wepa, bei dem Friedrich Merz bis zum Jahr 2021 den Aufsichtsrat führte, nahm 250 Mill. Euro auf und zahlte 20 Mill. Euro Dividende.