Firmen pumpen Reservepolster auf

Covestro sammelt am Bondmarkt 1 Mrd. Euro ein - Kaufprogramm der EZB hilft

Firmen pumpen Reservepolster auf

ab Düsseldorf – Getreu der Devise “load the boat” hat Covestro am Freitag 1 Mrd. Euro am Bondmarkt eingesammelt. Der Chemiekonzern steht dabei keineswegs allein auf weiter Flur, auch wenn die Leverkusener beteuern, dass die Aufstockung des Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) bei der Entscheidung keine Rolle spielte. Traurig ist man in Leverkusen gleichwohl nicht, dass sich das “Marktfenster zufällig öffnete”. Auch Siemens hatte Ende vergangener Woche Anleihen im Volumen von 4 Mrd. Euro begeben.Da wie dort war die Investorennachfrage riesig. Die Siemens-Papiere waren nach den Firmenangaben fast vierfach überzeichnet. Covestro, die sich von BNP Paribas, Bank of America, Commerzbank und Unicredit begleiten ließ, spricht sogar von einer mehr als zehnfachen Überzeichnung. Den Emissionserlös will Covestro nach den Angaben zur weiteren Stärkung der Liquidität angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie verwenden. Zudem sei die Kapitalmaßnahme auch im Sinne der vorzeitigen Refinanzierung der im Oktober 2021 fälligen Anleihe im Volumen von 500 Mill. Euro zu verstehen. Siemens hatte zur Begründung auf allgemeine Unternehmenszwecke verwiesen.Bei Covestro verwundert die Liquiditätsaufstockung insofern, als Finanzvorstand Thomas Toepfer Ende April noch erklärte, “mit Blick auf die finanzielle Stabilität und Liquidität exzellent aufgestellt” zu sein (vgl. BZ vom 30. April). Zu diesem Zeitpunkt hatte Covestro bereits die syndizierte Kreditlinie, die zur Liquiditätsabsicherung dient, um 1 auf 2,5 Mrd. Euro aufgestockt und sich on top eine Working-Capital-Linie von 500 Mill. Euro besorgt.Die neue Anleihe ist in zwei Tranchen mit Laufzeiten bis Februar 2026 und Juni 2030 aufgeteilt und mit Kupons von 0,875 % und 1,375 % ausgestattet. “Die Platzierung dient dem Aufbau erheblicher Liquiditätsreserven bei gleichzeitig attraktiven Konditionen”, wird Toepfer zitiert. Zum Vergleich: Beim Anleihedebüt im Frühjahr 2016 hatte Covestro für die Anleihe mit einer Laufzeit von 5,5 Jahren noch 1 % und für die Tranche über 8,5 Jahre 1,75 % gezahlt. Covestro sicherte sich günstige Konditionen, obwohl Moody’s erst kürzlich das Emittentenrating von “Baa1” auf “Baa2” senkte und den Ausblick zugleich auf negativ beließ.