Fitch stuft VW herab
Als dritte große Ratingagentur hat jetzt auch Fitch die Konsequenz aus der Dieselabgasaffäre und den Governance-Problemen von Volkswagen gezogen und das Rating gleich um zwei Stufen auf “BBB+” gesenkt. Der Ausblick bleibt negativ. Vorstand und Betriebsrat suchen derweil Wege für ein gemeinsames Vorgehen.po Frankfurt/Wolfsburg – Die Ratingagentur Fitch hat die Bewertung von Volkswagen gleich um zwei Stufen auf “BBB+” zurückgenommen. Der Ausblick für die Einschätzung bleibt negativ. Als dritte Ratingagentur reagiert damit auch Fitch auf die Manipulationen bei den Abgaswerten sowie auf die vergleichsweise schwache Unternehmensführung. Der jüngste Hinweis, dass nach dem Stickoxid-Thema bei Dieselmodellen in den USA nun auch CO2-Werte in Europa betrügerisch niedrig angegeben wurden, belege, dass die internen Kontrollen versagten. Zuvor hatten schon Standard & Poor’s und Moody’s ihre Ratings auf “A-” und “A3” gesenkt. Beide liegen damit aber noch eine Stufe höher als jetzt Fitch. Eiszeit im AufsichtsratZu Wochenbeginn tagten in Wolfsburg zunächst das Präsidium des Aufsichtsrats und anschließend der Aufsichtsrat in großer Runde. Die Atmosphäre beim Treffen am Stammsitz war mies, berichtete dpa-afx. “Die Stimmung ist scheiße”, lautete eine ungeschönte Beschreibung aus Teilnehmerkreisen. Als “Eiszeit” umschrieb es eine andere Stimme. Vor allem die Vertreter der Katar-Holding – des drittgrößten VW-Aktionärs nach den Familien Porsche und Piëch sowie dem Land Niedersachsen – hätten “einen richtigen Hals”, weil auch die Scheichs nun bemerkt hätten, dass bei VW Rekordprobleme statt Rekorddividenden anstehen. Zu allem Überfluss stieg Greenpeace VW am Montag auch noch aufs Dach: Über dem Haupteingang der Zentrale verkehrten Aktivisten den Werbeslogan “Das Auto” per Transparent zu “Das Problem”.Drinnen bei den Kontrolleuren berichteten die externen Prüfer der US-Kanzlei Jones Day über Details ihrer Arbeit. Insider beschrieben die Sitzung, die erst mit zweieinhalbstündiger Verspätung begann, als zäh. Immer wieder habe es Unterbrechungen und Beratungen gegeben. Schlechte VorzeichenDas Treffen stand ohnehin unter schlechten Vorzeichen, sah doch Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh die Arbeitnehmerinteressen bei den Planspielen des Vorstands zur Bewältigung der Abgas- und Imagekrise nicht hinreichend berücksichtigt. “Der Vorstand verkündet Sparmaßnahmen einseitig und ohne Grundlage”, hatte Osterloh gewettert. Zugleich schloss Osterloh auch erstmals einen Wechsel als Personalchef in den Vorstand aus – darüber war lange spekuliert worden (vgl. BZ vom 7. November).Der Ton seiner massiven Kritik am Top-Management verwunderte die Gegenseite, wie von dort verlautete. Gestern gingen beide Seiten wieder aufeinander zu und verabredeten, in den kommenden zehn Tagen eine Reihe von Gespräche führen zu wollen, “um einen gemeinsamen Weg für die Zukunft des Unternehmens zu bestimmen”. Konzernchef Matthias Müller stellte fest, “in der jetzigen, schwierigen Situation müssen wir gemeinsam Entscheidungen treffen, welche die Wirtschaftlichkeit genauso berücksichtigen wie die Beschäftigung”. Dabei wolle man die Prioritäten auf Zukunftsprodukte und Technologien legen – nicht auf Belegschaftsabbau. Osterloh bekannte sich zum neuen Vorstandschef: “Mit ihm werden wir den Weg in die Zukunft gehen, weil wir ihn als verlässlichen Partner sehen.” Vom neuen VW-Markenchef Herbert Diess hieß es, er wolle stärker an die Kostenstrukturen des Autobauers heran. Bei einem Besuch verschiedener Werke habe er sich ob der investierten Summen erstaunt. VW errichte Kathedralen, wurde kolportiert.Über Ergebnisse der Aufsichtsratssitzung wurde nichts bekannt. Das nächste Treffen der Kontrolleure lässt aber wohl nicht lange auf sich warten: Schon Ende November soll die kommende Sitzung anstehen. Dann geht es mit Schwerpunkt um die Investitionspläne bis 2020. 1 000 Dollar für US-KundenDem Unmut der amerikanischen Händlerorganisation über das Krisenmanagement aus Wolfsburg will der Autobauer jetzt mit einer Art Treueprämie von insgesamt 1 000 Dollar für betroffene US-Kunden begegnen. Von den 2,4 Millionen in Deutschland vom Abgasrückruf betroffenen Konzernmodellen müssen gut 540 000 aufwendig umgerüstet werden