Finanzinvestoren zum "Schönheitswettbewerb" bei der DFL
Finanzinvestoren im DFL-„Schönheitswettbewerb“
Blackstone, CVC und EQT bieten je 1 Mrd. Euro für Beteiligung an TV-Rechten – CVC-Beteiligung an La Liga und Ligue 1 bedeutet vielleicht Interessenkonflikt
Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt
Am Mittwoch wird es spannend beim geplanten milliardenschweren Investoreneinstieg in der Bundesliga. Die drei verbliebenen Bieter Blackstone, CVC und EQT treten zum „Schönheitswettbewerb“ beim Präsidium des Liga-Dachverbands DFL (Deutsche Fußball-Liga) an. Das wird aus Finanzkreisen bestätigt. Es geht um die geplante Beteiligung mit bis zu 8% an den TV-Vermarktungsrechten der Bundesliga. Alle drei Bieter sind bereit, dafür rund 1 Mrd. Euro zu bezahlen.
Finanzstärke rangiert weit hinter England, Spanien und Frankreich
Am 11. Dezember hatten die 36 Mitgliedervereine der 1. und 2. Bundesliga sich mit einer knappen Zweidrittelmehrheit für den Einstieg eines Investors entschieden, den die meisten Fans ablehnen.
Hintergrund ist die – wirtschaftliche – Stärkung der DFL, die derzeit finanziell weit hinter anderen internationalen Topligen – etwa der spanischen, der französischen und vor allem der englischen Liga – zurückliegt. Das Geld soll für die Digitalisierung und insbesondere die Entwicklung von Streaming-Plattformen ausgegeben werden, um die Einnahmen zu steigern.
Private-Equity-Firmen setzen längst nicht mehr nur im deutschen Fußball auf das Geschäft mit den Medienrechten der großen Sportligen. Rund 2,7 Mrd. Euro kassierte die spanische La Liga, und 1,5 Mrd. Euro bekam die französische Ligue 1. Investiert hatte jeweils CVC. Die Premier League verkaufte die britischen Übertragungsrechte für vier Jahre für 6,7 Mrd. Pfund (knapp 7,8 Mrd. Euro bzw. gut
8,5 Mrd. Dollar) hauptsächlich an ihre größten bestehenden Partner Sky Sports und TNT Sports – dadurch wurde ihre Position als Europas lukrativste Fußball-Spitzenliga gefestigt.
„Keine Überschneidungen“
Vor diesem Hintergrund werden CVC einerseits gute Chancen eingeräumt, weil der Finanzinvestor über Erfahrung mit den Topligen in Frankreich und Spanien verfügt. Andererseits könnte das Interessenkonflikte bedeuten. CVC hat deshalb im Vorfeld betont, dass es keine personellen Überschneidungen beim Management der Liga-Beteiligungen geben werde.
Normalerweise würde eine Minderheitsbeteiligung keine Kartellprobleme mit sich bringen. Anders sieht es aus, wenn ein Investor sich beteiligt, der möglicherweise auch schon Beteiligungen an anderen Topligen oder an einflussreichen Fußballvereinen hält – und CVC ist bereits an La Liga und Ligue 1 beteiligt. Im Falle der Ligue 1 ging es um einen Anteil von 13%. Das Geld wurde unter den Erstligisten aufgeteilt.
Aus juristischer Sicht umstritten
Manche Juristen halten Beteiligungen wie die von CVC an anderen Spitzenligen für problematisch. „In diesen Fällen kommt es darauf an, ob der Investor auch bei diesen Beteiligungen strategische Einflussrechte hat und infolgedessen die Vermarktung nicht nur einer Liga, sondern möglicherweise mehrere Topligen miteinander bündeln muss“, sagt der emeritierte Berliner Kartellrechtsprofessor Hans-Peter Schwintowski. „Ein Investor, der an drei oder vier Topligen beteiligt ist und für alle Beteiligten optimale Ergebnisse bei der Vermarktung von TV-Rechten erzielen soll, muss – ob er will oder nicht – die eine Liga gegen die andere Liga ausspielen, wenn es um die Optimierung seiner eigenen Gesamtinteressen geht.“ Die Gesamtinteressen dieses Investors an den Einkünften aus den TV-Rechten seien nicht identisch mit den Einzelinteressen der jeweils betreuten Ligen.
„Ein Partner würde Kapital und Mehrwerte einbringen, und das Modell sichert hoheitliche Rechte der Liga zum Beispiel im sportlichen Bereich vollständig ab, zieht klare rote Linien und würde einem Partner nur limitierte Mitspracherechte im wirtschaftlichen Bereich geben“, hatte DFL-Geschäftsführer Marc Lenz im Dezember gesagt. „Das ist ungewöhnlich für Private-Equity-Unternehmen. Akzeptiert ein möglicher Partner die roten Linien nicht, ist er nicht der Richtige für uns.“
Kampf gegen illegale Livestreams
Die beiden DFL-Geschäftsführer denken bei der Verwendung des Verkaufserlöses aus den TV-Rechten unter anderem an den aufwendigen Kampf gegen illegale Livestreams und den Aufbau einer eigenen Streaming-Plattform, um vor allem mehr Fans im Ausland für die Bundesliga zu interessieren. Denn weltweit lenken die englische Premier League und die spanische Liga deutlich mehr Aufmerksamkeit auf sich. Für die Streaming-Aktivitäten sind offenbar 600 Mill. Euro vorgesehen, der Rest soll nach und nach an die Clubs ausgeschüttet werden.
Das Geschäft mit dem Fußball lohnt sich voraussichtlich für die Finanzinvestoren. Für die Saison 2021/22, die durch die Pandemie geprägt war, gibt es Kennzahlen: 3,6 Mrd. Euro Umsatz erzielten die 18 Clubs der 1. Bundesliga. Das entspricht einer Steigerung um 3,9% im Vergleich zur Vorsaison. Von den gesamten Einnahmen entfielen 1,38 Mrd. Euro oder 38% auf die mediale Verwertung. Zum Vergleich: Der Umsatz der höchsten deutschen Spielklasse in der Vor-Corona-Saison 2018/19 lag bei 4,02 Mrd. Euro.
CVC gehört zu den drei verbliebenen Finanzinvestoren, die für einen Anteil an den Bundesliga-TV-Rechten bieten. Am Mittwoch muss die Private-Equity-Firma vor dem DFL-Präsidium darlegen, wie sie Interessenkonflikte vermeiden will, denn CVC ist bereits an den Topligen in Frankreich und Spanien beteiligt.