Finanzplan für Syngenta-Deal wackelt
Ein Absinken des Ratings von Syngenta, über das S & P nachdenkt, würde den Finanzierungsplan zum Wanken bringen, den Käufer Chemchina für die Übernahme entwickelt hat.Von Daniel Zulauf, ZürichDie Übernahme des Schweizer Agrochemiekonzerns Syngenta durch die Staatsholding Chemchina ist in der Schwebe. Eine von der Ratingagentur Standard & Poor’s (S & P) zu Wochenbeginn angekündigte mögliche Herabstufung der Schuldnerqualität des Baseler Unternehmens hat bereits Konsequenzen: Das von Chemchina geplantes Refinanzierungsmodell der 44-Mrd.-Dollar-Akquisition durch Syngenta kann vorerst nicht wie vorgesehen umgesetzt werden. Dem ursprünglichen Plan zufolge hätte Syngenta in diesen Tagen eine Anleihe über 7 Mrd. Dollar auf dem internationalen Kapitalmarkt aufnehmen sollen mit dem Ziel, den von Chemchina bezahlten Übernahmepreis teilweise durch Drittinvestoren finanzieren zu lassen.Kosten und Durchführbarkeit eines solchen Leveraged Buy-outs stehen dabei in direkter Abhängigkeit von der Qualität des Schuldners. Genau da setzt die S & P-Analyse aber ein großes Fragezeichen. Angesichts der beträchtlichen Verschuldung von Chemchina werde Syngenta zusätzliche finanzielle Unterstützung von Seiten der chinesischen Agentur für Staatsbeteiligungen (China’s State Assets Supervision and Administration Commission, Sasac) benötigen, um für die Folgen von Rechtsstreitigkeiten und Haftungsansprüchen aus einer Genmais-Vermarktung in Nordamerika 2013 gewappnet zu sein, warnte S & P bereits im August. Während sich die hohen Folgekosten des Konfliktes inzwischen zu konkretisieren beginnen, erklärte Sasac-Chef Xiao Yaqing, der Staat werde keine zusätzlichen Mittel zur Finanzierung der Übernahme bereitstellen. Die Firmen müssten solche Fälle selber lösen. Die Regierung werde dafür kein Geld bereitstellen. Die Firmen hätten die Möglichkeit, selbst Geld aufzunehmen und ihre eigenen Finanzierungsmethoden anzuwenden.Nach der Interpretation der Kreditanalysten von S & P weckt die Regierung mit solchen Äußerungen Zweifel am bisherigen Verständnis, dass Syngenta eine strategisch bedeutsame Tochter für Chemchina darstelle. Sollten sich diese Zweifel erhärten, müsste die Schuldnerqualität von Syngenta zurückgestuft werden, warnt S & P. Die Warnung kommt just zu dem Zeitpunkt, an dem das Syngenta-Management die Investorengemeinde zur Beteiligung an dem geplanten 7-Mrd.-Dollar-Anleihenprogramm gewinnen wollte. Einen Kommentar zu der S & P-Notiz wollte man in Basel zwar nicht abgeben. Klar scheint indessen, dass die Roadshow solange nicht durchgeführt werden kann, bis klar ist, was Syngenta den Investoren überhaupt verkaufen kann. Die Bonität der Syngenta-Anleihen steht bei S & P mit “BBB-” bereits auf der untersten Stufe der Investment-Grade-Ratings, die für breite Investorenkreise wie Pensionskassen oder Anlagefonds investierbar ist. Mit einer Rückstufung um nur eine Note auf BB+ würden die Schuldpapiere von Syngenta in die Kategorie Non-Investment Grade fallen, wären also “Ramschanleihen”. Auf Anleihen der Qualität Non-Investment Grade verlangt der Kapitalmarkt eine Risikoprämie. Diese bewegt sich irgendwo zwischen 0,5 bis zu 2,5 Prozentpunkten. MilliardenbelastungDoch abgesehen von den vielen offenen Fragen um die Finanzierung der bislang größten chinesischen Firmenübernahme im Ausland stellt sich für die Käufer immer mehr die Frage nach dem Erfolg der Transaktion. Ein erster Vergleich im anhängigen Genmais-Streit mit 440 000 nordamerikanischen Bauern könnte Syngenta rund 1,5 Mrd. Dollar oder mehr als einen Jahresgewinn kosten. Im Urteil der auf Nachhaltigkeitsanalysen spezialisierten Research-Agentur Sustainalytics ist das Schadenpotenzial für Syngenta aber um ein Vielfaches größer, zumal das Unternehmen nebst Schadenersatzansprüchen auch mit hohen Bußen für unzulässige Verkaufspraktiken rechnen muss. Für Rechtsstreitigkeiten hatte Syngenta Ende 2016 nur 113 Mill. sfr. an Rückstellungen.