First Sensor feilt an der Marge
Von Helmut Kipp, FrankfurtMit einer neuen Strategie will First Sensor, die mit rund 150 Mill. Euro Jahresumsatz zu den mittelgroßen Sensorherstellern zählt, die Profitabilität deutlich verbessern. Lange kam die operative Marge kaum über wenige Prozent hinaus. Nun peilt das Berliner Unternehmen für das kommende Jahr eine Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) von 10 % an.First Sensor richtet den Fokus auf kundenspezifische Anwendungen, die für Großserienhersteller mengenmäßig wenig wirtschaftlich sind. Daher gilt der Wettbewerb als vergleichsweise gering. Die Hälfte des Umsatzes steuert das Segment Industrie bei, 30 % entfallen auf Mobilität und 20 % auf Medical. “Die Themen Digitalisierung und Konnektivität treiben die Märkte”, sagt der Vorstandsvorsitzende Dirk Rothweiler und verweist auf Trends wie Industrie 4.0 und autonomes Fahren, bei denen Sensorik eine Schlüsselrolle spielt. “Überall geht es um Daten. Um sie zu erfassen, braucht man Sensoren. Das verspricht überdurchschnittliches Wachstum für die Sensorhersteller.Befürchtungen, dass First Sensor als mittelgroßer Anbieter von den Massenherstellern einerseits und spezialisierten, flexiblen Kleinproduzenten andererseits zusammengepresst wird, weist Rothweiler im Gespräch mit der Börsen-Zeitung zurück: “Wir befinden uns nicht in einer Sandwichposition. Es gibt nur wenige Hersteller in unserer Größe. Wir sind im Markt eine Hausnummer und fest etabliert”, versichert der Manager, der seit Anfang 2017 an der Spitze des Unternehmens steht. “Starkes Signal”First Sensor kam in den Jahren 2012 bis 2016 auf ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 7,6 %. Im vergangenen Jahr gingen die Erlöse um 2 % auf 148 Mill. Euro zurück, da ein Großauftrag auslief. Allerdings wurde die Planspanne von 140 bis 145 Mill. Euro übertroffen. Die Ebit-Marge erreichte infolge eines dynamischeren zweiten Halbjahrs 7,1 % – prognostiziert waren 5 bis 6 %. Als “starkes Signal” wertet Rothweiler das dritte Quartal 2017, als First Sensor erstmals mehr als 10 % Ebit-Marge erzielte. Den Ausblick für 2018 will das Management bei der Bilanzvorlage und dem Kapitalmarkttag am 22. März präsentieren.In den Jahren 2012 bis 2015 bewegte sich die operative Umsatzrendite zwischen lediglich 0,9 % und 3,3 %. Die notorisch niedrige Profitabilität führt der Analyst Alexander Wahl von Warburg Research auf eine unzureichende Kapazitätsauslastung und operative Ineffizienzen zurück. Zudem seien viele Kunden zu klein gewesen, um sie wirtschaftlich mit maßgeschneiderten Lösungen zu bedienen.”Die Firma war nicht sonderlich ertragsstark in der Vergangenheit”, räumt auch Rothweiler ein. “Das wollen wir ändern.” Während das Management 10 % Ebit-Marge anpeilt, äußert sich Analyst Wahl in dem von First Sensor beauftragten Research zurückhaltender. Seine mittel- bis langfristige Margenannahme liegt bei 9 %. Skaleneffekte angestrebtUm dauerhaft höhere Renditen zu erreichen, hat das Management eine strategische Neuausrichtung aufgesetzt, deren Kern die Generierung von Skaleneffekten durch höhere Stückzahlen einzelner Produkte ist. Auftragsentwicklung und Projektanbahnung seien viel selektiver und stark auf Größenpotenziale ausgerichtet worden, berichtet Rothweiler. Diese Umsteuerung der Vertriebsmannschaft, die im vergangenen Jahr ausgerollt wurde und ab 2018/19 greifen soll, sei “eine richtungsweisende Weichenstellung”. Schlüsselkunden mit klarem Wachstumspotenzial würden weiter mit maßgeschneiderten Produkten beliefert. Kleine Stückzahlen würden hingegen statt mit individuellen Lösungen nun konsequenter mit plattformbasierten Standardsensoren bedient.Als strukturelle Wachstumstreiber gelten Fahrerassistenzsysteme und autonomes Fahren. Großes Potenzial verspricht sich Rothweiler vom Lichtradar LiDAR, für das First Sensor Avalanche Fotodioden liefert. “Für autonomes Fahren ist LiDAR zentral”, sagt der Firmenchef. Derzeit erzielt First Sensor knapp 10 % des Umsatzes mit LiDAR-Komponenten, die vor allem in Industrieanwendungen zum Einsatz kommen. Das Medical-Geschäft ist durch hochwertige Sensoren und stabile Kundenbeziehungen geprägt. Die Sensoren werden in der Beatmungskontrolle, der Dialyse, der Computertomographie oder in PET-Scannern eingesetzt. An der Börse bringt es First Sensor auf eine Bewertung von 268 Mill. Euro. 59 % der Aktien befinden sich im Streubesitz. Größter Aktionär ist mit 36 % die FS Technology Holding, ein vom Finanzinvestor Deutsche Private Equity verwalteter Fonds. Mehr KommunikationDurchaus wohl fühlt sich Rothweiler mit dem Aktienkurs, der sich seit Sommer 2017 verdoppelt hat. Den starken Anstieg führt er nicht zuletzt auf die breite Medienberichterstattung über das Thema autonomes Fahren zurück. Zudem honorierten Investoren die dynamischere Geschäftsentwicklung in der zweiten Jahreshälfte 2017. Und schließlich habe der Kapitalmarkt die neu aufgestellte Strategie positiv aufgenommen. Ohnehin sei die Kapitalmarktkommunikation offener und transparenter geworden.