Firewall lässt Kaufinteressenten durch
Eine Firewall schützt im besten Fall vor Schadsoftware und Viren. Kaufinteressenten werden dagegen immer häufiger durchgelassen, denn Cybersicherheit ist auch ein Thema für M & A. Jetzt bahnt sich bei Intel der Verkauf der ehemaligen McAfee an.sp Frankfurt – Anbieter von Firewalls und anderen Produkten für Cybersicherheit werden derzeit nicht nur händeringend von IT-Verantwortlichen in Unternehmen gesucht, die sich vor der wachsenden Gefahr von Hackerangriffen schützen wollen (siehe Grafik). Namen wie Palo Alto Networks, Check Point oder Fireeye werden immer häufiger auch als potenzielle Übernahmekandidaten gehandelt. Der Zukauf von Blue Coat Systems für knapp 5 Mrd. Dollar durch den IT-Sicherheitsspezialisten Symantec hat erst vor wenigen Tagen die M & A-Fantasie in dem Sektor geschürt (vgl. BZ vom 14. Juni).Jetzt bahnt sich der nächste Milliardendeal in der Branche an, da der Chiphersteller Intel offenbar seine Cybersicherheitssparte – die ehemalige McAfee – verkaufen will. Das berichtete die “Financial Times” unter Berufung auf Insider. Die in Frage stehenden Aktivitäten hatte Intel 2010 erworben, als der Konzern knapp 8 Mrd. Dollar für McAfee auf den Tisch legte.Das Thema IT-Sicherheit gehörte in den vergangenen Jahren zu den dynamischsten Sektoren innerhalb der IT-Branche. Entsprechend entwickelten sich auch die Bewertungen der Unternehmen. Die jüngste Korrektur bei Technologieaktien ging aber auch an den Sicherheitsanbietern nicht spurlos vorbei. Ein ETF, der in Cyber-Security-Aktien investiert und das sinnige Börsenkürzel “HACK” trägt, notierte im vergangenen Sommer auf seinem bisherigen Höchstwert von 33,50 Dollar und rutschte bis ins Frühjahr auf 19 Dollar ab (siehe Chart).Die aktuellen Bewertungen sind offenbar nicht nur für strategische Investoren wie Symantec interessant. Die Aktien des IT-Sicherheitsspezialisten Imperva legten Anfang Juni an einem Tag um gut ein Zehntel zu, nachdem der Hedgefonds Elliott Associates eine Beteiligung im Umfang von 10 % offengelegt hatte. Einen Monat zuvor beauftragte Infoblox die Investmentbank Morgan Stanley, eine Verteidigungslinie gegen ein Angebot der Beteiligungsgesellschaft Thomas Bravo auszuheben. Fireeye weist Offerten zurückFireeye, die Morgan Stanley beauftragt hat, ihre Optionen zu prüfen, soll nach Angaben von Insidern gleich mehrere Offerten zurückgewiesen haben, die den Konzern mit mehr als 5 Mrd. Dollar bewertet und damit eine Prämie von knapp 100 % auf den aktuellen Börsenwert gezahlt hätten. Der Konkurrent F-5 Networks hat vor kurzem Goldman Sachs mit der Prüfung von Verkaufsoptionen beauftragt. Neben Finanzinvestoren und strategischen Käufern aus der Branche gibt es auch Interesse aus benachbarten Sektoren wie der Rüstungsindustrie.Wer an McAfee interessiert sein könnte, ist trotz der M & A-Dynamik in dem Sektor nicht so leicht auszumachen. Marktbeobachter weisen darauf hin, dass das Steckenpferd der heute als Intel Security firmierenden Sparte immer noch die Antivirusprogramme der Marke McAfee sind. Eine Technologie, von der in den vergangenen Jahren deutlich geworden sei, dass sie nur eingeschränkten Schutz vor den neuen Gefahren biete und Mühe habe, mit den Veränderungen in der Bedrohungslandschaft Schritt zu halten, schreibt Scott Crawford vom Marktforscher 451 Research auf Anfrage der Börsen-Zeitung. Im jüngsten Quartalsbericht rangiert die Sparte mit einem Umsatz von knapp 540 Mill. Dollar dennoch 12 % über dem Niveau des Vergleichszeitraums und gehört damit zu den besten Performern. Das Timing für einen Verkauf dürfte also gut sein, gerade da sich Intel, die vor kurzem den Abbau von 12 000 Stellen angekündigt hat, derzeit wieder stärker fokussieren muss.Anbieter von Firewalls und anderen klassischen Antivirusprodukten hätten in den vergangenen Monaten das abgeschwächte Wachstum der IT-Sicherheitsausgaben am stärksten gespürt, während neue, deutlich kleinere Konkurrenten wie die nicht börsennotierte Vectra Networks, die Big Data und Machine Learning zur Real-Time-Überwachung von Firmennetzen einsetzt, mit neuen Ansätzen zum Schutz vor Cyberrisiken deutlich zweistellig zulegen.Die Platzhirsche im Geschäft mit Cybersicherheit würden vor dem Hintergrund der neuen Gefahrenlage im Cyberraum und der neuen Konkurrenzsituation im Markt ihre Aktivitäten neu ausrichten, sagt Crawford. Dazu gehöre etwa der Verkauf der Netzwerksicherheit von HP Enterprise an Trend Micro oder der vor wenigen Tagen angekündigte Verkauf aller Softwareaktivitäten von Dell, zu denen auch die Produkte für Netzwerksicherheit von Sonicwall gehören. Den Firewall-Spezialisten hatte Dell 2012 für knapp 1,2 Mrd. Dollar gekauft. Auch Symantec hatte vor dem jetzt eingefädelten Zukauf von Blue Coat erst für Ordnung im Portfolio sorgen müssen und bereits im Januar die Tochter Veritas für gut 1 Mrd. Dollar an die Beteiligungsgesellschaft Carlyle verkauft.Auch McAfee hat bereits ausgesiebt und im Herbst die Tochter Stonesoft an den Rüstungskonzern Raytheon verkauft, der vor einem Jahr mit der Übernahme von Websense für knapp 2 Mrd. Dollar im großen Stil in das Geschäft mit Cybersicherheit eingestiegen war. Heute hört die Tochter weder auf Websense noch auf Stonesoft, sondern firmiert unter dem Namen Forcepoint. Jetzt soll laut “Financial Times” eine Gruppe von Finanzinvestoren an den Resten von McAfee interessiert sein.