Firmengründer von Gerry Weber gehen leer aus
Der insolvente Modekonzern Gerry Weber hat mit Robus Capital und Whitebox neue Investoren gefunden. Einstimmig votierte der Gläubigerausschuss in der Nacht zum Dienstag für die Investmentvereinbarung. Die Altaktionäre werden aus dem Unternehmen gedrängt.ab Düsseldorf – Der insolvente Modekonzern Gerry Weber hat sich mit wichtigen Gläubigern auf einen Weg aus der Insolvenz verständigt. Die Investmentvereinbarung zur Sanierung der Gesellschaft aus dem westfälischen Halle geht mit einer Kapitalherabsetzung auf null einher, wie Gerry Weber mitteilte. Damit verlieren die Firmengründer und ihre Nachfahren, die Familien Weber und Hardieck, alles.Konkret wurde mit Robus Capital, die sich kürzlich aus der Insolvenzmasse bereits den Einzelhändler Hallhuber einverleibt hatte, dem Hedgefonds Whitebox und einem nicht genannten Finanzierungspartner eine Investmentvereinbarung getroffen, wie der von Pluta Rechtsanwälte kommende Sachwalter Stefan Meyer vor der Presse erläuterte. Der Gläubigerausschuss habe dem Konzept einstimmig zugestimmt.Gemäß der Vereinbarung ist vorgesehen, dass die Investoren 49,2 Mill. Euro zur finanziellen Sanierung in das Unternehmen einschießen. Im Anschluss werden die Gläubiger vor die Wahl gestellt, in welchem Umfang sie sich an der Sanierung beteiligen wollen. Grundsätzlich können die Gläubiger zwischen einer Barabfindung, der Zeichnung einer Anleihe oder der Zeichnung einer Wandelanleihe wählen. Die Höhe des Forderungsverzichts, der den Gläubigern abverlangt wird, hängt letztlich von der gewählten Befriedigungsoption ab. Je weiter die Befriedigungsvariante vom Cash entfernt ist, desto geringer fällt der Forderungsverzicht aus.Wie Meyer ausführte, befanden sich bis gestern drei konkurrierende Angebote im Wettstreit. “Mit der heutigen Entscheidung hat sich jenes Angebot durchgesetzt, das nicht nur mit Blick auf die Gläubigerbefriedigung, sondern auch hinsichtlich der Transaktionsschnelligkeit und -sicherheit die beste Option darstellt”, lobte Meyer. Zu den konkurrierenden Bietern machte der Sachwalter keine Angaben; Familie Weber habe sich allerdings schon länger aus dem Prozess verabschiedet. Auch wenn die verschiedenen Insolvenzquoten erst noch errechnet werden müssten, lasse sich heute schon sagen, dass der Wert deutlich über dem Insolvenzdurchschnitt liegen werde. Diese Aussage gelte selbst für die Barabfindung, auch wenn sich die Insolvenzquote in diesem Fall nur im einstelligen Prozentbereich bewege. Gläubiger, die ihre Forderungen in neue Anleihen tauschten, müssten auf 60 % ihrer Forderungen verzichten. Wer über Wandelanleihen noch stärker ins Risiko gehe, komme besser weg. Zu berücksichtigen sei zudem, dass einige Assets aus der Insolvenzmasse noch zum Verkauf stünden.Bevor die Investmentvereinbarung wirksam wird, müssen die Gläubigerversammlungen die nun zu erstellenden Insolvenzpläne – einen für Gerry Weber International und einen für Gerry Weber Retail – noch absegnen. Die Versammlungen sollen nach den Vorstellungen von Meyer noch im dritten Quartal abgehalten werden. Mit einer Entlassung aus der Insolvenz wird für Anfang November kalkuliert.Wesentlicher Bestandteil des Insolvenzplans für die AG ist eine Kapitalherabsetzung auf null. Die anschließende Kapitalerhöhung werde in einem ersten Schritt vollständig von Robus und Whitebox gezeichnet. Ein Teil der neuen Aktien werde anschließend zur Bedienung der Wandelanleihen genutzt, die den für diese Option votierenden Gläubigern zur Verfügung gestellt werden. Insgesamt beliefen sich die Forderungen in der Gruppe auf etwa 300 Mill. Euro, sagte Meyer.An dem eingeschlagenen Sanierungskurs wird nicht gerüttelt, auch wenn Nachjustierungen nicht auszuschließen seien. Die neuen Hauptaktionäre setzten auf dem laufenden Restrukturierungskonzept auf, welches das derzeitige Management erarbeitet hatte. “Mit der Investorenvereinbarung haben wir eine hervorragende Zukunftsperspektive”, sagte Vorstandssprecher Johannes Ehling. Besonders erfreulich sei, dass die Vereinbarung noch vor Beginn der am 20. Juli beginnenden Ordermesse CPD abgeschlossen wurde. Das sei ein wichtiges Signal an die Kunden, die nun “angstfrei in die nächste Orderrunde gehen können”.